München - Der FC Bayern bekannte an diesem Wochenende mal wieder Farbe. Wie die Roten auf ihren Social-Media-Portalen verbreiteten, erstrahlte die Allianz Arena pünktlich zum Christopher Street Day (CSD) in den Regenbogen-Farben der LGBT-Bewegung - die Abkürzung steht für die englischen Begriffe für lesbisch, schwul, bisexuell und transgender. Damit setzt der Verein ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung, denn noch immer werden diese sexuellen Minderheiten in vielen Ländern der Welt unterdrückt und verfolgt. Binnen 20 Stunden sammelte der Instagram-Post des rot-orange-gelb-grün-blau-lila leuchtenden Stadions fast 340.000 Likes.
Doch einigen Usern geht dieser Schritt des FCB nicht weit genug oder sie finden ihn schlicht scheinheilig. So schrieb „Christian S.“ via Twitter: „Lieber FC Bayern, ich finde, dass das eine tolle Geste ist. Gleichzeitig frage ich mich, ob - und was - ihr tut, um die LGBT-Community in Katar zu unterstützen, wo ihr eure Trainingslager ausrichtet UND wo Homosexualität mit Gefängnis bedroht ist.“ Auch „Pascal“ moniert: „Wenn euch LGBTQ-Rechte (Q steht für Queer - eine weitere Bezeichnung für schwul, d Red.) so am Herzen liegen, dann hört auf, mit einem Regime zusammenzuarbeiten, welches LGBTQ-Menschen ins Gefängnis sperrt.“
Der jährliche Aufenthalt in Katar in den ersten Januartagen wird von den Verantwortlichen des FC Bayern stets mit den hervorragenden Trainingsbedingungen verteidigt. Seit Ende vergangenen Jahres wirbt der Verein zudem für Qatar Airways. Doch auch im eigenen Fanlager regt sich längst Widerstand gegen die Nähe zum WM-Gastgeber von 2022. Auch den Mitgliedern des Fanclubs „Queerpass Bayern“ - dem nach eigener Auskunft erstem queeren Fanclub des Vereins - dürfte dieser Ausflug ihres Herzensklubs nicht schmecken.
Der Fanclub war beim CSD - also dem Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag der LGBT-Bewegung - mit 40 Personen vertreten und wurden von Bayern-Maskottchen Berni begleitet. Fanclub-Vorstand Marcus Janke lobte, dass der Verein „immer wieder Zeichen für Toleranz und Vielfalt, gegen Rassismus und Homophobie“ setze.
Christopher Street Day als Reaktion auf gewalttätige Polizei-RazzienMit dem CSD wird dem ersten öffentlichen Aufstand von sexuellen Minderheiten vor 50 Jahren gedacht. Damals wehrten sich die trans- und homosexuellen Opfer von gewalttätigen Polizei-Razzien in Kneipen im New Yorker Stadtteil Greenwich Village vehement, so dass es zu tagelangen Straßenschlachten kam. Als Reaktion darauf wird die sexuelle Freiheit in New York jedes Jahr mit einem bunten Straßenumzug gefeiert.
Nach und nach weitete sich dieser Brauch in andere Teile der Welt aus. In München wird mittlerweile gleich eine Pride Week begangen - beim abschließenden CSD feierten 155.000 Menschen mit.
mg