2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
F: Seidler
F: Seidler

Ein Helmetzer der im Frankenwald sein Glück fand

Markus Bächer spricht über Karriere, Leidenszeit, Zukunft und seine zwei Lieben

Normalerweise liest man jeden Montag morgen Zeitung und fragt sich, wie viele Tore hat er am Wochenende wohl wieder gemacht? Leider ist der Name Markus Bächer im Selbitzer Aufgebot nicht mehr zu finden. Wieso, was ist da passiert? Beim Heimspiel gegen Nürnberg/Buch verletzte sich Markus "Schbuhler" Bächer am Knie und zog sich einen Kreuzbandriss zu. Im Alter von 31 Jahren erleidet Bächer seine bislangschwerste Verletzung seiner Karriere. Trotz alledem hat er immer noch einen Traum. FuPa sprach mit dem Ausnahmestürmer über seine Karriere, seine aktuelle Leidenszeit, seine sportliche Zukunft und seine zwei Lieben.


F: Brückmann

Ausnahmesportler

206 Pflichtspiele, 168 Tore, 15 FuPa-Nominierungen in der Elf der Woche und keinen einzigen Platzverweis (!), diese Daten sprechen für Markus Bächer. In seiner Fußballkarriere, die im Jahre 1989 begann, hatte Bächer kaum mit Verletzungen zu kämpfen. "Natürlich zwickt ab und an mal ein Muskel oder man reißt sich die Bänder, aber das Ganze dauert ca. 3-4 Wochen und man ist zurück", lässt der Stürmer einblicken. Seine Karriere begann beim ruhmreichen VFB Helmbrechts. Dort durchlief der jetzige Selbitzer alle Jugendmannschaften und bestritt seine ersten drei Jahre im Herrenbereich. "Helmbrechts wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich habe dem kompletten Verein vieles zu verdanken. 16 Jahre meines Lebens habe ich dort verbracht, vieles gelernt, viele Freundschaften geschlossen und so einiges erlebt. Ich möchte die Zeit nicht missen", erzählt Bächer freudestrahlend. Auf die Frage, ob er nochmal zum VFB Helmbrechts zurückkehrt antwortete er wie folgt: „Das klingt jetzt zwar wie eine Floskel, aber im Fußball kann man nie alles ausschließen, daher sage ich mal, schauen wir einfach mal, was die Zukunft bringt." In der Saison 2006/2007 wechselte "Schubuhler" zu seiner großen Liebe SpVgg Selbitz. "Mein damaliger Trainer in Helmbrechts, Roland Langheinrich, holte mich nach Selbitz. Ich wollte damals den Schritt bewußt gehen. Wir spielten mit Helmbrechts in der Bezirksoberliga und Selbitz ist in die Landesliga aufgestiegen. Lange musste ich da nicht überlegen und im Nachhinein bin ich ziemlich froh darüber“, gibt "Schbuhler" freudig lachend zu.



F: Seidler


Nächste Karrierestufe

Im Sommer 2009 dann der Wechsel zu den Hofer Bayern. "Leider hatten wir bei der SVS keinen großen Erfolg mehr. Wir spielten im Mittelfeld der Landesliga und ich hatte das Gefühl, dass alles stagniert. Dann kam das Angebot aus Hof und ich habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben“, erzählt der Ex-Hofer. Fortan spielte Bächer in der Bayernliga, wo er in zwei Spielzeiten auf 62 Spiele und 22 Torerfolge kam. Dennoch blickt der Stürmer mit gemischten Gefühlen zurück, bei denen aber das Positive überwiegt. "Im zweiten Jahr habe ich relativ zeitig meinen Wechsel zurück nach Selbitz bekannt gegeben. Leider hat mich der damalige Trainer, Norbert Schlegel (aktuell Trainer bei Eintracht Bamberg) links liegen lassen und wir spielten nur noch mit einem Stürmer", blickt Bächer ein wenig frustriert zurück. Die SpVgg Bayern Hof spielte damals um den Abstieg in die Landesliga und konnte sich gerade noch durch die Relegation halten. "Am Ende der Saison 2010/2011 hatte ich wohl die geilste Zeit meiner Karriere. Ich bekam das Vertrauen vom Trainer zurück und wir hielten die Klasse", berichtet Markus Bächer stolz. Übrigens: Markus "Schbuhler" Bächer traf im entscheidenden Relegationsspiel gegen SSV Jahn Regensburg II in der 81. Minute zum 1:0 Endstand. "Wir lagen uns alle samt Trainer in den Armen, wobei mir bewußt war, dass der Coach mich da schon mehr oder minder aussortiert hatte. Aber so ist eben Fußball", lässt er lächelnd in sich einblicken.

Foto: SpVgg Bayern Hof


Rückkehr zur alten Liebe

In der Saison 2011/2012 ging Bächer wieder im blau/weißen Jersey auf Torejagd. Der glühende Eintracht Frankfurt - Fan bestritt alle 34 Spiele und erzielte 20 Tore. Am Saisonende stand für Selbitz der dritte Tabellenplatz zu Buche, der für die Relegationsrunde der Regionalliga Bayern berechtigte. Leider verlor man zweimal gegen den Würzburger FV. Trotz alledem stieg man in die Bayernliga Nord auf, da die Ligen reformiert wurden. In den beiden darauffolgenden Jahren in der Bayernliga bestritt Markus Bächer 66 Spiele, in denen er sich 24 mal feiern lassen konnte. In der Saison 2013/2014 war das Abenteuer Bayernliga auch schon wieder beendet. Die SpVgg Selbitz musste in die Relegationsrunde. Leider konnte man sich gegen den FC Viktoria Kahl nicht durchsetzen, daher stieg man in die Landesliga ab. In der Saison 2014/2015 ging die SpVgg Selbitz 1914 e.V. neue Wege. Die Mannschaft wurde komplett umgebaut - 14 Spieler sind gegangen bzw. mussten gehen, außer natürlich Markus Bächer. Er blieb und baute eine neue hungrige Mannschaft mit auf und führte diese als Kapitän auf das Feld. Endergebnis war die Vizemeisterschaft in der Landesliga Nord. "Natürlich bin ich froh Kapitän dieser Mannschaft zu sein. Die Jungs sind alle einwandfrei und gierig nach Erfolg. Leider war am Ende nicht mehr drin, aber durch die Relegation haben wir einiges an Erfahrung gelernt und das hilft uns allen in der Entwicklung", gibt ein stolzer Spielführer bekannt. Die Vizemeisterschaft bedeutet gleichzeitig auch die Qualifizierung für die Relegationsspiele für die Bayernliga Nord. In der ersten Runde traf man auf den Nachbarn aus Neudrossenfeld und konnte diesen auch bezwingen – Selbitz stand vor der Sensation! Doch dann kam der FC Sand (Vizemeister aus der Landesliga Nordwest mit 85 Punkten und 92:19 Toren). "Ja, das war schon verdient. Der FC Sand war eine Nummer zu groß für uns, Spieler wie Finnemann oder Heyer sind schon ausgebufft und haben einiges mehr an Erfahrung", gibt Bächer vollkommen ehrlich zu.


F: Mularczyk


Die Saison 2015/2016

Der Saisonstart der Selbitzer war durchwachsen, das spiegelte sich auch auf dem Torekonto des Selbitzer Kapitän nieder. Nach drei Spielen hatte Markus Bächer noch kein Tor und dann kam der 01.08.2015. Auf die Frage, was er sich an diesem Tag um kurz vor 17 Uhr (beim Warmmachen vor dem Spiel gegen TSV Nürnberg/Buch) gedacht hat, antwortete Bächer wie folgt: „Ich habe am Anfang starke Schmerzen verspürt, doch nach ein paar Minuten ging es wieder. Ich spielte auch von Beginn an, doch nach ein paar Minuten ging es nicht weiter. Ich dachte mir: „Naja, in 3 bis 4 Tagen wird es schon wieder gehen". Doch dann kam die bittere Diagnose: "Am Mittwoch hatte ich eine Kernspintomographie und konnte die erste Diagnose kaum glauben, ich war perplex, da ich kaum Scherzen hatte. Doch ich musste der Wahrheit ins Auge sehen, dass man auch im zarten Alter von 31 Jahren solch eine Verletzung haben kann", erzählt der Stürmer sichtlich berührt. Am 20.08. wurde Markus Bächer operiert und lag 2 Tage im Krankenhaus, konnte sich aber trotzdem nicht ausruhen.



Eindrücke nach der OP

"Ich war nur mit Genesungswünschen beschäftigt, aber das hat mir auch sehr viel geholfen. Mannschaftskameraden und Familienangehörige besuchten mich im Krankenhaus in Münchberg, aber viele haben mir auch geschrieben. Dennoch hat mich eines gewurmt: Unser Torhüter, Mario Möschwitzer, hat mir versprochen, mich zu besuchen und mir ein "Hefe" mitzubringen. Leider warte ich immer noch ganz versessen darauf". Seinen Humor hat Markus "Schbuhler" Bächer trotz seiner Verletzung nicht verloren, auch wenn er über die aktuelle Lage seines SVS angesprochen wird. "Natürlich sind wir aktuell nicht da, wo wir hinwollen, das ist auch nicht unser Anspruch. Natürlich fehlen erfahrene Spieler wie ich (lacht) oder Fernando Redondo, dennoch bin ich mir sicher, dass die Jungs zurückkommen und wieder oben ranschnuppern", gibt Bächer vielversprechend an. Sein Tagesablauf bestimmt nicht mehr der Fußball, sondern seine kleine Familie. "Laura und Felisa geben mir Kraft und zeigen mir auch, dass das Leben noch ganz andere schöne Seiten bietet“, erzählt Markus Bächer von seiner Ehefrau Laura und seiner einjährigen Tochter Felisa. Über seine Zukunft hat sich Bächer noch keine großartigen Gedanken gemacht. "Ob ich irgendwann in das Trainergeschäft einsteige, kann ich nicht sagen. Ich bin eher der Managertyp. Ich habe aktuell nur einen Gedanken bzw. ein Ziel: Ich will noch einmal das Trikot der SVS tragen", zeigt Bächer mit einer Liebeserklärung auf. FuPa stellte Markus "Schbuhler" Bächer noch einige Fragen:

Bester Mitspieler: Robert Kilin

Bester Trainer: Vom Typ her Roland Langheinrich und vom Fußballsachverstand Thomas Kost

Bester Schiedsrichter: Udo Konstantopoulos

Unangenehmster Gegenspieler: Rene Finnemann (zuletzt FC Sand)

Sportlicher Erfolg: Klassenerhalt 2010 mit Bayern Hof, Bayernligaaufstieg 2011 mit SpVgg Selbitz

Vorbild: Gerd Müller

Lieblingsessen: Pizza

Lieblingsgetränk: Bier/Weizen

Das FuPa-Team bedankt sich für das Gespräch mit Markus Bächer und wünscht ihm eine gute und rasche Genesung!

Aufrufe: 018.9.2015, 10:00 Uhr
MDAutor