2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Ein verrückter kölsche Jung - Manuel "Scholty" Scholtysek, der dem TSV Otterfing extrem gut tut
Ein verrückter kölsche Jung - Manuel "Scholty" Scholtysek, der dem TSV Otterfing extrem gut tut

Et küt wie et küt - ein kölscher Jung in Bayern

*** Weiter immer Weiter! *** Et küt wie et küt! *** "Bayern ist zu meiner neuen Heimat geworden"! ***

Et küt wie et küt, oder auf hochdeutsch - Es kommt, wie es kommt. Seit mehr als acht Jahren ist Manuel "Scholty" Scholtysek jetzt im schönen Bayern und Torwart bei der "Zwoaten" vom TSV Otterfing und bei den alten Herren. Uns hat er ein ausführliches Interview gegeben und dabei erzählt , wie wohl er sich mittlerweile in Bayern und besonders in Otterfing fühlt, warum er statt "Leo" lieber "Eins" ruft und dass er vor allem auch kein Kostverächter ist und das bayrische Bier sehr schätzt.

Fupa Oberbayern: Servus Manuel, schön, dass du dir für ein ausführliches Interview Zeit genommen hast.

Manuel Scholtysek: Servus Ludwig, für Fupa und für dich nehme ich mir sehr gerne Zeit.

Fupa Oberbayern: Mittlerweile wohnst du schon seit Mai 2011 im schönsten Bundesland der Welt, in Bayern. Wie war für dich die Umstellung als waschechter Kölner? Auf was musstest du dich einstellen, bzw. an was musstest du dich erst gewöhnen? Warum bist du von Köln weggezogen?

Scholtysek: Ich habe damals eine sehr große Chance bekommen bei Hexal im IT-Bereich zu arbeiten, deswegen habe ich meine Heimat verlassen.
Als Rheinländer sind wir natürlich bekannt für unsere direkte Offenheit und den speziellen Humor. Dieser war hier jedoch nicht bekannt, das war anfangs schon eine Umstellung für mich. Auch wenn ich von Allen in Otterfing herzlich aufgenommen wurde, so war die erste Zeit doch etwas schwer. Mittlerweile aber ist Bayern mein „dahoam" geworden, ich fühle mich hier sauwohl und meinen Humor kennt nun auch fast jeder. (grinst)

Fupa Oberbayern: Seit mehr als acht Jahren spielst du jetzt beim Stolz vom Oberland, dem TSV Otterfing Fußball. Wie kam der Kontakt zustande und was hat es eigentlich mit deinem „Eins“ auf sich, dass du jedes Mal rufst, wenn du aus deinem Tor rauskommst?

Scholtysek: Anfangs habe ich noch mit einem Arbeitskollegen beim SF Föching gespielt. Das war mir jedoch etwas zu wenig.
In der Winterpause 2011/12 habe ich mir dann die Tabellen sowie mögliche Vereine in der Umgebung angeschaut und nach dem Probetraining beim TSV war für mich alles klar.
Und nun, seit 8 Jahren muss ich sagen: Ein geiler Verein mit wirklich tollen und herzlichen Menschen, ein sehr schönes Gefühl, davon ein Teil zu sein.

„Eins" rufe ich bereits seit der Jugend. „Leo" oder „Torwart", das war mir einfach zu gewöhnlich. Das macht jeder.

Fupa Oberbayern: Stichwort Ostern, das ja heute auch noch ist. Du legst dir ja auch gern mal das ein oder andere Ei ins Nest und würdest dann am liebsten in den Pfosten beißen. Wie gehst du mit Kritik um und kannst du überhaupt nach einer Niederlage schlafen? Wo Schatten ist, ist aber natürlich auch Licht. Du hast mit deinen Paraden das ein oder andere Mal die Otterfinger vor einer Niederlage bewahrt, oder den Sieg gerettet. Wie fühlt es sich an einen sogenannten „Unhaltbaren“ noch aus dem Kreuzeck zu „fischen“?

Scholtysek: Ich denke, jeder Torwart legt sich auch selbst mal einen rein. Das macht diese Position so interessant. Und natürlich regt einen das auf – aber es gehört auch dazu, nach einem Fehler wieder konstant Leistung zu bringen und sich dadurch nicht nervös zu machen.
Anderseits ist natürlich ein gehaltener Elfmeter oder den „Unhaltbaren“ zu parieren, einfach geil. Ein Gefühl, in diesem Moment nicht zu beschreiben. Jeder Torwart kennt dieses Gefühl.
Früher habe ich nach Niederlagen nur schwer zur Ruhe gefunden, habe jede Situation nochmals analysiert. Heute bin ich da etwas entspannter, aber dennoch gehe ich einzelne Situationen und Fehler nochmal durch.

Fupa Oberbayern: Bei welchem Verein hast du deine Karriere gestartet? Warst du schon immer Torwart, oder hast du auch auf anderen Positionen gespielt? Was war dein größter Erfolg bisher im Rheinland und was deine größte Niederlage? Was war bisher dein größter Erfolg mit Otterfing und was deine bitterste Niederlage?

Scholtysek: Angefangen habe ich bei meinem Heimatverein SG Nideggen und bin mit 11 Jahren nach Düren-Niederau gewechselt. Ein Verein, der sehr bekannt ist für enorm gute Jugendarbeit und bei dem ich sehr viel gelernt habe.
Als meinen größten Erfolg bezeichne ich schon die Zeit in der Mittelrheinliga (Bayernliga). Als Ersatztorwart habe ich sehr viel mitnehmen können und „durfte“ auch zwei mal einspringen. Wirklich ganz faszinierende Erlebnisse.
In Otterfing gilt der Aufstieg 2014/15 als mein größter Erfolg, auch wenn ich durch meine Verletzung nur anfangs dazu beitragen konnte.
Niederlagen empfinde ich immer als bitter, sie gehören jedoch dazu und man muss aus jeder Einzelnen lernen.

Fupa Oberbayern: Leider hast du auch schon zahlreiche Verletzungen vorzuweisen, z.B. Kreuzbandriss. Wie bitter war das für dich und wie kommst du nach so einer schweren Verletzung wieder zurück?

Scholtysek: Die Verletzung 2014 hat mich schon sehr schwer getroffen. Ich konnte mich in der Sommervorbereitung gegen Tobi Eglseder (damals Stammkeeper beim TSV Otterfing) durchsetzen und im sechsten Spiel in Deisenhofen riss mir dann das Kreuzband. Die Regeneration hat damals sehr lange gedauert. Aber grundsätzlich – und dafür bin ich sehr dankbar – blieb ich von größeren Verletzungen in meiner Karriere verschont.

Fupa Oberbayern: Was sind deine Stärken, sowohl auf, als auch neben dem Platz? Wo siehst du noch Verbesserungspotenzial bei dir?

Scholtysek: Ich versuche immer das Optimum rauszuholen und meine Mannschaft anzutreiben. Getreu dem Oliver Kahn-Motto: Immer weiter!

Ab einem gewissen Alter liegen natürlich vor allem als Torhüter die Stärken eher in der Spielübersicht- und Organisation, wobei man sich stets – durch reges Training – verbessern kann.

Fupa Oberbayern: Als gebürtiger Rheinländer bist du natürlich auch glühender Fan vom 1. FC Köln. Das Motto dieses Vereins lautet: Spürbar anders. Was denkst du macht die Faszination dieses großen Clubs aus und bist du auch manchmal live im Rhein Energie Stadion um deinen Verein anzufeuern?

Scholtysek: Der FC ist ein großer Verein, mit sehr viel Tradition. Es ist unglaublich, dass selbst in der 2. Liga das Stadion fast immer ausverkauft war. Vermutlich wäre das bei anderen Vereinen nicht der Fall.
Der FC ist ein Gefühl, genau wie Karneval und der Kölner Dom. Und natürlich bin ich meistens im Stadion, wenn ich auf Heimatbesuch bin. Diese Euphorie und die Stimmung ist immer wieder unbeschreiblich, ein echtes Wir-Gefühl.

Selbstverständlich fahre / fliege ich auch zu Auswärtsfahrten ( z.B. in München oder zum EL-Spiel 2017 nach Belgrad ), wenn es zeitlich machbar ist.

Fupa Oberbayern: Da du ja mittlerweile im schönen Otterfing heimisch geworden bist, ist dir natürlich auch die Wiesn (Oktoberfest München) ein Begriff. Wie oft warst du letztes Jahr und was magst du an der Wiesn am liebsten?

Scholtysek: Die Wiesn ist für mich ein absolutes Highlight im Jahr, demnach versuche ich schon so oft es geht dorthin zu gehen, letztes Jahr waren es fünf mega tolle Tage.

Es ist ein bißchen mit Karneval zu vergleichen. Man lernt immer neue Leute kennen, es wird traditionelle Musik gespielt und als Bierliebhaber genieße ich natürlich auch die Mass.

Fupa Oberbayern: Wie hältst du dich in der aktuellen Situation fit und wie sehr geht dir der Fußball ab. Wann denkst du geht die neue Saison los, bzw. wird das dieses Jahr überhaupt noch was?

Scholtysek: Die aktuelle Corona-Situation ist unglaublich schwer für jeden Einzelnen und für mich teilweise surreal. Jedoch müssen wir schauen, dass wir das Beste draus machen und daheim bleiben!

Ich versuche so oft es geht, zu joggen oder bin mit dem Radl unterwegs.

Es wäre schön, wenn wir die Rückrunde noch spielen können, aktuell sieht es jedoch nicht gut aus. Und natürlich fehlt der Fußball und auch die Bundesliga, aber das Wichtigste ist, gesund zu bleiben.

Fupa Oberbayern: Was willst du mit dem TSV Otterfing noch erreichen und wie lange hast du noch vor Fußball zu spielen? Was ist dein Ziel mit der zweiten Mannschaft in der du auch immer noch spielst?

Scholtysek: Der Aufstieg mit der 2. Mannschaft ist mein großes Ziel. Dafür kämpfe ich seit dem 1. Spieltag und derzeit schaut es recht gut aus. Wollen wir hoffen, dass wir diese Saison zu Ende spielen und vielleicht unser Ziel erreichen können.

Ansonsten spiele ich ja auch noch mit den Alten Herren und das soll gerne noch paar Jahre so gehen. Wenn man von Verletzungen verschont bleibt, ist gerade als Torwart ein Spielen bis ins hohe Alter möglich.

Fupa Oberbayern: Hast du ein Lebensmotto?

Scholtysek: Wie schon erwähnt, finde ich das Motto von Oliver Kahn sehr gut. Man sollte immer weiter machen und sich nicht unterkriegen lassen.

Ansonsten ein Geht-nicht gibt es bei mir nicht. Man kann alles versuchen und auch, wenn man scheitert, so nimmt man immer etwas an Erfahrung mit.

Fupa Oberbayern: Lieber Manuel, vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin viel Erfolg auf und neben dem Platz. Bleib gesund!

Scholtysek: Vielen Dank lieber Lu (LW7) für diese Möglichkeit. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich wünsche Allen: bleibts g´sund und passts auf Euch auf!

Aufrufe: 013.4.2020, 20:10 Uhr
Ludwig WagnerAutor