2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Letztes Ziel: Weltmeisterin Simone Laudehr (34) will als Deutsche Meisterin abtreten.
Letztes Ziel: Weltmeisterin Simone Laudehr (34) will als Deutsche Meisterin abtreten. – Foto: Imago/Foto2press

FC Bayern-Star Simone Laudehr vor Karriere-Ende - „Jetzt fehlt nur noch der Meistertitel“

Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt reicht zur Meisterschaft

Bayern-Spielerin Simone Laudehr beendet im Sommer mit 34 Jahren ihre bewegte Karriere. Im Interview mit dem Münchner Merkur blickt sie zurück und voraus.

München – Jetzt fehlt nur noch das Happy End: Simone Laudehr bestreitet am Sonntag das letzte Spiel ihrer großen Karriere. Die 34-Jährige trifft mit dem FC Bayern am Campus auf Frankfurt (14 Uhr, Magenta). Ein Unentschieden reicht, damit Laudehr nach der Welt-, zwei Europameisterschaften (2007 bzw. 2009, 2013) und der Champions League (2015) auch noch die deutsche Meisterschaft gewinnt.

Simone Laudehr, am Sonntag gegen 15.50 Uhr ist es so weit: Ihre aktive Karriere wird vorbei sein. Wie geht es Ihnen dabei?

So richtig realisiere ich das wohl erst, wenn es wirklich vorbei ist. Ich war gefühlt 20 Jahre lang nur auf Tour. Seitdem ich 15 Jahre alt bin, bin ich immer unterwegs gewesen – mit dem Verein oder der Nationalmannschaft. Ich habe sehr schöne Momente verbracht, international jeden Titel gewonnen. Jetzt fehlt nur noch die Meisterschaft. Egal, ob ich diesen fehlenden Titel noch gewinne oder nicht, ich werde das alles erst mal in Ruhe verdauen müssen.

Ausgerechnet der Meistertitel fehlt noch in Ihrer Sammlung. Ein Unentschieden mit dem FC Bayern gegen Frankfurt würde dafür reichen.

Das wäre die perfekte Story! Aber Fußball bleibt Fußball – und der Fußball kann richtig mies sein. Ich denke ehrlich gesagt noch gar nicht so weit. Es wird ein schweres Spiel gegen Frankfurt, die haben gar nichts mehr zu verlieren. Ich will die verbleibende Zeit mit der Mannschaft einfach genießen. Wenn am Sonntag angepfiffen wird, geben wir 90 Minuten richtig Lack und versuchen, die Meisterschaft zu gewinnen. Völlig unabhängig vom Ausgang dieses Spiels geht mein Leben danach weiter – mit meiner tollen Familie und einem tollen Job.

Erzählen Sie.

Für mich geht’s ab Juli wieder zum FC-Bayern-Museum in die Allianz Arena, dort habe ich schon mal ein Praktikum absolviert – und freue mich sehr auf meine Rückkehr dorthin. Ich werde mich vor allem um die Bereiche Marketing, Events und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass ich dort meine Berufserfahrung sammeln kann. Ich hatte sehr gute Gespräche mit Präsident Herbert Hainer.

Warum haben Sie sich frühzeitig für ein Ende der Karriere entschieden?

Aus körperlicher Sicht ist es der perfekte Moment, um aufzuhören. Ich habe teilweise chronische Schmerzen, habe mich nach einigen Verletzungen immer wieder durch die Reha gekämpft. Die Trainingssteuerung in den früheren Jahrzehnten war noch nicht so weit wie jetzt. Vom Kopf hätte ich schon noch ein Jahr spielen können, aber der Körper hätte das wohl nicht mitgemacht.

Sie haben vor 18 Jahren Ihre ersten Schritte als Profi beim FC Bayern gemacht. Was hat sich seither beim Frauenfußball in München getan?

Heute gibt es den Campus, zig Trainingsplätze, Greenkeeper, ein wahnsinnig gutes und auf Leistungssportler abgestimmtes Essen. Wir haben alle Möglichkeiten zur Regeneration, können das Skills-Lab nutzen. Als ich angefangen habe, habe ich mit dem FC Bayern noch im Dante-Stadion trainiert. Da müsste ich im Museumsarchiv mal nachschauen, ob es davon Fotos gibt (lacht). Später in Aschheim hatten wir eine ganz süße Mitarbeiterin, die sich um uns junge Spielerinnen gekümmert und die Wäsche gemacht hat. Die Qualität des Platzes und der Infrastruktur war für damalige Verhältnisse okay, von der heutigen Situation aber Lichtjahre entfernt. Aber es geht immer noch besser. Wenn man sich Olympique Lyon, Paris Saint-Germain oder auch den VfL Wolfsburg anschaut, muss der FC Bayern noch mal nachjustieren – zum Beispiel in den Bereichen Videoanalyse und Physiotherapie.

Zum Abschluss darf eine Anekdote nicht fehlen. Sie haben im WM-Finale 2007 das 2:0 gegen Brasilien geköpft, beim anschließenden Jubel Ihren Waschbrettbauch und den Sport-BH gezeigt. Ein Foto, das um die Welt ging. Wie sehen Sie es heute?

Das Foto darf ich immer noch unterschreiben, aber das habe ich mir selber eingebrockt (lacht). Vielleicht jubele ich gegen Frankfurt zum Abschluss ja noch mal so, wenn ich ein Tor schieße... Nach dem Tor damals ging es zwischendurch auch darum, dass ich mal mehr essen soll. Ich finde die Aktion aber weiter überhaupt nicht schlimm. Die Männer ziehen sich ständig die Trikots aus – und ich habe es ja sogar anbehalten. Wenn ich mir heute die Übungen im Morgenprogramm vom BR anschaue, tragen die Frauen dort nur einen Sport-BH.

Interview: Jonas Austermann

Aufrufe: 04.6.2021, 12:06 Uhr
Jonas AustermannAutor