2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Meiki Graff

FC Mettmann: "Für die Zukunft fehlen fast ganze Jahrgänge"

Die Corona-Krise macht den Fußballvereinen im Nachwuchsbereich mächtig zu schaffen. Der FCM 08 bildet da keine Ausnahme.

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xIn der Stadt Mettmann liegt er bei der Anzahl der Jugend-Teams weit vor seinen beiden städtischen Konkurrenten ASV Mettmann und ME-Sport.

„Wir hatten vor einigen Jahren sogar über 20 Mannschaften bei den Junioren- und Juniorinnen für den Spielbetrieb gemeldet“, berichtet Christian Bartsch. Der seit Jahren bei verschiedenen Mettmanner Klubs im Juniorenbereich tätige Sportliche Leiter weist darauf hin, dass die bewusst gesteuerte Reduzierung der Mannschaften vor allem aus Gründen fehlender Spielflächen erfolgt sei. „Die Hauptrainingszeit bei den Jugendlichen beginnt zumeist gegen 18 Uhr. Da ist es schwer, auf den beiden Kunstrasenplätzen des Sportzentrums Auf dem Pfennig alle Mannschaften unterzubringen. Da ist an den Trainingsabenden schon Improvisationstalent gefragt.“

Auch am Wochenende ist das Gedränge groß, wenn viele Jugend-Teams Heimspiele haben. Da muss zuweilen auch auf die Anlage des Sportplatzes am Heinrich-Heine-Gymnasium ausgewichen werden. „Samstags haben wir oft von 10 Uhr bis 18 Uhr auf den Kunstrasenplätzen Spielbetrieb“, betont Bartsch, der gerade diesen Spielbetrieb in der jetzigen Zeit bitter vermisst. „Wir konnten in den letzten knapp drei Wochen zumindest einen eingeschränkten Trainingsbetrieb für unser Jungen und Mädchen anbieten. Es war regelrecht zu spüren, wie glücklich die Kinder und Jugendlichen waren, endlich mal wieder im Freien gegen den Ball treten zu können. Die hatten richtig Freude am Fußball“, unterstreicht der Jugendleiter.

Doch das war nur eine kurze Zwischenstation. „Ich gehe nach den neuen Meldungen aus dem politischen Raum davon aus, dass ab Montag wieder alles auf Null gestellt und der Trainingsbetrieb beendet ist. Die Pandemie hat uns leider weiterhin fest im Griff“, sagt Bartsch. Einen geregelten Spielbetrieb gibt es schon länger nicht mehr. „Bisher hat in der Saison 2020/21 für unsere Jugendmannschaften noch kein Meisterschaftsspiel stattgefunden. Ich befürchte, dass dies bis zum Ende der Spielzeit auch so bleiben wird. Für unsere jugendlichen Kicker tut mir das richtig leid.“

Bartsch berichtet, dass es aufgrund des langen Trainings-und Spielausfalls für den FC Mettmann 08 kaum eine Gelegenheit gab, junge Spieler für den Verein zu werben. „Da fehlen uns für die Zukunft fast ganze Jahrgänge“, betont er. Und ist froh, dass andererseits fast keine Spieler den Verein verlassen haben. „Da haben die Eltern ihre Kinder trotz der fehlenden Trainings- und Spielgelegenheit nicht abgemeldet und zahlen treu und brav weiterhin den Mitgliedsbeitrag. Dafür ist der Vorstand des gesamten Vereins den Eltern sehr dankbar“, unterstreicht Bartsch.

Die Jugendarbeit beim FCM hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Fast alle Jahrgangsstufen sind doppelt besetzt und mehrere Junioren-Teams gehören oder gehörten der Bergischen Leistungsklasse oder der regulären Leistungsklasse im Kreis Wuppertal/Niederberg an. Die Bergische Leistungsklasse ist direkt unter der Niederrheinliga angesiedelt. „Für uns war es immer wichtig, dass im Jugendbereich sowohl der Leistungs- als auch der Breitensport seine Berechtigung hat. Bei uns kommt kein junger Fußballer zu kurz“, hebt das für die Nachwuchsabteilung zuständige Vorstandsmitglied hervor. „Der FC Mettmann 08 legt Wert darauf, dass im Jugendbereich junge Fußballer gut ausgebildet werden, die später den Weg in die erste oder zweite Mannschaft finden sollen. Bei uns sind bei den Senioren-Teams Eigengewächse gefragt“, nennt Bartsch die Philosophie des mit rund 450 Mitgliedern größten Mettmanner Fußballvereins, dessen Erste in der Kreisliga A um Punkte kämpft.

„Trotz des Primats der eigenen Jugendfußballer sind wir uns im Vorstand darüber im Klaren, dass auch gezielte Verstärkungen von außen notwendig sind, um unser mittelfristiges Ziel – den Aufstieg in die Bezirksliga – zu verwirklichen“, sagt Vorstandsmitglied Markus Rössing. Er ist das Bindeglied zwischen Jugend- und Seniorenbereich und gehört dem Trainerstab der A-Junioren an.

Apropos Jugendtrainer: „Wir haben in unserem Nachwuchsbereich rund 40 Trainer und Übungsleiter im Einsatz. Dabei legen wir Wert darauf, dass ein Großteil über eine Lizenz verfügt, da es nach unserer Meinung wichtig ist, die jungen Spieler durch qualifizierte Übungsleiter zu betreuen“, erklärt Christian Bartsch. Er unterstreicht diese Aussage mit dem Hinweis auf Kai Schwertfeger: Der Ex-Profi, der unter anderem für Fortuna Düsseldorf, den Karlsruher SC und Hansa Rostock spielte, gehört zum Trainer-Team der Jugendabteilung und ist mit seiner mobilen Fußballschule außerdem Kooperationspartner des FCM 08.

Die Philosophie des Vereins zahlt sich aus. So erreichten die C-Junioren das Viertefinale des Niederrheinpokals gegen Rot-Weiß Oberhausen. Eine gute Rolle spielen auch die drei Mädchenmannschaften in ihren Ligen. „Es sind einige sehr talentierte Spielerinnen dabei, die ihren Weg gehen werden“, betont Bartsch und ergänzt: „Wir hoffen, dass wir demnächst auch eine leistungsstarke Frauenmannschaft melden können.“

Wenn auch die Richtung bei den Nachwuchsfußballern des FCM 08 grundsätzlich stimmt, so haben Jugendvorstand und Verein insgesamt dennoch ein großes Problem. „Wir haben leider kein Klubheim am Sportzentrum Auf dem Pfennig. Das unterscheidet uns vom ASV Mettmann und Mettmann-Sport, die beide über geeignete Räumlichkeiten verfügen“, erläutert Christian Bartsch.

Lediglich als Gast darf der FCM das Vereinsheim des ASV mitbenutzen, was aber nach Meinung der Führungsetage kein Dauerzustand sein kann. Schließlich sei der FCM der größte Fußballklub in Mettmann. „Wir haben seitens des Vorstandes ein Konzept erstellt und die Stadtverwaltung darüber informiert, dass wir überwiegend in Eigenleistung und mit diversen Zuschüssen ein Klubheim mit Kabinentrakt auf der großzügigen Anlage erstellen wollen und hoffen, dass die Verantwortlichen der Stadt Mettmann bei diesem wichtigen Projekt mitziehen“, berichtet Christian Bartsch.

Aufrufe: 031.3.2021, 08:00 Uhr
RP / Klaus MüllerAutor