2024-05-28T14:20:16.138Z

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F: Ralf Schmidt
F: Ralf Schmidt
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Der FSV Kreuzrath ist nur noch Geschichte. Der Vorstand hat den Verein „schweren Herzens“, wie Geschäftsführer Michael Faßbender sagt, aufgelöst. 2004 gegründet, hatte der FSV zwölf Jahre durchgehalten. Der Spielbetrieb war schon vor einigen Jahren eingestellt worden. Ausschlaggebend waren mehrere Gründe. So hatte der FSV keinen „Unterbau“. Im Dorf gibt es zwar Fußball begeisterte Kinder und Jugendliche. Es reichte aber nicht, um damit eine Altersklasse komplett besetzen zu können. „Wir haben großen Wert darauf gelegt, nicht in anderen Vereinen zu wildern“, sagt Faßbender.
Den Sportplatz hatten die Vereinsmitglieder in Eigenleistung erstellt. „Es war ein Acker“, blickt Faßbender zurück. Mit Arbeit, Zeit und Geld wurde daraus ein bespielbarer Platz gemacht. Den Rasen hatte man mit dem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Rasenmäher auch selbst auf die richtige „Halmlänge“ gebracht. In der alten Schule gab es Räumlichkeiten für den Verein und vor allem Duschen. Nach dem Umbau der Schule fielen die Duschmöglichkeiten weg. Die seien zwar versprochen worden. „Aber auf die erste Dusche warte ich immer noch“, sagt Faßbender. Und er kommt zu dem Schluss: „Das war der Anfang vom Ende.“ Der Verein hatte im Anbau der neuen Schule einen Zusatzraum, um das Material unterzubringen. Ohne Duschmöglichkeiten lief zwar auf dem Kreuzrather Platz der Trainingsbetrieb weiter. Die Spiele wurden aber auf dem Schulgelände in Gangelt ausgetragen. In Kreuzrath hatte man zwei Container am Platz hergerichtet, in denen auch die Getränke aufbewahrt wurden. Faßbender zog sonntags bei den Spielen mit dem Bollerwagen um den Platz, verkaufte Getränke und verschaffte dem Verein eine kleine Zusatzeinnahme. In Gangelt habe die Hälfte der Zuschauer, die zu den Spielen in Kreuzrath gekommen waren, gefehlt. „Wir hatten keine richtige Heimat mehr“. Obwohl der FSV den Spielbetrieb schon vor Jahren eingestellt hat, wurden immer noch Gebühren an Fußballverband und -kreis fällig. „Da es auf der anderen Seite keine Einnahmen mehr gab, wurde das Geld in der Kasse immer weniger“, schildert Faßbender. In den letzten beiden Jahren hätten die Vorstandsmitglieder aus eigener Tasche zahlen müssen. Jetzt zog man den Schlussstrich, hatte in der zweiten Auflösungsversammlung die dafür erforderliche Anzahl der Mitglieder erreicht. „Es tut schon sehr weh“, sagt der Geschäftsführer, der immer gehofft hatte, dass der Spielbetrieb vielleicht doch noch mal aufleben könnte. Weiter spielen jetzt noch die Alten Herren, die beim Gemeindepokal antreten – aber außer Konkurrenz. Faßbender erinnert sich noch an das erste C-Liga-Spiel 2005 in Breberen gegen den Nachbarn Birgden. „Vor 300 Zuschauern, und wir haben gewonnen.“ Größter sportlicher Erfolg sei der Aufstieg in die Kreisliga B im ersten Jahr gewesen. Doch es ging zurück in die C-Liga, und die besten Spieler, Norman Paulzen und Torwart Rene Meessen, wechselten. „Das konnte ihnen keiner verdenken“, hat Faßbender vollstes Verständnis. Vor der Auflösung hatte der Verein noch 42 Mitglieder. In Glanzzeiten seien es 70 gewesen. „Das halbe Dorf war dabei“, sagt Faßbender. Aus dem Sportplatz ist mittlerweile ein Bolzplatz geworden. Die Flutlichtlampen haben schon einen Abnehmer gefunden: der FC Viktoria Schalbruch, der den Spielbetrieb wieder aufnimmt. Und die sechs Masten, die die Kreuzrather damals von einem Platz im niederländischen Echterbosch erstanden hatten, sollen noch ausgegraben werden. Der Verein lebt weiter – in der Erinnerung und in vielen Anekdoten.

Bei Viktoria Schalbruch bereitet man sich intensiv darauf vor, in der neuen Saison wieder in den Kreisspielbetrieb einzusteigen. Seit drei Jahren gibt es wieder Jugendmannschaften. Im Rahmen des Jugendturniers wird auch ein Freizeitturnier für Herren- und Seniorenmannschaften ausgetragen. „Im Juli 2016 kam die Idee, ob wir eine Mannschaft zusammenbekommen“, sagt Vorsitzender Ralf Schmidt. Die Mannschaft war ganz schnell gefunden. Sie hat einen Kader von 23 Spielern und wird von Jürgen Schürmann trainiert. Seit Saisonbeginn trägt sie Freundschaftsspiele aus gegen C-Ligisten, die sonntags spielfrei sind. Zur neuen Saison erfolgt der Start in der Kreisliga D. Ziel ist es, sich zu etablieren. Der Verein umfasst etwa 100 aktive Mitglieder, darunter 50 bis 70 Jugendliche. Hinzu kommen 50 inaktive Mitglieder. Sie haben in der Vergangenheit alles dafür getan, den Verein am Leben zu erhalten, auch als der Spielbetrieb eingestellt wurde. „Der Sportplatz ist Vereinseigentum“, sagt Ralf Schmidt. Und für das Training kamen die Flutlichtlampen aus Kreuzrath gerade recht. „Unsere Beleuchtung war in die Jahre gekommen.“. In den vergangenen Monaten war der Verein auch mehrfach ausgezeichnet worden: mit dem Preis der Egidius-Braun-Stiftung für das Flüchtlingsprojekt – den Scheck bekam Ralf Schmidt vom DFB-Präsidenten Reinhard Grindel persönlich überreicht –, mit dem Preis des Landessportbundes für die Kooperation mit Grundschule und Kindergarten und mit dem FVM-Ehrenamtspreis, mit dem das große Engagement von Jürgen Schürmann gewürdigt wurde.

Aufrufe: 018.3.2017, 12:30 Uhr
AZ/ANAutor