2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Patryk Kubek

Florian Pick: Der wilde Wittlicher ist gereift

Lauterns Linksaußen hat aus Fehlern früherer Jahre gelernt. Der 23-Jährige hofft noch auf den Durchbruch.

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Für das Interview mit fupa ist die Spielerbank im Fritz-Walter-Stadion okay. Ein bisschen Schutz vor der Sonne kann nicht schaden. Während der Drittliga-Saison aber will Florian Pick vom 1. FC Kaiserslautern dort eher selten Platz nehmen. Sein Ziel nach zwölf Einwechslungen und 17 Start­elf-Einsätzen in der Vorsaison: Stammkraft auf der Linksaußen-Position.

Zum Saisonstart gegen Unterhaching (1:1) hat das schon mal geklappt – zudem ist Pick ein schöner Treffer gelungen. Einen drauf gesetzt hat er nun mit zwei Toren beim 3:1-Auswärtssieg des FCK in Großaspach.

Dies muss der gebürtige Wittlicher nun bestätigen, der über die JSG Wittlich (damaliger Trainer: Andreas Scheibe) und Eintracht Trier (Coach Reinhold Breu) erstmals 2011 zum FCK gekommen war – damals in die U 17. Das Gedränge im Mittelfeld ist groß. „Wir haben einen richtig guten Kader und sind top aufgestellt. Ich will dem Trainer meine Argumente liefern – mit Technik und Abschlussstärke“, sagt Pick.

Der Flügelspieler, 1,76 Meter groß und wendig, kann sich gut im Eins-gegen-eins durchsetzen und ist schnell am Ball. Arbeiten muss er an seiner Defensivarbeit und der Entscheidungsfindung: „Wenn ich mal eine Aktion vergeigt habe, muss ich das schneller abhaken und ins Umschaltspiel kommen. Und ich muss bei Toren und Assists eine Schippe drauflegen“, sagt Pick, dessen Karriere bislang nicht linear verlief.

2013 wechselte er aus der U 19 des FCK in die Schalke-Jugend. Er spielte mit den heutigen Topstars Leroy Sané und Thilo Kehrer zusammen, trainierte unter Deutschlands Top-Jugend-Coach Norbert Eltgert. Pick eckte an – und verspielte sich damit Chancen: „Ich habe den einen oder anderen persönlichen Fehler gemacht, durch die es dann nicht weiter nach oben ging. Ich war damals vom Kopf her noch nicht reif genug, um die Möglichkeiten zu sehen, die kommen könnten.“

Pick nimmt kein Blatt vor den Mund – ein Charakterzug, der ihm als Fußballer manchmal geschadet hat. Aus der Schulmannschaft flog er einst einmal raus – warum genau, weiß Pick heute nicht mehr. Doch er hat eine Ahnung: „Wahrscheinlich wegen meines Verhaltens. Ich habe als Kind viel Schabernack gemacht. Meine Mutter habe ich ab und zu in den Wahnsinn getrieben.“ In jungen Jahren hatte er daraus noch nicht so richtig gelernt. Den entscheidenden Denkzettel erhielt er bei Schalke 04. Pick: „Dort wurde ich suspendiert, weil ich mich vom Trainer nicht habe einwechseln lassen. Da habe ich gemerkt: Oh, es kann ganz schnell vorbei sein. Du kannst in dem Geschäft sehr schnell fallen.“

Picks wilde Jahre – er verpasste sich in Reminiszenz an sein damaliges Vorbild Stephan El Shaarawy kurzzeitig eine Irokesenfrisur und kaufte sich einen Audi A 5 Coupé, den er mattschwarz folieren ließ – waren vorbei. 2016 die Rückkehr von Schalke II zu Lautern II. Eine einjährige Ausleihe zum 1. FC Magdeburg und das vergangene Drittliga-Jahr in Lauterns erster Mannschaft haben Pick, der aktuell einen Golf VI fährt, weiter gebracht. Und Freundin Rebekka hilft, geerdet zu bleiben. „Wir sind seit knapp drei Jahren zusammen. Sie ist das Gegenteil von mir, ein ruhiger Mensch. Durch sie bin ich ein großes Stück gereift. Mit ihr habe ich den Jackpot gewonnen“, sagt Pick, der die vergangenen beiden Jahre als sportlich extrem wichtig einstuft: „Ich habe verstanden, um was es geht und was ich mit meinen Möglichkeiten noch erreichen kann. Ich will noch mal höher spielen. Das ist mein Ziel.“

Am liebsten mit dem FCK, bei dem er mit seinen gerade mal 23 Jahren bereits als Identifikationsfigur positioniert wird. „Das ist natürlich schon eine Bürde. Aber ich nehme die Rolle an. Ich bin ein Spieler, der sich nicht groß verstellt und sich mit dem Verein identifiziert. Ich war früher Balljunge im Stadion – zu der Zeit, als Florian Dick vom Karlsruher SC zum FCK gekommen war. Ein Jahrzehnt später durfte ich mit ihm zusammenspielen. Das ist etwas Einzigartiges“, schwärmt Pick, der sich mit einer Vertragsausweitung bis 2021 an die Pfälzer gebunden hat: „ Ich bin der Meinung, dass etwas Gutes im Aufbau ist. Ich glaube daran. Der Verein liegt mir, ich komme aus der Gegend. Es macht einfach Spaß“, sagt der Wittlicher, der seine Fans auf Instagram auch schon mal als „Picki11“ grüßt – ein Kombination aus seinem Spitznamen und seiner Rückennummer beim FCK.

Stammgäste bei den Heimspielen auf dem Betzenberg sind Picks Eltern, die in Wittlich-Wengerohr leben. „Sie haben mich immer unterstützt und treiben mich an“, charakterisiert Pick sie als Rückhalt, Ratgeber und wichtige Kritiker. Pick besuchte die Grundschule in Wengerohr und dann bis zur neunten Klasse das Cusanus-Gymnasium in Wittlich. Zu seiner Schalker Zeit machte er das Fachabitur an der Berufsbildenden Schule. Alsbald will Pick ein Sportmanagement-Studium ins Auge fassen: „Mein Plan A war immer Fußball. Doch wenn man wie ich jetzt Anfang/Mitte 20 ist, sollte man einen Plan B in der Tasche haben. Man weiß nie, was passiert, wenngleich ich hoffe, noch den richtigen Durchbruch zu schaffen.“

Und schafft der FCK in dieser Saison den ,Durchbruch‘ zurück in die zweite Liga? Pick bleibt bei aller Überzeugung vorsichtig: „Wir haben einen super Kader, aber die Liga ist brutal. Viele Mannschaften reklamieren das Ziel Aufstieg für sich. Hinzu kommen Teams, die unterm Radar fliegen. Eine wirkliche Saisonprognose ist erst nach ersten zehn Spielen möglich.“

Bis dahin wird der FCK bereits mehrere Kracher-Heimspiele bestritten haben – gegen Ingolstadt, Braunschweig, Mannheim und Magdeburg.

Aufrufe: 027.7.2019, 16:53 Uhr
Mirko BlahakAutor