2024-04-29T14:34:45.518Z

Halle
Der Star des Abends: Aubrey Bledsoe, Torhüterin von Fortuna Hjørring, nimmt nach zwei Paraden im entscheidenden Neunmeterschießen die Glückwünsche ihrer Teamkolleginnen entgegen. Foto: Andreas Zobe
Der Star des Abends: Aubrey Bledsoe, Torhüterin von Fortuna Hjørring, nimmt nach zwei Paraden im entscheidenden Neunmeterschießen die Glückwünsche ihrer Teamkolleginnen entgegen. Foto: Andreas Zobe

Fortuna Hjørring gewinnt im siebten Anlauf

Der dänische Abonnementsmeister siegt im Finale des Internationalen Hallenturniers des TuS Jöllenbeck mit 3:2 nach Neunmeterschießenrngegen den Vorjahressieger Bayer Leverkusen. Potsdams Trainer-Ikone Bernd Schröder nimmt mit einem dritten Platz Abschied

Aller guten Dinge sind im Fall von Fortuna Hjørring sieben. Ein halbes Dutzend Mal hatte der Klub aus dem 25.000-Einwohner-Städtchen in Nordjütland schon am Internationalen Frauenfußballturnier des TuS Jöllenbeck teilgenommen, mehr als eine Finalteilnahme in 2006 war bislang nicht herausgesprungen. Doch im siebten Anlauf konnten die Däninnen dank eines 3:2-Finalerfolgs nach Neunmeterschießen über Vorjahressieger Bayer Leverkusen den Siegerpokal der Sparkasse Bielefeld endlich mit nach Hause nehmen. „Ich habe schon gedacht, dass wir diesen Pott nie gewinnen“, meinte Trainer Brian Sörensen. Doch nach einem von der Taktik geprägten Finale hatte Hjørring das bessere Ende für sich.

Nach dem entscheidenden Fehlschuss der Leverkusenerinnen stürzten sich Fortunas Spielerinnen auf ihre Torhüterin Aubrey Bledsoe: Die US-Amerikanerin parierte zwei von drei Neunmetern des Bayer-Teams und bestätigte somit eindrucksvoll ihre Wahl zur besten Torfrau des Turniers. Während des Endspiels hatte sie dagegen recht wenig zu halten bekommen, da beide Mannschaften sehr vorsichtig agierten, um sich bloß keinen Konter einzufangen.

„Wir hatten gesehen, wie Essen den Leverkusenerinnen im Halbfinale ins offene Messer gelaufen ist, und deshalb die Devise ausgegeben, den Ball sicher in den eigenen Reihen zu halten“, erklärte Sörensen. Diese Taktik ging weitestgehend auf, der einzige Gegentreffer der Däninnen, die zunächst durch Sarah Dyrehauge in Führung gegangen waren, resultierte aus einem Eigentor. In der zweiten Halbzeit neutralisierten sich dann beide Teams komplett, so dass es am Ende Aubrey Bledsoe richten musste.

Das schönere Spiel war auf jeden Fall das „Kleine Finale“ um Platz drei, in dem sich die Bundesligisten Turbine Potsdam und SGS Essen beim 7:2 einen offenen Schlagabtausch lieferten. In diesem Duell der enttäuschten Gruppensieger, die im Halbfinale jeweils an den Gruppenzweiten gescheitert waren, schoss sich zumindest Potsdam den Frust von der Seele und bescherte so Trainer-Ikone Bernd Schröder bei seinem letzten Auftritt in Jöllenbeck doch noch einen halbwegs versöhnlichen Abschied.

„Unter solchen Niederlagen leide ich wie ein Hund. Es wird Wochen dauern, bis ich mich davon erholt habe“, sagte der 74-Jährige augenzwinkernd zum 0:3 im Halbfinale – es gibt sicherlich wichtigere Ereignisse in seinem Leben. Bei der Verabschiedung durch die Jöllenbecker Organisatoren drückte der alte Haudegen indes eine kleine Träne weg, als ihm Hallensprecher Rolf Kosmann mit den Worten: „Ohne dich, Bernd, wäre unser Turnier nicht das geworden, was es heute ist“, allerhöchstes Lob zollte. Schröder macht im Sommer nach 45 Jahren bei Turbine Potsdam Schluss.

Ohne Sieg, ja sogar ohne Punktgewinn blieb an beiden Tagen der Turnierneuling Benfica Lissabon. „Wir haben noch nie eine Veranstaltung dieser Klasse besucht und noch nie mit einer Rundum-Bande gespielt“, erläuterte Trainer Pedro Bouças, warum sein Team erkennbare Schwierigkeiten mit dem Hochgeschwindigkeitsfußball der anderen Mannschaften hatte. Trotzdem sei die Teilnahme ein großes Erlebnis gewesen, „vor allem, weil die meisten meiner Spielerinnen vorher noch nie Schnee gesehen hatten“. Dementsprechend aufgeregt kickten sich die Portugiesinnen am Samstag vor der Halle ein paar Bälle auf dem weißen Untergrund zu und schossen eifrig Selfies.

Dass fehlende Klasse jedoch kein Hinderungsgrund für Sympathiekundgebungen sein muss, bewies das wir immer faire Jöllenbecker Publikum. Die gut 1.500 Zuschauer, die die Veranstaltung insgesamt besuchten, beklatschten jeden Treffer des Außenseiters und feuerten ihn immer wieder an.

Aufrufe: 018.1.2016, 10:38 Uhr
Hans-Joachim KasperAutor