2024-06-04T08:56:08.599Z

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Auch wenn es auf diesem Bild nicht so aussieht: Es geht wieder bergauf mit der SG 83 seit der Trennung von Guido Schillin­ger. Mit Patrick Frühwald will man zunächst den Klassenverbleib sichern. F: Zink
Auch wenn es auf diesem Bild nicht so aussieht: Es geht wieder bergauf mit der SG 83 seit der Trennung von Guido Schillin­ger. Mit Patrick Frühwald will man zunächst den Klassenverbleib sichern. F: Zink

Frühwald: Spiel-Beobachtung als erste Einheit

Seit Montag ist er bei der SG Nürnberg Fürth 1883 im Amt, seine Arbeit nahm der ehemalige Neustädter Coach schon einen Tag früher auf

Der Bezirksligist SG Nürnberg Fürth 1883 hat einen neuen Trainer. Bevor Patrick Frühwald aber das ers­te Training leitete, schaute er sich das 3:1 gegen Johannis 88 noch einmal fernab der Trainerbank an.

Pep Guardiola, der Trainer des FC Bayern München, bestellte sich, so konnte man es damals in der Zeitung lesen, vor seiner Zeit in München wäh­rend seines einjährigen „Sabbat­jahrs“ Videos in sein nobles Apparte­ment in New York. Profis, zweite Mannschaft, Jugendspiele. Eben alles, was nützlich sein könnte für die bevor­stehende Arbeit beim neuen Verein.

Guardiola konnte es sich auf seiner Couch in New York bequem machen, Patrick Frühwald dagegen fasste sich, mit Kugelschreiber und Notizblock bewaffnet, ein Herz und sah sich am Sonntagnachmittag das Spiel seiner neuen Mannschaft live vor Ort an - unter einem Baum, fernab des Publi­kums und scheinbar unbeobachtet. In nahezu jeder Spielszene zückte Früh­wald sein Notizblöckchen, wie es Trainer eben so machen, wenn sie etwas sehen, was ihnen nicht gefällt. Guar­diola macht das so, Van Gaal auch, Ewald Lienen sowieso.

Frühwald macht das jetzt auch wie­der. Ab dieser Woche übernimmt der 42-Jährige das Traineramt bei der SG 83 und tritt damit die Nachfolge des in der Vorwoche entlassenen Guido Schillinger an. „Wir haben gesagt, dass es sinnvoll ist, die Mannschaft erst ein bisschen kennenzulernen und mindestens eine Trainingswoche mit dem Team zu absolvieren. Das war auch der Wunsch des Trainers“, er­klärt Abteilungsleiter Thomas Bach die Tatsache, dass sein neuer Trainer zwar schon seit Mittwoch feststeht, er die erste Partie aber unter einem Baum und nicht auf der Trainerbank verfolgt hatte. Dort hatte gegen Johan­nis noch der zweite Abteilungsleiter und Interimstrainer Stefan Johannsen das Sagen. Der stand zwar ohne Stift und Zettel an der Linie, war am Ende aber auch erfolgreich. Mit 3:1 gewann die SG 83 auch ihr zweites Spiel unter der Interimslösung: „Wie man sieht, war es im Nachhinein zu Hundert Pro­zent die richtige Entscheidung“, sagt Bach.

Bereits nach dreizehn Minuten be­sorgte Sezer Ulus das 1:0. Und Julian Mandl wurde von Patrick Frühwald in der zwanzigsten Spielminute sicher­lich als neuer Freistoßschütze ins Notizbuch eingetragen. Sein sehens­werter Treffer bedeutete das 2:0. Nach dem Anschlusstreffer in der 33. Minute konnte die SG kurz vor Schluss noch einen Konter zum 3:1-Endstand abschließen. „Die Grundtugenden sind vorhanden hier. Einsatz und Kampf habe ich heute auf jeden Fall gesehen“, sagt der Beobach­ter Frühwald, der zunächst für eine Spielzeit an der Regelsbacher Straße unterschrieben hat und zuletzt beim Landesligisten TSV Neustadt/Aisch unter Vertrag stand.

Noch kein Blick ins Stadionheft

„Wir hatten eine klare Vorstellung von unserem neuen Trainer und genau diese Person hat uns jetzt zugesagt. Wir sind sehr zufrieden mit der Lösung“, sagt Bach, der nach dem ver­patzten Saisonstart einen Schluss­strich unter die Zusammenarbeit mit Guido Schillinger setzte: „Das tut uns sehr leid, aber es hat insgesamt nicht gepasst. Wir haben gemeinsam die Situation reflektiert und sind zu die­sem Schluss gekommen. Einstellung und Selbstvertrauen haben zuletzt ein­fach gefehlt“, sagt Bach über die Gründe der Trennung von Guido Schillinger, der auf Nachfrage keinen Kommentar mehr zu seiner Entlas­sung abgeben wollte.

Der Blick ist beim Ex-Trainer, wie auch bei der SG 83, schon wieder in die Zukunft gerichtet. Das Selbstver­trauen aus den vergangenen beiden Spielen möchte Frühwald möglichst für seine Premiere an der Linie mit­nehmen, „aber“, sagt er, „es zählt jetzt erst mal nur der Klassenerhalt.“ Damit das klappt, hat er unter sei­nem Baum ja schon einmal möglichst viele Informationen gesammelt. Ledig­lich Stadionhefte scheinen an diesen entlegenen Ecken des Sportplatzes keine auszuliegen - und so wirkte Frühwald, angesprochen auf sein neu­es Engagement, dann doch etwas über­rascht: „Wie kommen Sie eigentlich darauf?“, fragte er etwas verdutzt. „Ach so, das Stadionheft habe ich noch gar nicht gelesen.“ Er war auch zu beschäftigt. Mit dem Spiel und sei­nem Notizblöckchen.

Aufrufe: 016.9.2014, 13:23 Uhr
Micha SchneiderAutor