2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Brenkens Trainer Robert Alteköster hatte sich auf ein packendes Saisonfinale gefreut. Doch am Donnerstagabend erhielten er und seine Spieler eine erschreckende Nachricht vom Tod eines Teamkollegen.
Brenkens Trainer Robert Alteköster hatte sich auf ein packendes Saisonfinale gefreut. Doch am Donnerstagabend erhielten er und seine Spieler eine erschreckende Nachricht vom Tod eines Teamkollegen.

Ein Saisonfinale ohne Sieger

Die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg holt den Titel, weil Konkurrent Brenken 
sein Spiel wegen eines Todesfalls absagt / Der neue Meister steht nun im Kreuzfeuer der Kritik

Das Titelrennen in der Paderborner Fußball-Kreisliga A2 war in dieser Saison unfassbar spannend. Der SV 21 Brenken und die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg lieferten sich ein packendes Duell. Doch so eng dieser Zweikampf auch war – das Ende geriet tragisch. Aufgrund eines Todesfalls in der Mannschaft verzichtete Brenken auf das letzte Saisonspiel gegen die SG Siddinghausen/Weine, das mit 0:2 gegen den Titelkandidaten gewertet wurde. Die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg aber trat gegen den SV Steinhausen am Sonntag an, gewann 5:0 und heimste damit die A2-Meisterschaft ein. Einen wahren Sieger aber sollte und konnte es in diesem bitteren Saisonfinale nicht geben. So ist vor allem die FSV ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Mitunter schlägt dem Verein der blanke Hass entgegen.

„Ich habe mir eine andere Situation gewünscht, um Meister zu werden. Mir war am Sonntag nicht nach Feiern zumute“, erklärt FSV-Coach Christian Nolte. Während seine Spieler nach der Partie gegen Steinhausen Jubeltänze aufführten, hielt sich der Trainer extrem zurück. „Ich konnte mich nicht wirklich darüber freuen. Aber ich stehe dazu, dass wir beschlossen haben, das Spiel auszutragen. Denn es war eine gemeinsame Entscheidung“, sagt Nolte, der erst am Sonntag von einem Kurzurlaub aus Amsterdam zurückgekehrt war. Auch der Coach wird nun in den Sozialen Medien angefeindet. Nolte erhielt Nachrichten, die unter die Gürtellinie gehen. „Was da zum Teil passiert, ist widerlich und erbärmlich“, kritisiert der 34-Jährige. Es sei nicht fair, dass die FSV nun an den Pranger gestellt werde. „Wir wurden mit der Situation auch ein Stück weit allein gelassen“, moniert der Chefcoach.
Der Vorstand der FSV Bad Wünnenberg/Leiberg ist ebenfalls schockiert über die Anfeindungen, die von Privatpersonen, aber auch von Vereinsvertretern geäußert werden. „Viele Verunglimpfungen beruhen auf fehlender Sachkenntnis“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des FSV-Vorstandes, der sich ansonsten aber bewusst bedeckt hält, um nicht in eine Rechtfertigungshaltung zu rutschen. Sollten die Anfeindungen jedoch anhalten, werde der FSV noch eine Stellungnahme abgeben. „Dann wollen wir detailliert auflisten, was tatsächlich passiert ist“, so die Führungsriege des Vereins.

FLVW-Kreis habe keinen Handlungsspielraum gehabt

Kritik am Fußballkreis übt Brenkens Coach Robert Alteköster. „Nachdem wir am Donnerstagabend vom Tod unseres Teamkollegen erfahren hatten, teilten wir den Verantwortlichen vom Kreis am Freitagvormittag mit, dass wir zeitnah kein Fußball spielen können. Wir haben um Lösungen gebeten, denn wir wollten die Saison sportlich beenden“, sagt Alteköster. Doch mit Verweis auf den Rahmenterminkalender habe der Kreis erklärt, dass eine Verlegung des Siddinghausen-Spiels nicht möglich sei. „Siddinghausen/Weine ist dann auf uns zugekommen und hat angeboten, von sich aus nicht anzutreten. Eine große Geste. Aber wird haben abgelehnt. Denn wenn dann die FSV nicht gewonnen hätte, wären wir die Blöden gewesen“, so Alteköster.
Der FLVW-Kreisvorsitzende Dietmar Ape beteuert unterdessen, dass der Verband keinen Handlungsspielraum gehabt habe. „Ich weiß, dass das alles pietätlos wirkt. Aber der Zeitplan und auch die Satzung haben eine Verlegung des Brenkener Spiels einfach nicht zugelassen“, sagt der Kreisvorsitzende, der auch Kontakt zum FLVW-Vizepräsidenten Manfred Schnieders aufnahm.
In der Tat hätte eine Spielverlegung große Terminprobleme verursacht. So hätte Brenken wohl frühestens am Fronleichnamstag die Partie gegen Siddinghausen/Weine nachgeholt. Spätestens da aber hätte bereits ein mögliches Entscheidungsspiel gegen Bad Wünnenberg/Leiberg steigen sollen. Schließlich hätten anschließend noch die vier Relegationsspiele gegen Ostenland und den Vizemeister der Bielefelder A-Liga angestanden. „Es war leider nichts zu machen“, bekräftigt Ape.
Für Robert Alteköster ist das kein Trost. „Ich hätte mir gewünscht, dass die FSV auch auf ihr Spiel gegen Steinhausen verzichtet hätte. Das wäre eine große Fairplay-Geste gewesen“, sagt Brenkens Trainer und sagt mit Blick auf die kommende Saison: „Ich kann nur hoffen, dass wir jetzt noch enger zusammenrücken. Und davon gehe ich auch aus.“

Kommentar

Wenn der Hass regiert

Von Frank Beineke

Ein solch bitteres Saisonfinale wie in der Kreisliga A2 hat es in der Geschichte des Fußballkreises Paderborn sicher noch nie gegeben. Und es sind sicher diskussions- und kritikwürdige Entscheidungen getroffen worden. Die FLVW-Funktionäre hätten aller verständlichen Terminprobleme zum Trotz angesichts dieser Extremsituation vielleicht mehr Entgegenkommen zeigen können. Der SV Brenken hätte unterdessen das honorige Angebot der SG Siddinghausen/Weine annehmen können, die offenbar ihrerseits auf die Spielaustragung verzichten wollte.
Die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg hätte wiederum das Spiel gegen Steinhausen absagen oder verlieren können. Und dass die FSV-Spieler nach dem Abpfiff den Titelgewinn mit Bengalos und Sektduschen feierten, ist sicher pietätlos. Ein bisschen mehr Zurückhaltung hätte der FSV gut zu Gesicht gestanden. Andererseits sind es junge Leute, die sich nicht zu Unrecht über eine starke Saisonleistung freuten.
Fakt ist, dass ab dem Donnerstagabend nach der Nachricht vom tragischen Tod des Brenkener Spielers zu wenig kommuniziert wurde. Sonst hätten die Vereine und der FLVW-Kreis eine gemeinsame Lösung finden können.
Doch alles „Hätte, wenn und aber...“ zählt jetzt nicht mehr. Die Entscheidungen wurden so getroffen und müssen respektiert werden. Erschreckend aber sind die Reaktionen, die diese zum Teil hervorrufen. In den Sozialen Medien schlägt der FSV Bad Wünnenberg/Leiberg der blanke Hass entgegen. Gerade angesichts des äußerst tragischen Todesfalls kann man all jenen, die mit Hass reagieren, nur sagen: Ihr habt nichts verstanden! Es gibt im Leben wichtigere Dinge als Fußball. Das hat das Saisonfinale der A2 auf besonders schmerzhafte Weise gezeigt.

Aufrufe: 028.5.2018, 22:00 Uhr
Frank Beineke / Foto: Pia KutscheAutor