Mit dem 1. SC Feucht ist ein Schwergewicht des gehobenen Amateurfußballs zurück in der Bayernliga - und wie. Der Aufsteiger hat sich in Windeseile wieder zurechtgefunden in der 5. Liga. Die Mittelfranken zählen zu den positiven Überraschungen der Saison - zumindest für Außenstehende. Für Trainer Florian Schlicker nicht. Warum, das erklärt der 41-Jährige im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel.
Florian, wie fühlt es sich an, Trainer der unbeliebsten Mannschaft der Bayernliga Nord zu sein?
Unbeliebt ist das falsche Wort. Ich würde eher unangenehm sagen. Und das ist ein Attribut, das man als Aufsteiger braucht. In der Bayernliga, die sehr körperbetont ist, muss man dagegenhalten. Vielleicht ist es angesichts dessen sogar ein komplett, als unangenehm beschrieben zu werden.
Feucht ist für seine harte Gangart am Rande der Legalität bekannt. Siehst Du das ähnlich?
Kann ich nicht abschließend beantworten. Wir definieren uns eher über das Spielerische, legen einen großen Wert auf fußballerische Lösungen. Sicherlich haben wir aber auch 2,3 Spieler, die mal dazwischenhauen können.
Galligkeit, Aggressivität, Leidenschaft – sind das Dinge, die ein Trainer lehren kann? Ist das der typische Schlicker-Stil?
Ich glaube, ich war auch kein lammfrommer Spieler (schmunzelt). Deswegen mage ich es als Trainer schon auch, dass es mal kracht. Lehren kann man das wohl nicht, eher vorleben. Das ist Einstellungs-Sache.
Bist Du mehr oder weniger auf den Charakter Deiner Spieler angewiesen, nachdem Du Deinen Spielstil ausrichtest?
Man muss schon schauen, welchen Kader man hat und welche Möglichkeiten in der Folge. Dementsprechend muss man seinen Spielstil anpassen und ausrichten. Überspitzt gesagt: Hätte ich elf brave Spieler, würden wir anders spielen als wie wenn ich eine Mischung habe, was bei Feucht der Fall ist.
Eure ekelhafte Spielweise hat mit dazu beigetragen, dass Ihr als Rangachter zu den positiven Überraschungen der Saison gehört. Überrascht Dich das bishere Abschneiden als Aufsteiger?
Nein, nicht wirklich. Unsere fußballerische Spielweise hat uns da hingeführt, wo wir hingehören. In den Spielen, in denen wir Punkte geholt haben, hatten wir den deutlich besser erkennbaren fußballerischen Ansatz. Ich kann inzwischen meinen Kader gut einschätzen, auch die Liga kenne ich gut. Von daher überrascht mich unser Abschneiden nicht.
Wie schätzt Du das Nivau der Bayernliga Nord nach fast zwei Drittel der Saison ein?
Eine schwierige, weil sehr ausgeglichene Spielklasse. Jeder Gegner muss erst einmal bespielt werden. Es gibt keine Punktelieferanten. Die Tagesform ist oft maßgeblich.
Feucht hat eine große Vergangenheit. Sind die früheren Erfolge für die derzeitige Mannschaft Last oder Motivation?
Die Hochphase von Feucht hat der ein oder andere sicher noch im Kopf. Die Spieler sind aber wohl zu jung, um diese Zeit mitbekommen zu haben. Insofern spielt die Vergangenheit keine große Rolle - weder im positiven noch negativen Sinne.
Sind ähnliche Leistungen wie Anfang der 2000er perspektivisch möglich mit der aktuellen Mannschaft, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen?
Wir haben sehr, sehr gute Rahmenbedingungen und ein gutes Umfeld in Feucht. Manfred Kreuzer und Michael Schmidt leisten eine hervorragende Arbeit. Wir tun gut daran, uns auf die Gegenwart zu konzentrieren. Wir sind in der Bayernliga sehr gut aufgehoben. Es gilt, sich in dieser Liga erst einmal zu etablieren.
Kommen wir zu Dir persönlich: Wenn Du wählen dürfest – was wärst Du lieber: Spieler oder Trainer?
Auf jedem Fall Spieler - auch wenn diese Zeit schon etwas zurückliegt. Aber diese Zeit war unbeschwerter. Man geht raus und spielt sein Spiel. Als Trainer ist man ab und an etwas hilflos. Natürlich kann man eingreifen. Aber letztlich ist man darauf angewiesen, dass die Jungs das umsetzen, was man ihnen vorgibt.
Der Übergang vom einem zum anderen verlief bei Dir fließend. War das gut, weil Du so immer im Geschäft geblieben bist – oder wäre im Nachhinein eine Pause sinnvoller gewesen?
Für mich war's super. Den Sprung in den Trainerbereich gleich auf Regionalliga-Ebene zu schaffen, ist hervorragend. Diese Chance bekommen nur sehr wenige.
Als Spieler und auch schon als Trainer warst Du an der Schwelle zum Profibereich – ist es Dein Ziel, hauptberuflich Coach zu sein?
Sicherlich hatte ich zu Beginn meiner Trainerkarriere den Traum, es in den Profibereich zu schaffen. Inzwischen gefällt mir die Mischung aus Berufsleben und Fußball als Hobby sehr gut.
Erzähl uns abschließend noch, wie Du Dir Deine Zukunft vorstellst...
Ich hoffe, dass wir das Projekt mit Feucht erst einmal weiter vorantreiben können. Wir wollen uns in der Bayernliga etablieren. Ich fühle mich aktuell pudelwohl beim SC. Alles Weitere wird sich ergeben...
Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.