So schön wie früher
Bekanntlich halten viele Vereine nicht viel von Futsal, trotzdem ging es in der Mehrzweckhalle und um sie herum zu wie bei einem guten alten Hallenturnier. Die ausgewiesenen Parkplätze reichten bei weitem nicht, auch die Tribüne war viel zu klein. Wer auf ihr keinen Sitzplatz bekam, stellte sich einfach in den Gang. Außerdem roch es nach Schweiß und es gab genug zu trinken — so viel hat sich durch den Futsal also gar nicht geändert. Auch bei der Musikauswahl vertraute die Turnierleitung auf Bewährtes: Rockklassiker dröhnten durch die Lautsprecher, wenn eine Mannschaft gerade ein Tor geschossen hatte oder die letzte Spielminute begann. Apropos Turnierleitung: Sie wurde von wirklich netten und gnädigen Herren besetzt. Nett, weil sie Falschparker ausrufen ließen, anstatt ihre Autos abzuschleppen. Gnädig, weil sie über eine Stunde nach der ersten Durchsage noch einmal zum Mikrofon griffen — die Feuerwehrzufahrt war noch immer blockiert. Freilich sprachen auch die Zuschauer in der Mehrzweckhalle viel über den Sinn und vor allem den Unsinn des Futsals, ein junger Mann brachte seine Meinung in einem prägnanten Satz — wenn auch ziemlich derb — auf den Punkt: „Scheiß auf den Futsal, aber in der Halle ist es einfach geil.“
Hofstetten trifft
Die Sportfreunde Hofstetten waren die Überraschungsmannschaft der Vorrunde. In Pleinfeld ließen sie sogar Favorit TV Hilpoltstein hinter sich, in Freystadt musste der A-Klassist bei aller Euphorie aber einsehen, dass die Zwischenrunde dann doch eine ganz andere Nummer ist. Nach den ersten beiden Spielen (siehe Ergebnisse) war das Turnier praktisch schon gelaufen, Hofstetten bekam acht Gegentore und traf selbst überhaupt nicht. Doch im letzten Spiel, also gegen Gastgeber TSV Freystadt, gelang doch noch ein Erfolgserlebnis. Das hatten die SF ausgerechnet einer der komischsten Futsal- Regeln zu verdanken: Wenn eine Mannschaft drei Foulspiele begannen hat, bekommt der Gegner für jedes weitere einen Zehnmeter zugesprochen. Weil es in der Begegnung ziemlich ruppig zur Sache ging, durfte Freystadt vier Mal zum Zehnmeter antreten — Hofstetten aber immerhin einmal. Das rechte schon, um sich mit dem Ehrentreffer aus der Halle zu verabschieden. In diesem Moment fanden die Sportfreunde Hofstetten den Futsal bestimmt, nun ja, geil.
Manager an der Seitenlinie
Mitunter nutzen Mannschaften die Hallenrunde, um Spielern, die auf dem Feld nicht so zum Zuge gekommen sind, ein bisschen Einsatzzeit zu gönnen. Dass ein Funktionär an der Seitenlinie steht, ist dagegen ungewöhnlich — aber in Freystadt so passiert. Die U23 des SV Seligenporten ist momentan auf Trainersuche, also dirigierte Teammanager Dieter Rebel die Mannschaft. Bei ihm handelt es sich um einen ziemlich berühmten Mann im Nürnberger Fußball, weil er erst als Abteilungsleiter des SV Süd ordentlich Geld in den Verein pumpte und später als Teammanager bei Dergahspor — in beiden Fällen wurde er vom Hof gejagt. Gerade wird Dieter Rebel im Neumarkter Fußball ziemlich berühmt, weil er wieder ordentlich Geld in den Verein pumpt, aber noch nicht vom Hof gejagt wurde. Ganz im Gegenteil, „ich genieße vom Vorstand vollstes Vertrauen, deshalb bin ich der Trainer für die Hallenrunde“, sagte er. Jeden könne man nicht an die Seitenlinie stellen, schob Rebel noch nach, es brauche schon einen Mann „der Hektik ertragen kann“. Oder die Hektik erst ins Spiel bringt: Mit 3:1 führte seine Mannschaft im letzten Gruppenspiel gegen den TSV Berching. Es lief die letzte Minute, Rebel forderte eine Auszeit. Warum? „Ich wollte für Unruhe sorgen. Und wenn man sieht, wie sich der Gegner und die Fans aufgeregt haben, hat das Time-Out seinen Zweck erfüllt.“
Göggis stehen auf
Natürlich wurde, wie es sich für ein ordentliches Hallenturnier auch gehört, auch in Freystadt „Ey Schiri“, „Komm, hör‘ doch auf“ und ähnliches von der Tribüne gerufen. Da waren Gesänge der Göggelsbucher eine schöne Abwechslung. „Steht auf, wenn ihr Göggis seid“, hallte es beispielsweise durch die Halle, wenn die DJK an der Reihe war. Ein ganzer Block stand auf und sang die Mannschaft unterstützt von ein paar Trommlern bis ins Halbfinale, das eigentlich eines von zwei Endspielen war, weil sich zwei Teams für die Endrunde qualifizieren dürfen.
Gut gegen Böse
Im ersten Halbfinale waren die Rollen schnell verteilt. Auf der einen Seite die Seligenportener U 23, der Nachwuchs eines Bayernligisten, der sich für das Mannschaftsfoto vor dem Spiel noch andere Trikots angezogen hatte. Auf der anderen Seite Kreisklassist DJK Göggelsbuch, dessen sympathischer Anhang für die Stimmung in der Halle zuständig war. Die gesamte Halle drückte dem Außenseiter die Daumen, bei jedem Konter war der Jubel lauter als die Rockklassiker aus den Lautsprechern. Es schien, als würde Gut gegen Böse spielen — und das taten sie ziemlich lange. Seligenporten war zwar überlegen, traf aber nicht ins Tor. Die DJK rettete sich tatsächlich ins Siebenmeterschießen. Wäre diese Kurzgeschichte ein Hollywoodfilm, sie würde mit einem Sieg der Göggelsbucher und der damit verbundenen Teilnahme an der Endrunde enden. Wenn Spieler des SV Seligenporten antraten, gab es für sie gellende Pfeifkonzerte. Trotzdem behielten sie die Nerven und versenkten einen Schuss nach dem anderen im Netz. Die Göggelsbucher vergaben dagegen zwei Versuche — Endstand 4:2 für Seligenporten. So gewann am Ende doch das Böse, pardon, der Favorit. Schön war‘s trotzdem — trotz oder gerade wegen Futsal.