2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Stephan Wuttge, Trainer des FC Kempten, ist ein besonnener, ruhiger Mensch. Doch wenn es sportlich nicht läuft, kann er den Unmut auch zeigen.  Foto: Michael Oswald
Stephan Wuttge, Trainer des FC Kempten, ist ein besonnener, ruhiger Mensch. Doch wenn es sportlich nicht läuft, kann er den Unmut auch zeigen. Foto: Michael Oswald

Es läuft nicht rund beim FC Kempten

Bezirksliga-Aufsteiger steht nach sieben Spieltagen sieglos auf einem Abstiegsplatz

Der Traditionsverein hatte sich nach seiner Talfahrt zurückgemeldet und den Wiederaufstieg in die Bezirksliga gefeiert. Doch beim FC Kempten läuft es alles andere als rund. Der neue Trainer Stephan Wuttge steht mit seiner Mannschaft nach sieben Spieltagen mit nur zwei Punkten sieglos auf einem Abstiegsplatz. Was tut sich? Ist er auf dem Schleudersitz? Wird der Vorstand panisch? Wuttge, 52, gibt vor dem Derby am Samstag (15.30 Uhr) im Illerstadion gegen den FC Wiggensbach die Antworten.

Was sind die Gründe, dass der FC Kempten so weit unten steht?

Stephan Wuttge: Zum einen, dass René Kieninger, Julian Keidler, Michael Mayr und Marvin Kreck, die vergangene Saison noch Stammspieler in der Aufstiegsmannschaft waren, kurzfristig vor Rundenbeginn abgesagt haben.

Und zum anderen?

Wuttge: Einigen Spielern fehlt, mit der robusten Art, mit der in der Bezirksliga Fußball gespielt wird, umzugehen. Insgesamt ist die Mannschaft zu grün, nicht abgezockt genug. Ihr fehlt die Erfahrung. Wir haben zusammen jetzt acht Wochen inklusive Vorbereitung hinter uns. Die Mannschaft hat spielerische und taktische Fortschritte gemacht. Aber es ist schwer, in der Bezirksliga zu gewinnen. Gut ist: Wir sind nicht abgeschlachtet worden und haben in der Regel mitgespielt. Wir haben derzeit nur nicht die Dominanz, ein Spiel auch für uns zu entscheiden, weil wir zu viele kollektive Fehler machen.

Was könnte Abhilfe schaffen?

Wuttge: Wir sind aktuell mit einigen Spielern in Gesprächen, die zum FCK kommen wollen. Spieler, die uns weiterhelfen werden, vor allem im Mittelfeld. Am Sturm liegt es nicht. Dort sind wir mit Belek gut aufgestellt. Von unseren bisher sieben Toren hat er vier erzielt, also mehr als die Hälfte.

Früher endete die Wechselfrist am 30. Juni. Macht die neue Regel – Ende der Wechselfrist am 2. September – Sinn?

Wuttge: Es klingt vielleicht etwas komisch. Wir nehmen in unserer Situation das System an, wir nutzen die Modalitäten, es ist für uns Mittel zum Zweck. Aber ich bin damit nicht einverstanden. Früher hat ein Spieler zum 1. Juli die Entscheidung getroffen, bei welchem Verein er ein Jahr lang kicken will. Wenn es mal nicht so lief, musste sich ein Spieler halt mal durchbeißen. Heutzutage kann er machen was er will. Den Vereinen fehlt die Planungssicherheit. Wenn ein Spieler als Vertragsspieler zu einem anderen Verein wechselt, ist er spielberechtigt.

Zurück zur prekären Tabellensituation des FC Kempten. Wackelt angesichts dieser Misere Ihr Stuhl?

Wuttge: Der Vorstand mit Klaus Kometer, Horst Böhm und Hubert Geiss macht keinen Druck, weiß, dass die Mannschaft im Umbruch ist. Außerdem: Wenn Wuttge rausgeschmissen wird, wen holst du denn? Beim FC Kempten wird auf Kontinuität gesetzt.

Kommt der FCK unten wieder weg?

Wuttge: Es wird schwer, aber wir entwickeln uns und bleiben nicht stehen. Wichtig wird sein, dass wir uns nicht verbiegen, wenn wir neue Spieler zu uns holen. Wir werden uns nicht in finanzielle Engpässe reiten lassen.

Was hat Sie überhaupt bewogen, zum FC Kempten zu gehen, bei dem es in den vergangenen Jahren so kriselte?

Wuttge: Bei diesem Verein wird solide gearbeitet. Der Vorstand steht ganz real in der Welt. Er weiß, was man ausgeben kann, was nicht. Es macht mir Spaß, mit diesen Leuten zu arbeiten.

Aufrufe: 029.8.2013, 08:18 Uhr
Allgäuer Zeitung / Jürgen LutzAutor