2024-06-17T07:46:28.129Z

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Wichtiger Mann beim luxemburgischen Meister Esch: Der gebürtige Trierer Jakob Dallevedove spielt heute gegen Zagreb. Foto: Jeff Lahr/Tageblatt
Wichtiger Mann beim luxemburgischen Meister Esch: Der gebürtige Trierer Jakob Dallevedove spielt heute gegen Zagreb. Foto: Jeff Lahr/Tageblatt

Eine Nullnummer? Ein Traum!

Champions-League-Qualifikation: Dem Wiltinger Jakob Dallevedove reicht heute mit Esch ein 0:0 gegen Zagreb - "Sind klarer Außenseiter"

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Krass, der Außenseiter! Der Luxemburger Club CS Fola Esch hat keine so schlechte Basis, heute Abend im Heimspiel den kroatischen Meister Dinamo Zagreb aus der Champions-League-Qualifikation zu kicken. Das Hinspiel endete 1:1. Der Ex-Trierer Jakob Dallevedove hält aber den Ball flach.
Esch/Wiltingen. 53,10 Millionen Euro: So taxiert die Internetseite Transfermarkt.de den Wert des aktuellen Kaders von Dinamo Zagreb. Der kroatische Meister liegt damit etwa auf dem Niveau des 1. FC Köln oder des HSV. Allein Dinamo-Mittelfeldspieler Arijan Ademi wird mit fünf Millionen Euro bewertet. Zum Vergleich: Das gesamte Team des luxemburgischen Meisters CS Fola Esch bringt es zusammen auf 2,4 Millionen Euro.
Das sind nur Zahlen, Schätzungen. Indizien für die Favoritenrolle, wenn beide Teams aufeinandertreffen. Aber wenn heute im Rückspiel der 2. Qualifikationsrunde zur Champions League Fola auf Dinamo trifft, rücken die Zahlen in den Hintergrund.
"Nach dem 1:1 letzte Woche in Kroatien wurde ich gefragt, ob wir jetzt der Favorit sind", sagt Jakob Dallevedove, der seit fünf Jahren für den Traditionsverein aus dem Luxemburger Südwesten kickt. "Da musste ich erst mal lachen." Der 27-jährige Wiltinger bereitete beim überraschenden Remis in Zagreb per Freistoß das 1:0 vor. Die Kollegen in der Sportredaktion des Luxemburger Tageblatts bescheinigten ihm ein "super Spiel", kürten ihn zum besten Spieler. Dinamo reichte später auch eine halbe Stunde in Überzahl nicht zum Sieg.
"Wir sind Außenseiter. Es hat keiner damit gerechnet, dass wir so ein Ergebnis in Zagreb erzielen. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir aber noch besser spielen als letzte Woche." Dallevedove und seine Teamkollegen sind gewarnt. Vor zwei Jahren hatte Fola zum ersten Mal nach 83 Jahren (!) wieder die Meisterschaft gefeiert. Premieren-Gegner in der Champions-League-Quali war damals ebenfalls Dinamo Zagreb. Die Heimspiel-Erinnerung fällt am Ende düster aus. "Nach einer Stunde stand es 0:0. Dann ging es ruckzuck, und wir verloren noch 0:5. Da haben wir gesehen, wie es laufen kann", erinnert sich "Dalle". "Wir tun also gut daran, nicht verrückt zu spielen und vom Weiterkommen zu reden."
Der von Zoran Mamic trainierte kroatische Meister stand auf der Wunschliste nicht ganz oben. "Nicht schon wieder! Das war unsere erste Reaktion nach der Auslosung. Die sind zum einen sehr spielstark, und zum anderen waren wir ja schon dort", berichtet Dallevedove, der nach Stationen bei Eintracht Trier (U19), Schalke 04 (U23) und dem neuen Bundesligisten FC Ingolstadt seit fünf Jahren in Luxemburg spielt. In 141 Pflichtspielen erzielte der Mittelfeldspieler 40 Tore.
In der Saison 2004/05 spielten Zoran Mamic und Jakob Dallevedove übrigens gemeinsam bei Eintracht Trier - wenn auch in anderen Teams: Mamic, gegen den zuletzt in Kroatien wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt wurde, stieg damals aus der zweiten Liga ab. Für Dallevedove ging es hoch in die A-Junioren-Bundesliga.
Ein 0:0 würde den Luxemburgern heute reichen. Dann stünde der Club erstmals in der dritten Runde. Gegner wäre dann voraussichtlich der norwegische Meister Molde FK, der nach dem 5:0-Hinspiel gegen den armenischen Club Pyunik bereits so gut wie durch ist.
Vor drei Jahren hatte es zuletzt ein luxemburgischer Meister dick in die europäische Sportpresse geschafft: Damals war viel Häme im Spiel, als F91 Dudelange den österreichischen Meister RB Salzburg bis auf die Knochen blamierte. Den Düdelingern reichte in Salzburg eine 3:4-Niederlage nach dem 1:0 im Hinspiel zum Weiterkommen.
Die Außenseiterrolle kommt den Luxemburgern entgegen. Von einer Feierabend-Truppe kann aber auch beim vom früheren FCK- und Gladbach-Spieler Jeff Strasser trainierten Club keine Rede sein. "Wir haben fünf, sechs Trainingseinheiten in der Woche."
Ein paar Spieler gehen arbeiten, das Gros aber spiele als Profi. Dallevedove hatte ein Studium angefangen, diese Kombi wurde aber mit Trainingsaufwand und dem Pendeln zu aufwendig: "Die Konzentration liegt auf Fola." Der gebürtige Trierer ist dort der einzige Deutsche im Kader. Sein Vertrag läuft bis 2016.
Dallevedove und Kollegen müssen am Mittwoch auf ungewohntem Terrain ran: Das Emile-Mayrisch-Stadion, die Fola-Heimstätte in Esch/Alzette, ist aus Uefa-Sicht nicht für europäische Wettbewerbe geeignet. Das Spiel wird daher im Stadion Josy Barthel in Luxemburg-Stadt ausgetragen (20 Uhr). Die luxemburgische Polizei rechnet bei der Partie mit bis zu 200 kroatischen Risikofans.
Aufrufe: 021.7.2015, 22:10 Uhr
volksfreund.de/Andreas FeichtnerAutor