2024-06-17T07:46:28.129Z

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Talent im Eintracht-Trikot: Mischa Häuser aus Wehrheim.	Foto: Stalter
Talent im Eintracht-Trikot: Mischa Häuser aus Wehrheim. Foto: Stalter

Erstes Klopfen am Tor zum Profibereich

+++ Wehrheimer Fußball-Talent Mischa Häuser ist Perspektiv-Spieler bei Eintracht Frankfurt / Klare Einschätzung der Stärken und Schwächen +++

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Wehrheim. Im aktuellen Kader des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt trägt ein Wehrheimer die Nummer 36. Mischa Häuser heißt der junge Mann, der gegenwärtig noch bei den A-Junioren der Adlerträger in der Bundesliga zum Einsatz kommt. Am 28. August 2018 hat der 19-Jährige seinen ersten Profivertrag bei den Hessen unterschrieben. Häuser gilt bei den Frankfurtern als Perspektivspieler, ein Talent, das für die ganz großen Aufgaben noch reifen soll.

Neben den sportlichen Überlegungen war die Vertragsunterzeichnung für Eintracht Frankfurt aber auch deswegen erforderlich geworden, weil der hessische Bundesligist damit die DFL-Auflagen erfüllen kann, mindestens zwölf deutsche Spieler unter Vertrag zu haben. Diese DFL-Auflagen, die letztlich dann auch zum Vertragsangebot für Häuser führten, stellen aber das Leistungsvermögen des jungen Mittelfeldspielers nicht infrage. Andererseits weiß der 19-Jährige auch, dass sein erster Lizenzspielervertrag nicht unbedingt eine Bundesligakarriere garantiert. Ein Anfang ist aber gemacht, alles Weitere wird sich in der nahen Zukunft für das Wehrheimer Talent ergeben.

Wie so viele andere Jugendspieler im Talentschuppen am Riederwald, ist Häuser seinen bisherigen Weg über einen kleinen Verein gegangen. Bei der TSG Wehrheim liegen seine Wurzeln, für die Mischa acht Jahre von 2005 bis 2013 in verschiedenen Jugendmannschaften unterwegs war. Dort fungierte unter anderem auch sein Vater Frank Häuser – selbst 1983 deutscher A-Jugendmeister mit Eintracht Frankfurt – als Jugendtrainer. Der Sohn sagt: „Von ihm habe ich das Talent geerbt, er hat mich zum Fußball gebracht und auch immer wieder unterstützt.“ Danach wechselte Mischa Häuser zu etwas größeren Vereinen in der Nachbarschaft: zur Usinger TSG und zum KSV Klein Karben. Kickers Offenbach war im Jahr 2015 die nächste Station. Dort spielte er bei den B-Junioren in der Verbandsliga. Er erinnert sich: „Der Wechsel war für mich ein großer Schritt nach vorn. Bei den Kickers habe ich sehr gute Spiele gemacht und wurde deshalb mehrfach zu Spielen der Hessenauswahl eingeladen. Es wurden viele Spiele von mir beobachtet und ich bekam eine Einladung zum DFB-Sichtungsturnier. Letztlich waren Testspiele, das Turnier mit der Hessenauswahl und meine guten Leistungen bei den Kickers im Jahr 2016 dann entscheidend für den Wechsel zu Eintracht Frankfurt.“

Anfangs hat der Wehrheimer das Fußballspielen wie viele andere junge Kicker auch nur als Hobby angesehen. Erst mit dem Wechsel zum hessischen Bundesligisten hat der Fußballsport für ihn einen völlig anderen Stellenwert eingenommen. Häuser: „Am Riederwald habe ich erstmals richtig angefangen, zu schauen, wie weit es geht.“ Nach verständlichen Anfangsschwierigkeiten in seiner ersten B-Junioren-Bundesliga-Saison hat sich das Laufwunder bis zur Rückrunde 2017 an das gestiegene Niveau gut herantasten können. „Seit Katar bin ich Stammspieler“, sagt er. Am arabischen Golf hatte die U17 ein viel beachtetes Turnier gespielt. Sein damaliger Trainer Steffen Winter, jetzt Sportlicher Leiter bei der Spvgg Greuther Fürth Jugend, lobte seinerzeit: „Mischa hat sich im Lauf seiner ersten Saison sehr gut entwickelt und wirklich einen großen Sprung gemacht.“

Der Wehrheimer ist so schnell zu einem Fixpunkt in seinem Jahrgang geworden. Neben seiner Vielseitigkeit – teilweise kam er bei den B-Junioren als Zehner oder gar Achter zum Einsatz – konnte er auch schrittweise seine Torgefahr in diesem Ausbildungsabschnitt steigern. Bei den B-Junioren erzielte er in 24 Bundesligaeinsätzen sieben Tore. Auch der Übergang zur A-Junioren-Bundesliga verlief bei den Adlerträgern geräuschlos. Er kam in der Saison 17/18 auf 19 Spieleinsätze und erzielte dabei zwei Tore. Häuser: „In der vergangenen Saison habe ich gegen die Spvgg Unterhaching das Siegtor geschossen. Dieser Treffer trug letztlich entscheidend zum Klassenerhalt in der Bundesliga bei Das war für mich natürlich ein ganz besonderes Erlebnis.“

Auch die vielen Reisen mit den B/A-Junioren nach Dallas, Irland, Kroatien oder die Schweiz werden ihm immer in Erinnerung bleiben. In dieser Saison gab es für den Jungprofi einen kleinen Rückschritt. Er war plötzlich Ergänzungsspieler und Bankdrücker. Mit zwei, drei durchschnittlichen Spielen zu Beginn der Saison hatte er sich etwas aus dem Blickfeld des damaligen Eintracht-Trainers Tomislav Stipic gespielt. Häuser: „Ich kam mit ihm einfach nicht richtig zurecht. Er hat mir nach den etwas schwächeren Auftritten nie mehr richtig die Chance gegeben, mich zu zeigen. Stipic wurde zwischenzeitlich entlassen. Unter dem neuen Coach Marco Pezzaiuoli spiele ich wieder.“

Für den Mischa Häuser ist eine Profilaufbahn durchaus denkbar, dafür gibt er alles. „Bei der Eintracht habe ich jetzt wieder regelmäßig Einsätze in der A-Junioren-Bundesliga. Ich komme immer sehr früh zum Training und gehe als einer der Letzten. An meinen Schwächen habe ich in der Vergangenheit sehr erfolgreich gearbeitet. Natürlich ist mir bewusst, dass alles passen muss und nur ganz Wenige in den Topligen landen. Da muss einfach viel stimmen.“

Da stellt sich natürlich die Frage, wie sieht denn der Tages-/Wochenablauf bei Häuser in Korrespondenz mit den beruflichen Vorstellungen aus? Zurzeit konzentriert er sich nur auf Fußball. Täglich steht Training auf seinem Zeitplan, an manchen Tagen muss er auch zwei Mal am Riederwald erscheinen. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge. Als Stress empfindet er das aber nicht. „Ich wusste ja, was auf mich zukommt, als ich mich für die Eintracht entschieden habe.“ Mit klarem Kopf schätzt Häuser auch seine eigene Leistungsfähigkeit ein. Stärken und Schwächen? Da antwortet er schnell und präzise. „Ich bin nicht pfeilschnell, aber ich habe ein gutes Tempo. Ich habe eine gute Übersicht und Gefühl für den Raum und kann mich auch in Eins-gegen-Eins-Situationen gut durchsetzen.“ Aber auch über seine Schwächen spricht er selbstkritisch: „Im Spiel gegen den Ball muss ich mich weiter verbessern, hier habe ich Defizite im aggressiven Zweikampfverhalten. Auch an meinem Kopfballspiel muss ich weiter arbeiten.“ Ihm ist auch klar, dass Talent allein nicht ausreicht, um Profifußballer zu werden. Der Wille macht bei vielen Talenten eben dann den Unterschied, der den einen Spieler vom anderen trennt.

Der Jungprofi steht auch für die Tugenden Bescheidenheit und Demut. Zwei Worte mit enorm viel Aussagekraft, die auch am Eingangstor zur Fußballakademie „La Masia“ des FC Barcelona zu lesen sind. und damit eindrucksvoll die Philosophie des Weltklubs im Nachwuchsfußball aufzeigen. Neben den fußballerischen Elementen wären damit auch die charakterlichen Voraussetzungen vorgestellt, die unbedingt notwendig sind, um bald noch energischer am Tor zum Profibereich anklopfen zu können.

Und wie sieht sein jetziger Übungsleiter Pezzaiuoli (vorher DFB-Trainer der U15/U16/U17/U18) seinen Schützling? Der Eintracht-Coach sagt: „Mischa ist absolut zuverlässig und fokussiert. Er hat eine tolle Ausstrahlung, ist sympathisch, zielstrebig und enorm ehrgeizig. Er ist ein intelligenter Junge, der weiß, was er will. Er muss aber mehr an seine Fähigkeiten glauben. Im Herrenfußball sollte er in Sachen körperlicher Präsenz den nächsten Schritt machen.“

Direkte Berührungspunkte zu den Profis gibt es für Mischa immer nur dann, wenn Länderspielpause ist oder ein Teil der Lizenzspieler, die nicht zum Europa-League-Kader gehören, am Riederwald mit den A-Junioren trainieren. Bei zwei Testspielen stand der Wehrheimer unter anderem mit Sebastian Haller, Sebastian Rohde, Marc Stendera und Jonathan De Guzman schon auf dem Spielfeld. Häuser zu seinen Eindrücken: „Es ist schon etwas ganz besonderes, mit diesen Stars vor großer Kulisse spielen zu dürfen, auch wenn es sich nur um ein bedeutungsloses Testspiel handelt. Die Profis geben einem Tipps und helfen einem, sich gut einzufinden. Man möchte sich zeigen, besonders wenn Adi Hütter, Fredi Bobic oder Bruno Hübner zuschauen. Auch das Mitfahren im Eintracht-Bus war für mich eine tolle Erfahrung.“

Bei den Bundesligaspielen der A-Junioren werden auch am Riederwald oft Scouts von anderen Klubs oder Berateragenturen gesehen. Zu Beginn des Monats April wurde unter anderem. auch Häuser im Bundesligaspiel gegen den Karlsruher SC in Frankfurt von Chefscout Karl Kilb, Fa. Soccertalk GmbH, Oberursel, beobachtet. Bei der Soccer-talk GmbH, Inhaber Alen Augustincic, stehen viele Nachwuchsspieler der Profiligen unter Vertrag, Unter anderem werden zurzeit auch Bayern-Trainer Niko Kovac und André Breitenreiter von diesem Team beraten. Kilb sagt zur Person Häuser: „Ein interessanter Spieler mit viel Talent, ein guter Linksfuß mit guter Technik. Er erinnert in seiner Spielweise an Marius Wolf, der jetzt bei Borussia Dortmund unter Vertrag steht. Häuser könnte ich mir auch für Defensivaufgaben vorstellen.“



Aufrufe: 03.5.2019, 23:00 Uhr
Wolfgang Stalter (Usinger Anzeiger)Autor