2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau
Die unumstrittene Nummer eins im Lilien-Tor: Daniel Heuer Fernandes, hier im Testspiel gegen Roda Kerkrade. 	Foto: Florian Ulrich
Die unumstrittene Nummer eins im Lilien-Tor: Daniel Heuer Fernandes, hier im Testspiel gegen Roda Kerkrade. Foto: Florian Ulrich

Eine Saison, die aus dem Ruder lief

SV Darmstadt 98: Daniel Heuer Fernandes war mittendrin, als beim SC Paderborn so gut wie alles schief ging

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Seit Sommer 2016 spielt Daniel Heuer Fernandes im Tor des Zweitligisten SV Darmstadt 98. Zunächst war er die Nummer zwei hinter Michael Esser, doch seit „Bruno“ im Sommer 2017 zu Hannover 96 gewechselt ist, ist der 25 Jahre alte Deutsch-Portugiese die unumstrittene Nummer eins im Lilien-Kasten. Das wird er auch in der kommenden Saison sein, denn Heuer Fernandes bleibt bekanntermaßen am Böllenfalltor – auch wenn es für den Keeper, der vom „Kicker“ zum besten Zweitliga-Torwart der vergangenen Saison ernannt wurde, auch andere Angebote gab.

Viele Fans hat es gefreut, dass Heuer Fernandes bleibt – und es hat dem SV Darmstadt 98 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Torwartdiskussion erspart. Zumal seit Mittwoch feststeht, dass Joel Mall künftig für den zyprischen Erstligisten Pafos FC spielt. „Er hat sich von der ganzen Mannschaft verabschiedet. Für ihn ist es eine Herausforderung, die er annehmen möchte“, sagt Heuer Fernandes über seinen Vertreter, der in Darmstadt nie wirklich Fuß fassen konnte. „Wir haben uns alle super verstanden. Im Fußball ist es aber so, dass man auch mal neue Wege geht. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann wieder.“

Mall hatte Heuer Fernandes im Herbst 2017 vertreten, als dieser verletzt war. In besonders unguter Erinnerung ist sein Patzer im Spiel bei Eintracht Braunschweig, als er eine Flanke durch die Finger rutschen ließ und den sicheren Sieg verschenkte.

Am ersten Spieltag treffen die Lilien auf den SC Paderborn, Anstoß ist am Sonntag um 15.30 Uhr. Den Gegner kennt Heuer Fernandes gut: Er hat in der Saison 2015/16 in Ostwestfalen gespielt, bevor es ihn ans Böllenfalltor verschlug. Der SC Paderborn war nach einer denkwürdigen Saison in die Dritte Liga abgestiegen. Stefan Effenberg als Kurzzeit-Trainer, ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Trainingslager im türkischen Belek inklusive nächtlicher Orgien – in Paderborn dominierten andere Themen als sportliche die Schlagzeilen. „Die Saison war sehr chaotisch“, erinnert sich Heuer Fernandes. „Von den Namen her hatten wir eigentlich eine sehr gute Mannschaft. Durch die Nebengeräusche haben wir uns aber verunsichern lassen – und dann kommt eine solche Saison zustande.“ Er selbst ließ sich damals nichts zuschulden kommen, er wurde in der Rückrunde zum Stammtorwart. „Ich war lieb im Trainingslager, und man weiß ja, was passiert ist“, sagt er – Details nennt er freilich nicht.

Eskalation im Trainingslager im türkischen Belek

„Wenn bei einem zehntägigen Trainingslager zwei Abende in Eskapaden enden, spricht das nicht für ein diszipliniertes Verhalten. Das ist die bescheidenste Gesamtsituation, die ich seit meiner Laufbahn bei diesem Verein erlebe“, kommentierte SC-Präsident Wilfried Finke damals. Blumenkübel landeten im Hotel-Pool, Spieler urinierten in den Fluren. Und einer hatte sich gar in einer Bar vor einer Frau entblößt. Kuriosum am Rande: Wenige Kilometer entfernt bereiteten sich damals zeitgleich die Lilien in Antalya auf die Rückrunde in der Ersten Liga vor.

Viel Kontakt nach Paderborn hat der Deutsch-Portugiese nicht mehr. „Sie hatten viele Wechsel, viele Spieler kenne ich nicht mehr – es sind nur noch Vereinzelte.“ Dennoch sei es natürlich etwas Besonderes, gegen den Ex-Klub zu spielen. Den er als äußerst stark einschätzt. „Ich habe viele Spiele von ihnen in der Dritten Liga gesehen. Dort sind sie äußerst souverän aufgetreten, sie haben unheimlich viele Tore geschossen. Das war schon bemerkenswert.“ Der SC Paderborn sei denn auch kein normaler Aufsteiger. „Sie kommen mit Euphorie und wollen den Schwung aus dem letzten Jahr mitnehmen. Wir müssen das immer im Hinterkopf haben und gewappnet sein.“

Nach der harten Vorbereitung freut sich Heuer Fernandes auf Sonntag – auch weil er sich Angenehmeres vorstellen kann als die aktuellen Trainingseinheiten. „Das macht man ja eher ungern, und bei dieser Witterung braucht man auch noch ein paar Prozente mehr. Aber das müssen wir annehmen – am Wochenende wird es ja auch wieder heiß.“ Da kann es sogar ein Vorteil sein, dass sich die Spieler mittlerweile daran gewöhnt haben. „Wir wissen auf jeden Fall, was auf uns zukommt.“

Aufrufe: 04.8.2018, 18:14 Uhr
Jan FelberAutor