2024-05-28T14:20:16.138Z

Interview
Möchte zukünftig mehr Verantwortung übernehmen: Leonhard Scheler (links).
Möchte zukünftig mehr Verantwortung übernehmen: Leonhard Scheler (links).

"Er kam zu jedem Spieler und hat sich verabschiedet."

Leonhard Scheler spricht im FuPa-Interview über den Rücktritt von Christoph Böger

Der 23-jährige Student der Automobilmechatronik spielt bereits seit der D-Jugend für Coburg. Er gehörte zum festen Bestandteil der Aufstiegsmannschaft letzten Jahres und hat sich nun in der Landesliga etabliert. Für den Rechtsverteidiger kam der Rücktritt des ehemaligen Trainers Christoph Böger nicht überraschend. Warum? Das erzählt er uns.

Herr Scheler, am letzten Spieltag hat der FC Coburg mit 3:1 gegen Höchberg gewonnen. Der Sieg war für die Mannschaft mit Sicherheit Balsam für die Seele, oder?

Scheler: "Ja, das kann man durchaus so sagen. Es war in den ersten Minuten ein sehr zähes Spiel, in dem wir nur sehr schwer reingefunden haben. Höchberg hatte einige Möglichkeiten, doch mit zunehmender Spielzeit wurden wir besser. Innerhalb der Mannschaft haben wir sicherer agiert und haben auf unsere Spielanlage vertraut. Im Endeffekt war der Sieg nach den vielen Niederlagen eine Genugtuung für uns."

Wie können Sie sich die zuvor sehr deutlichen Niederlagen erklären?

Scheler: "Es ist ganz schwierig zu erklären. Ich hatte das Gefühl, dass wir, sobald wir in Rückstand geraten sind, irgendwo anders Gründe gesucht haben, anstatt vor unserer eigenen Haustür zu kehren. Dadurch haben wir uns zu wenig auf das eigene Spiel konzentriert und haben bei einer Drangphase des Gegners sehr oft ein weiteres Gegentor kassiert. Nach den vielen klaren Niederlagen hat nach einem Rückstand auch die passende Einstellung gefehlt, damit man so ein Spiel noch drehen kann."

Waren Sie persönlich überrascht, als Christoph Böger nach dem schlechten Start zurückgetreten ist?

Scheler: "Er hat ja selbst angekündigt, dass er am Saisonende gehen wird und ich war überzeugt davon, dass er es bis dahin durchhält. Vor dem Spiel gegen Ebensfeld hat er uns gesagt, dass das ein entscheidendes Spiel wird und er bei einer weiteren Niederlage vermutlich vom Posten abtritt. Insofern wusste ich schon, was auf uns zukommt."

Wie hat er seinen Abschied verkündet?

Scheler: "Wie gesagt, nach dem Spiel wusste die gesamte Mannschaft schon, dass er die Segel streicht. Er kam zu jedem einzelnen Spieler und hat sich persönlich verabschiedet."

Wie hat die Mannschaft reagiert?

Scheler: "Wir unterhalten uns ja auch unter der Mannschaft miteinander und es war letzten Endes klar, dass er Wort hält und nach der Ankündigung gehen wird. Ins kalte Wasser geworfen wurde keiner."

Aber wenn er so etwas ankündigt, reißt man sich als Team nicht erst Recht zusammen, um die Kurve zu kriegen?

Scheler: "Ich kann nicht in die Köpfe der Spieler gucken. Dementsprechend wären alle Behauptungen schlechte Mutmaßungen. Persönlich kann ich von mir aus sagen, dass ich alle Nebensachen abseits des Spielfeldes ignoriere und ich als Sportler immer 100% gebe. Auch gegen Ebensfeld galt die Konzentration dem Spiel! Wenn man die Begegnung gesehen hätte, dann würde auch kein Zuschauer behaupten wollen, dass dort irgendeiner mit angezogener Handbremse aufgetreten ist."

Konzentrieren wir uns mal auf die sportliche Situation: Am Wochenende geht es nach Karlburg, dem Tabellenvierzehnten der Landesliga Nordwest. Auf dem Papier haben Sie eigentlich die Favoritenrolle inne, dann blickt man auf die Auswärtsschwäche…

Scheler: "Das ist ein Phänomen, welches für uns unerklärlich ist. Wir tun uns auswärts allgemein immer sehr schwer und lassen dort zu viele Punkte liegen. Favoritenrolle hin oder her, Karlburg ist ein Gegner wie jeder andere auch, auf den wir uns gut vorbereiten müssen. Matthias Christl wird uns richtig einstellen und bezüglich der Auswärtsschwäche hoffentlich die Wende einleiten."

In der Hinrunde ging die Begegnung nach einer dramatischen Schlussphase mit 3:2 an Karlburg. Können Sie sich zurückerinnern?

Scheler: "Ich habe mir gerade einen Bericht durchgelesen und muss ehrlich zugeben, dass ich mich fast gar nicht an das Spiel erinneren kann. Ich weiß nur noch, dass es ein eher defensiv eingestellter Gegner war. Unser Trainer begutachtet Karlburg dennoch akribisch, checkt den Platz und wird die Mannschaft auf alles einstellen."

Die 40-Punkte Marke haben Sie mit dem Erfolg gegen Höchberg knacken können. Ist der Klassenerhalt jetzt in der Tasche?

Scheler: "Es geht letztendlich nur um den einen Relegationsplatz, um den rechnerisch noch mehrere Mannschaften zittern müssen. Klar schaut man immer nach unten. Momentan sieht es bei uns in der Hinsicht sehr gut aus, aber um wirklich durchschnaufen zu können, brauchen wir noch mindestens ein bis zwei Siege."

Und welches Ziel verfolgt der Bezirksligameister jetzt noch?

Scheler: "Wir stehen im Moment auf dem sechsten Tabellenplatz, was für einen Liganeuling optimal ist. Wenn wir uns am Ende der Saison da wiederfinden, dann können wir von einem erfolgreichen ersten Jahr in der Landesliga sprechen. Wir haben noch Spiele gegen Ansbach und Schweinfurt. Vielleicht können wir die zumindest ein wenig ärgern."

Und ein persönliches, fußballerisches Ziel?

Scheler: "So richtig ausgemalt habe ich mir noch nichts. Ich denke, dass ich in den nächsten Jahren ein wenig Verantwortung übernehmen möchte und junge A-Jugendspieler, die die kommenden Spielzeiten zu uns stoßen werden, einbinden möchte. Ansonsten möchte ich selbstverständlich mit konstanter Leistung überzeugen und in der ersten Elf auflaufen."

Aufrufe: 014.4.2016, 13:08 Uhr
Kai HeermannAutor