2024-06-14T14:12:32.331Z

Analyse

Fünf Vereine, die in der Versenkung verschwanden

Von der Euphorie ist nichts geblieben

Einst wollten SC Rheinfeld, Germania Driesch und Rakete Holzbüttgen die etablierte Vereinswelt erobern. Inzwischen haben die Neugründungen ebenso wie die Fußballer von FSG Theo und FFS Grevenbroich den Spielbetrieb eingestellt.

Einst hatten sie hehre Ziele: "Wir wollen für den Stadtteil, in dem viele Zugezogene wohnen, etwas für die Identifikation tun, und das geht super über den Sport", sagte Thomas Rütten, als er sich 2007 mit einigen Mitstreitern aufmachte, dem wachsenden Dormagener Stadtteil Rheinfeld einen eigenen Sportverein zu schenken. Das ließ sich zu Beginn gut an. Die Fußball-Mannschaft spielte gleich um den Aufstieg in die Kreisliga B, Kinder und Jugendliche aus Rheinfeld strömten in den Verein, und nach kurzer Zeit gründete sich mit Badminton eine zweite Abteilung.

Nun, rund sechs Jahre später, ist der SC Rheinfeld wieder Geschichte. Nach der Anfangseuphorie ging es bereits 2010 bergab. Wegen interner Streitigkeiten abgewanderte Fußballer konnten kaum ersetzt werden, die Mitgliederzahl der Jugendabteilung stagnierte, und die Badmintonspieler hatten schon nach einem Jahr wieder aufgegeben.

Kein Einzelfall im Rhein-Kreis. Zahlreiche Vereine, die sich erst in den vergangenen 30 Jahren gründeten, sind mittlerweile von der Bildfläche verschwunden. Neben dem SC Rheinfeld gilt das für Rakete Holzbüttgen sowie Germania 04 Driesch. Auch bei Theo Neuss wird kein Fußball mehr gespielt. Und der FFS Grevenbroich-Süd, der vor drei Jahren erstmals wieder eine Mannschaft meldete und gleich in die Kreisliga B aufstieg, tritt diese Saison ebenfalls nicht mehr an.

Die Entwicklung sei "schon enttäuschend", sagt Rheinfelds Thomas Rütten heute, der das Aus des SC aber nicht überraschend findet: "Unser großes Problem war, dass wir nie einen eigenen Platz hatten." Erst teilten sich die Rheinfelder eine Anlage mit der Türkischen Jugend, dann ging es nach Delhoven. "Aber wir waren dort immer nur Gäste", erklärt Rütten, der einen weiteren Grund für den Niedergang in der fehlenden Bereitschaft der Mitglieder sieht, administrative Aufgaben zu übernehmen. So blieb letztlich alles an den vier Männern hängen, die den Verein gegründet hatten. Rütten selbst war zwischenzeitlich Vorsitzender, Abteilungsleiter, Kassierer, Trainer und Spieler in einer Person. Als sich die Vier zurückzogen, ging es bergab.

Ähnlich lief es bei Rakete Holzbüttgen. Der Verein, der wie die Nachbarn aus Driesch Mitte des vergangenen Jahrzehnts aus einem Freundeskreis entstand, startete ebenfalls euphorisch. "Die Holzbüttgener haben uns gut angenommen. Zwischenzeitlich hatten wir eine A-Jugend und bei den Senioren genügend Spieler für zwei Teams", sagt Heribert Dahmen, von 2005 bis 2010 Trainer bei Rakete. Bis zu 200 Zuschauer kamen zu Derbys oder Topspielen. Aber dann zog es viele Spieler für ihr Studium in andere Städte. Manche kamen zu den Spielen am Wochenende zurück, aber für die Organisation war niemand mehr zu haben.

"Die jungen Leute hatten das am Anfang alles selbst gemacht, und dann fanden sie keinen, der das Ehrenamt übernimmt", blickt Dahmen zurück. Der Unterschied zu älteren Vereinen, die auf jahrzehntealte Strukturen zurückgreifen können, wurde deutlich. Dahmen: "Man braucht einfach vier, fünf Leute, die im Hintergrund tätig sind."

Die gibt es beim FFS Grevenbroich-Süd und Theo Neuss zwar bis heute, allerdings nicht bei den Fußballern. Theo Neuss, einst von Schülern des Theodor-Schwann-Gymnasiums gegründet, feiert dieses Jahr gar sein 25-Jähriges, ist aber nur noch im Tischtennis aktiv. "Bei unseren Fußballern ging es kontinuierlich nach unten", sagt der Vorsitzende Bernhard Tauwel. Besonders die fehlende Jugend habe dem Verein zugesetzt. Vor jeder Saison sei die Frage aufgekommen, wie es weitergeht. Vor der aktuellen Spielzeit waren es nun endgültig zu wenige. Das Team wurde abgemeldet – und ist damit nicht allein.

Aufrufe: 026.2.2013, 19:15 Uhr
NGZ / f95Autor