2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Melf-Ove Friese (untere Reihe, 4. von links) zeigte vorbildliches Fairplay. Quelle: Verein.
Melf-Ove Friese (untere Reihe, 4. von links) zeigte vorbildliches Fairplay. Quelle: Verein.

Friedrichstädter stellt Fairplay über den eigenen Erfolg

In der Kreisklasse A Nordfriesland erzielt Melf-Ove Friese ganz bewusst ein Eigentor und sagt: „Für mich war klar, dass ich das Ding mache“

Woche für Woche kämpfen Fußballvereine in Profi- und Amateurligen um Tore, Punkte und Titel. Der Sport steckt voller Emotionen: Freude, Jubel und Tränen – trotz Wettkampf und Rivalität soll der sportlich faire und respektvolle Umgang gewahrt werden. Zwar ist Fairplay in den Regularien des Sports nicht eingefordert, dennoch ist es eine Selbstverständlichkeit. Auch für Melf-Ove Friese, der bei der SG Friedrichstadt-Seeth/Drage (Kreisklasse A) spielt, ist Fairplay eine Selbstverständlichkeit. Dies bewies der 24-Jährige bei der Partie gegen die SG Langenhorn-Enge. Was war passiert?

In der Partie, die im Arno-Ohlsen-Stadion ausgetragen wurde, führte der Tabellensechste aus Langenhorn durch den vierten Saisontreffer von Jan Niklas Hansen mit 1:0 (23.). Kurze Zeit später verletzte sich Friedrichstadts Maximilian Köster, ein Langenhorner Akteur spielte den Ball über die Seitenauslinie, um dem Verletzten die Möglichkeit zur Behandlung zu geben. Den folgenden Einwurf warf ein Langenhorner Akteur zum Friedrichstädter Kim Dirk Christiansen. Ein Vorgang, wie er an jedem Wochenende in Profi- und Amateurliga gang und gäbe ist. Christiansen steht an der Mittellinie – mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Mit einem hohen Pass wollte er dem derzeitigen Tabellen-Sechsten den Ballbesitz überlassen. Allerdings: „Er drischt den Ball aus 50 Metern zum Langenhorner Torwart zurück“, erklärte Gäste-Trainer Torsten Reimers die Situation.

Bevor Schlussmann Finn Haamel den Ball unter Kontrolle brachte, sprang dieser vor ihm auf, flog über den überraschten Keeper hinweg und schlug hinter dem 19-Jährigen zum 1:1-Ausgleich ein. „Für dieses Tor kann keiner was. Der Wind hat den Ball getragen, die Witterungsbedingungen haben ihr Übriges getan“, meinte Reimers. „Alle standen auf dem Platz, aber keiner wollte etwas sagen“, so der Coach des Kreisliga-Absteigers. Doch wie geht es nun weiter? Schiedsrichter Matthias Saathoff (SV Frisia 03 Risum-Lindholm) musste den Treffer laut Reglement anerkennen, schließlich hatte Christiansen bei seiner Fairplay-Rückgabe gegen keine Regularien verstoßen. Ratlose Gesichter bei den 22 Akteuren und den Zuschauern, die sich die Begegnung bei Temperaturen um den Gefrierpunkt anschauten. Mit dem Spielstand von 1:1 weiterspielen? In einer kleinen Runde am Mittelkreis berieten sich die beiden Kapitäne Philipp Belgardt (SG Langenhorn/Enge), Jan-Hendrik Müller (SG Friedrichstadt-Seeth/Drage) und Schiedsrichter Saathoff über das weitere Vorgehen.

Nach kurzer Verhandlungspause führte Langenhorn den Anstoß aus, spielte den Ball zu Melf-Ove Friese, Defensivakteur der Gäste. Der 24-Jährige drehte sich mit dem Ball um die eigene Achse, lief auf das eigene Gehäuse zu und stellte mit einem Eigentor den alten Rückstand wieder her. „Zunächst wollte meine Mannschaft nicht, dass wir ein Gegentor zulassen, da es für sie ein Torwartfehler war. Aber für mich war klar, dass ich das Ding mache“, sagte Melf-Ove Friese. „Wir spielen in einer Liga, wo es nur um Punkte und nicht um Geld geht“, meint Friese. Am Ende verliert die SG Friedrichstadt-Seeth/Drage die Partie mit 3:4.

„Ich spiele seit 21 Jahren Fußball, aber so will ich kein Spiel gewinnen“, macht der Eigentorschütze deutlich. Mit seinem vorbildlichen Verhalten hat Friese eindrucksvoll gezeigt, dass das sportliche Miteinander über dem Ergebnis steht.
Aufrufe: 030.11.2016, 19:30 Uhr
SHZ / Jonas BargmannAutor