2024-04-24T13:20:38.835Z

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Sylë Hasani, der neue Vorsitzende des FC-Friedlingen   | Foto: SENF
Sylë Hasani, der neue Vorsitzende des FC-Friedlingen | Foto: SENF

"Friedlingen braucht den FC"

Sylë Hasani will den Traditionsverein wieder in ruhigere Fahrwasser steuern.

Sein Programm als neuer Vorsitzender des FC Friedlingen hat Sylë Hasani am Sonntag, einen Tag nach seiner Wahl, bereits der A-Jugend des Vereins in der Kabine ganz deutlich formuliert. Vier Wünsche, so erklärte er den Kickern, habe er an sie: dass sie Respekt vor ihren Eltern hätten, sich in der Schule anstrengten, dass sie sich für den FC Friedlingen einsetzten, weil der das als Traditionsverein in jeder Weise verdient habe, und vor allem dass sie nun raus gingen und gewinnen - der letzte Wunsch erfüllte sich am Sonntag noch nicht. Aber das hat Sylë Hasani nicht von seiner Hoffnung abgebracht, dass er den FC mit der Zeit in ruhigere Fahrwasser führen kann.
Eher zufällig, so schildert der 64-Jährige, sei er zu dem Amt gekommen. Beigetreten ist er dem Verein nämlich erst vor wenigen Wochen. Zuvor habe er den FC als Fußballfan besucht. "Seit ich wieder in Friedlingen wohne, bin ich immer wieder zu den Heimspielen gegangen. Da war nicht zu übersehen, dass es nach der Sommerpause und dem tollen Aufstieg der ersten Mannschaft mit einem Schlag nicht mehr rund lief." Dass der Kader der Ersten bröckelte, die Motivation fehlte und auch die Spieler der Zweiten wenig Freude daran fanden einzuspringen, wurde immer mehr zu einer Belastung - für die Spieler, die stetig frustrierter wurden, aber nicht weniger für den Vorstand um Sascha Senger. Das Gremium zog am vergangenen Samstag aus der Situation seine Konsequenzen und trat nahezu geschlossen von allen Ämtern zurück.

"Die Unzufriedenheit hat bei einigen Spielern dazu geführt, dass sie ihren Frust auch am Vorstand ausgelassen haben", schildert Hasani die Situation. "Vieles, was da geschwätzt und als Gerücht verbreitet wurde, ist aber so offensichtlich falsch und dumm, dass man das gar nicht ernst nehmen kann", kommentiert Marianne Jackowski, die als Schriftführerin als Einzige aus dem alten Vorstand ihr Amt behalten hat, die Entgleisungen. "Ich würde mich riesig freuen, wenn Sascha Senger wieder zu uns kommt", erklärt auch Hasani.

Seine Aufgabe sieht er nun darin, den Verein wieder zusammenzuführen. "Hier müssen alle spüren, dass wir an einem Strang ziehen und dass wir in Friedlingen den FC brauchen", so Hasani. Viele andere Möglichkeiten gebe es für die Kinder und Jugendlichen in dem Stadtteil schließlich nicht.

Sein Hintergrund und seine Lebenserfahrung als Gastarbeiter, der vor 44 Jahren aus dem Kosovo kam, so seine Hoffnung, könnte ihm die Möglichkeiten geben, mit den verschiedenen Mentalitäten und Kulturen, die im FC Friedlingen aufeinander treffen, zurecht zu kommen und für den Verein zu begeistern. Ein besonderes Anliegen ist ihm dabei, dass der FC wieder bei der deutschen Bevölkerung in Friedlingen an Akzeptanz gewinnt.

"Das ist aber nichts, was man mit einem Schritt erreichen kann", weiß Hasani. Zwei, drei Jahre, so schätzt er, werde man dazu brauchen, zumal der gesamte Vorstand sich nun erst einmal in die neuen Aufgaben einarbeiten müsse.

Seine besondere Sympathie für den etwas anderen Fußballverein in Friedlingen hätte der damalige Vorsitzende Franz Karle geweckt - quasi als Kollege, als Hasani den früheren jugoslawischen Fußballverein in Lörrach leitete. Mit 20 Jahren war er als gelernter Schreiner nach Deutschland gekommen. "Auch wenn Jugoslawien von außen wie eine Demokratie aussah, gab es Unterdrückungen und Unrecht. In Deutschland darf man sich frei äußern und denken", schildert Hasani seine Beweggründe. Für Sylë Hasani führte das dazu, dass er sich zu engagieren begann: Zunächst bei Amnesty International, dann bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Seit 1984 dolmetscht er am Amtsgericht in Lörrach und ist den Umgang mit Sorgenkindern seit vielen Jahren als Verfahrensbetreuer in schwierigen Fällen beim Jugendamt gewohnt. Nach dem Kosovo-Krieg begleitete er die Hilfstransporte des DRK. So sehr er im Markgräflerland auch eine neue Heimat gefunden hat, so sehr weiß er doch aus seiner eigenen Biografie von den Schwierigkeiten des Lebens als Migrant - ein Vorteil, der auch bei den Jugendlichen des FC schon Anerkennung gefunden hat.
Aufrufe: 012.11.2014, 00:00 Uhr
Ulrich Senf (BZ)Autor