2024-04-23T13:35:06.289Z

Allgemeines

Faszination FIFA - Die armen Trainer?

Wie sehr beeinflusst FIFA die Spieler im Amateurfußball? Was macht die Faszination aus?

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Rene Hoppe, Alban Feta, Ian Häberle, Frederik Riedel; Fotos: easports, Fifaturnier.ch

Die Saison ist mittlerweile so richtig angelaufen. Alle Berliner und Brandenburger Teams haben einige Pflichtspiele bestritten, am kommenden Wochenende steht schon die zweite Pokalrunde vor der Tür. Nach der langen und kräftezehrenden Vorbereitung laufen nun endlich die Wochen, auf die sich alle Spieler sehnlichst gefreut haben. Endlich der wöchentliche Wettkampf, bei dem es um wichtige Punkte oder den Einzug in die nächste Pokalrunde geht.

Doch seit Mitte der vergangenen Woche, spätestens ab dieser Woche, werden die Trainer aller Mannschaften vermehrt mysteriöse Trainingsabsagen erhalten. „Bin beim Zocken mit dem Hund umgeknickt, bin leider diese Woche raus“, konnte ich in der vergangenen Woche in einer unserer Gruppen lesen. Ob der „Übeltäter“ die Wahrheit sagte, lasse ich mal dahingestellt. Doch welcher Grund steckt hinter dahinter?

Es ist eine Faszination, die seit Jahren Millionen von Spielern in einen Bann zieht. Die Augen gebannt auf den Bildschirm gerichtet, den Kontroller verkrampft mit beiden Händen gehalten. „Jeder der Fußball spielt, hat irgendwann mal davon geträumt, in einem riesigen Stadion vor Tausenden von Leuten zu spielen“, kommentiert Ian Häberle, Weißenseer FC, seine Faszination. „Für einen Profi ist es wahrscheinlich ein geiles Gefühl sich selbst zu spielen, aber auch als Amateur ist es was Besonderes, mit seinen Idolen zu spielen.“ Die Rede ist - wer hat es noch nicht erkannt? - vom legendären Fußball-Simulationsspiel FIFA, das in der vergangen Woche auf dem Markt erschienen ist und nun schon in diversen Haushalten vorhanden ist.

Ich habe mich gefragt, was macht diese Faszination aus, wie weit gehen Spieler deswegen, lassen Sie wirklich Trainingseinheiten sausen um Ihr Team in der virtuellen Welt nach vorne zu bringen, oder hat das Spiel sogar einen Vorteil, weil sich die Teamkameraden auf sogenannten „FIFA-Turnieren“ näher kommen und als Mannschaft enger zusammenrücken. Meine persönliche Erfahrung, die ich im vergangen Jahr gemacht habe, waren positiv. Nach einem Freundschaftsspiel haben wir uns zu zehnt zusammengesetzt und bis in die Nacht hinein gespielt, geredet, Spaß gehabt. Dadurch lernt man seine Mitspieler auf eine andere Art und Weise kennen und weiß auch wie Sie privat ticken, das hilft meiner Meinung nach auch auf dem Platz weiter. „Die ersten Wochen nach dem Release wird in der Kabine vermutlich über nichts anderes gesprochen und natürlich wird ein Mannschaftsabend mit einem FIFA-Turnier nicht fehlen“, steht mir Ian bei. Frederik Riedel vom BSC Reinickendorf spielt auch sehr gerne FIFA, aber eher alleine. „FIFA Mannschaftsabende gab es bisher nicht, aber das ist tatsächlich eine gute Idee“, muss er anerkennen.

FIFA ist ein Spiel, das durch Emotionen und hitzige Diskussionen lebt. Entscheidungen werden angefechtet, nie zeigen sich beide Seiten zufrieden. Alle meine Befragten spielen FIFA seit mehreren Jahren, aus mehreren verschiedenen Gründen, aber alle weil Sie den Sport lieben und sich dabei verwirklichen können. Für Rene, Freizeit-Team Flughafen Tempelhof, ist es die perfekte Ablenkung vom Alltag, einige Stunden verbringt er vor der Konsole: „Mittlerweile bin ich nicht mehr so „süchtig“ wie früher, trotzdem sind es drei bis vier Stunden am Tag.“ Mit der täglichen Spielzeit liegt er unter meinen befragte im Durchschnitt. Aber wie ist das Arbeitsleben, vier Stunden FIFA und Training miteinander vereinbar? „Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt noch kein Training abgesagt oder die Arbeit geschwänzt, entweder nach der Arbeit, oder bevor das Training beginnt gespielt“, meint zumindest Alban Feta, Union 06. Drei meiner vier Befragten haben dieselbe Einstellung, einer weicht meiner Frage geschickt aus. „Ich werde natürlich in jeder freien Sekunde fleißig üben, damit ich nicht derjenige bin, der die Ausreden finden muss.“ Ein Zeichen? Ich muss meinen Befragten natürlich Glauben schenken, aber es gibt natürlich deutlich mehr FIFA-Spieler, die eventuell eine andere Einstellung haben. Den Trainern wird an dieser Stelle schon mal vorgegaukelt, dass die Arbeit länger geht, oder ein wichtiges Meeting ansteht, am Ende sind Sie dagegen jedoch machtlos. Wenn das Spiel einen in den Bann gezogen hat, kommt man nicht mehr raus so Ian. „Die Endlosdiskussion in der Kabine und die quasi im Flug an einem vorbeiziehenden Stunden vor der Konsole sind das, was FIFA einzigartig macht.“ Alban freut sich sogar auf ein Match mit seinem Trainer: „Ich wurde schon so oft von ihm auf ein Turnier bzw. ein Duell eingeladen, ich bin gespannt wann das endlich passiert, bisher ist es dazu noch nicht gekommen. Ich will ihn endlich mal ruhig stellen, weil er ständig mit „Ich habe keine Ahnung“ ankommt, aber ich stopf ihm noch seinen Mund.“

Die geliebte Bundesliga und auch Champions League ist allen Befragten wichtiger. Frederik: „Bundesliga und CL geht dann doch vor, da wird dann halt vorher und danach gezockt und dazwischen „echter Fußball“ geguckt“. Es scheint also doch gewisse Grenzen zu geben, die Trainingsabsagen sind also doch anders zu erklären, zumindest laut meiner Befragten. Ich freue mich schon auf später beim Training, wenn wieder pausenlos über FIFA gesprochen wird, wer welchen Spieler im Ultimate-Team gezogen hat, wer die beste Onlinestatistik aufweist und wer wen im direkten Duell besiegt hat.

Einige Ausschnitte der befragten Spieler:

Rene, Freizeit-Team Flughafen Tempelhof:

Ich spiele FIFA, weil es für mich die perfekte Ablenkung vom Alltag ist und natürlich weil es mega viel Spaß macht! Mittlerweile bin ich nicht mehr so „süchtig“ wie früher, trotzdem sind es so 3-4 Stunden am Tag. FIFA ist für mich ein Hobby/Ablenkung was viel Spaß macht, trotz alle dem ist das Training selber und die Bundesliga/CL wichtiger als FIFA. Am meisten macht Spaß wenn man in einer größeren Gruppe ein Turnier spielt, aber auch den Modus Ultimate Team spiele ich sehr gerne! Gegen Teamkameraden spiele ich sogar öfter, da es gleichzeitig auch meine besten Freunde sind!

Alban Feta, Union 06:

Fifa spiele ich liebend gerne, zumal ich auch in einem pro Club Team spiele und es da auch einige Ligen gibt, wie von der Rookie League bis zur Bundesliga und Champions League. Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt noch kein Training abgesagt oder die Arbeit geschwänzt. Pro Tag spiele ich so 2-4 Std nach der Arbeit, oder bevor das Training beginnt. Fifa ist einfach eine Sucht da ist das Thema in der Mannschaft lang, zumal unser Trainer das auch spielt, ich wurde schon so oft von ihm auf ein Turnier bzw. ein Duell eingeladen, ich bin gespannt wann das endlich passiert, bisher ist es dazu noch nicht gekommen. Ich will ihn endlich mal ruhig stellen, weil er ständig mit „Ich habe keine Ahnung“ ankommt, aber ich stopf ihm noch seinen Mund.

Ian Häberle, Weißenseer FC

Jeder der Fußball spielt, hat irgendwann mal davon geträumt, in einem riesigen Stadion vor Tausenden von Leuten zu spielen. Einige haben es geschafft, andere nicht.
Gerade für einen Profi selbst ist es dann wahrscheinlich ein geiles Gefühl sich selbst bei FIFA zu spielen, aber auch als Amateur ist es was Besonderes mit seinen Idolen zu spielen. Man kann sich sein eigenes Team zusammenbasteln mit all seinen Lieblingsspielern.
Aber vor allem mit Freunden und Teamkollegen, wenn das Ganze zu einem Wettkampf wird ist es besonders. Jeder kennt die Diskussion, wer ist der beste im Spiel? Zudem gibt es für jede Niederlage eine Erklärung warum man verloren hat, dann war es eben das Spiel Schuld. Man hat besser gespielt aber der andere hatte einfach Glück. Diese Endlosdiskussion und die quasi im Flug an einem vorbeiziehenden Stunden vor der Konsole sind das, was FIFA einzigartig macht.
Die ersten Wochen nach dem Release wird in der Kabine vermutlich über nichts anderes gesprochen und natürlich wird ein Mannschaftsabend mit einem FIFA-Turnier nicht fehlen.

Frederik Riedel, BSC Reinickendorf:

Also ich spiele Fifa seit unzähligen Jahren. Warum genau ist schwierig zu sagen. Einerseits macht es einfach unfassbar Spaß. Außerdem spielen es so gut wie alle Leute aus meinem Freundeskreis, also die Competition macht aus den Reiz aus. Ich spiele hauptsächlich alleine z.B. das Ultimate Team oder den Karrieremodus, allerdings trifft man sich auch häufig mal zu einem Fifa-Turnier bei Freunden. Ich würde sagen die ersten Monate nach Erscheinung des neuen Teils spiele ich sehr viel, bestimmt 3-4 Stunden am Tag, je nachdem wie die Uni bzw. die Arbeit es zulässt. Nach und nach wird es dann immer etwas weniger aber sobald der neue Teil rauskommt geht's wieder rund. FIFA- Mannschaftsabende gab es bisher nicht, aber das ist tatsächlich eine gute Idee. Bundesliga bzw. CL geht dann doch vor, da dann halt vorher und nachher gezockt und dazwischen „echter Fußball“ geguckt.

Aufrufe: 02.10.2017, 10:40 Uhr
Marcel PetersAutor