2024-04-29T14:34:45.518Z

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Ein Fußballtrainer regt sich auf
Ein Fußballtrainer regt sich auf – Foto: Oliver Rabuser

"Es ist keine Basis mehr da" - die Gründe für Sallers Rücktritt in GAP

Beben am Gröben

Paukenschlag beim 1. FC Garmisch-Partenkirchen: Trainer Christoph Saller ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten.

Der große Knall kam ohne die typischen Vorboten, dafür reichen die Erschütterungen bis weit über das Sportgelände am Gröben hinaus: Christoph Saller tritt als Trainer des 1. FC Garmisch-Partenkirchen zurück. Ausschlaggebend für die Entscheidung des 48-Jährigen war nicht etwa die sportliche Situation um die 0:2-Auftaktniederlage gegen den SC Olching. Vielmehr haben sich zwischen Saller und Sportvorstand Arne Albl in jüngerer Vergangenheit unüberbrückbare Differenzen gebildet.

1. FC Garmisch-Partenkirchen: Risse zwischen Christoph Saller und Arne Albl nicht mehr zu kitten

Das Knistern am Gröben ist laut. Beim 1. FC Garmisch-Partenkirchen geht in diesen Tagen eine über Jahre währende Männerfreundschaft in die Brüche. Ein Bund, der die letzten Monaten offensichtlich immer mehr Risse bekommen hat – die jetzt nicht mehr zu kitten sind. Die Enttäuschung auf beiden Seiten und die gegenseitigen Vorwürfe sind groß. Was war passiert? Zwei Tage nach dem verpatzten Rückrundenauftakt in die Fußball-Landesliga – 0:2 gegen Olching – teilte Arne Albl Trainer Christoph Saller mit, dass der Klub sich zur kommenden Spielzeit auf dem Trainer-Posten neu aufstellen werde. Albl spricht ausdrücklich von „wir“, was den Vorstand des Vereins in die Entscheidung einbindet. Für Saller ein Wirkungstreffer, er zog die Konsequenzen. Nach acht Jahren als Coach der Ersten Mannschaft trat Saller ohne Verzug von seinem Amt zurück.

Bei der Auswärtspartie in Neuburg am Samstag betreuen Co-Trainer Hansi Huber und Teammanager Beqir Loshi die Elf des Landesligisten. Für die restliche Saison bekommt das Duo wahrscheinlich Unterstützung von ehemaligen Aktiven. Wer der neue starke Mann beim 1. FC werden wird, konnte oder wollte Albl nicht verraten. Nur soviel: „Wir sprechen mit Kandidaten – mit einem sind wir schon recht weit.“

Der Herr Saller macht Theater und schmeißt einfach alles hin. Da geht es nur um sein Ego

FC-Sportvorstand Arne Albl

Soviel zu den Fakten. Da wären jedoch noch die unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten. Saller etwa sagt, es wären Entscheidungen getroffen worden, mit denen er nicht einverstanden war. Interessant auch der Zusatz: „Hinter meinem Rücken“. Albl kann die heftige Reaktion Sallers nicht nachvollziehen. Immerhin habe der ihm in den vergangenen Jahren schon mehrmals seinen Rücktritt angeboten. „Und da gab es auch Gründe.“ Doch stets stärkte Albl seinem Coach demonstrativ den Rücken. Besonders in der Aufstiegssaison, als dem 1. FC nach einer Niederlagenserie erst in der Abstiegsrelegation die Rettung gelang.

In Summe aber haben die jüngsten Entwicklungen Albl zum Nachdenken angeregt. „Natürlich mache ich mir schon länger Gedanken, das ist auch legitim.“ Nun ist er zu der Überzeugung gelangt, dass die Mannschaft neuen Input und frischen Wind braucht. Saller betont, dass eine Pause als Trainer nicht das Problem sei. „Aber die Art und Weise.“ Sein ursprünglicher Plan, nach den Corona-Spielzeiten noch eine normale Saison dranzuhängen, sollte sich nicht erfüllen. „Der richtige Zeitpunkt ist nicht der, den er meint“, wiegelt Albl barsch ab. Saller habe acht Jahre „sehr gute Arbeit“ geleistet. „Aber jetzt war immer mehr Abrieb da.“ Für den Aktionismus des Trainers hat der Funktionär herzlich wenig Verständnis. Es sei völlig normal, dass die bevorstehende Trennung im laufenden Spielbetrieb kommuniziert werde. „Nur der Herr Saller macht Theater und schmeißt einfach alles hin. Da geht es nur um sein Ego.“ Sieht Saller anders. Er sei „tausendprozentiger FC´ler“ und habe sich so ein Ende nie vorstellen können.

Es ist keine Basis mehr da, da muss ich konsequent sein

Ex-FC-Coach Christoph Saller

Ein Weitermachen bis zum Saisonende kommt deswegen nicht in Frage. Zumal auch die Motivation stark gelitten hat. „Es ist keine Basis mehr da, da muss ich konsequent sein.“ Die Meinungen gehen auch in einem anderen Punkt deutlich auseinander. Während Albl glaubt, dass Saller geflissentlich Signale aus – und Schwierigkeiten mit der Mannschaft ausgeblendet hat, um sein eigenes Bild von der heilen Welt zu wahren, unterstellt der Übungsleiter dem Sportvorstand von fragwürdigen Kanälen gelenkt worden zu sein – von Spieler-Eltern bis hin zu den üblichen Besserwissern auf der Tribüne. „Leute, die ganz wenig Ahnung, aber ganz viel Meinung besitzen und noch keinen Finger für den Verein krumm gemacht haben.“ Aus diesem Zirkel wären Äußerungen getätigt worden, die „teilweise ins Persönliche hinein“ reichten.

Viel mehr werden sich beide Seiten fürs Erste nicht zu sagen haben. Albl will trotz aller emotional geäußerten Argumente auf keinen Fall eine Schlammschlacht. Saller kommentiert die Ereignisse als Schritt, der vollzogen und in Ordnung sei. Die Zeit seit 2014 sei eine „geile Reise“ gewesen, und er mit sich im Reinen. „Ich denke, ich habe deutliche Spuren hinterlassen und dazu beigetragen, dass der 1. FC in der Landesliga spielt.“ Er wird sich von jedem Spieler persönlich verabschieden, wenn die Zeit dazu gekommen ist. „Noch aber sitzt der Stachel zu tief.“ Und auch Albl hat Hoffnung auf eine baldige Versöhnung. „Natürlich wird der Salli von uns verabschiedet – das hat er sich verdient.“

Aufrufe: 010.3.2022, 18:49 Uhr
Oliver RabuserAutor