2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht

Ein Endspiel, an dem am Ende beide Vertretungen feiern

Endspiel im Erzgebirgspokal: SV Neudorf vs. FC Stollberg / Spielbericht aus Sicht der unterlegenen Kreisligisten

Der SV Neudorf / Erzgebirge hat die Sensation im Finale des Erzgebirgspokals verpasst und scheiterte in Zschopau am vergangenen Samstag am Kreismeister vom FC Stollberg. Am Ende sollte es 5:2 für den höherklassigen Favoriten heißen, der damit das Double perfekt machte.
Einen ausführlichen Spielbericht aus Sicht der Gastgeber findet ihr hier:

Am vergangenen Samstag erlebten unsere Neudorfer das erste Pokalfinale auf Erzgebirgskreisebene. Nachdem man in den ersten Runden vier höherklassige Teams (Neustädtl, Crottendorf, Oelsnitz und Großrückerswalde) bezwingen konnte, wartete nun mit dem FC Stollberg die Übermannschaft und Aufsteiger der Kreisoberliga Erzgebirge auf die Steingräber-Elf. Neben den beiden gelbgesperrten Spielern, Emanuel Hartling und Felix Süß, fehlte dem Coach kurzfristig auch noch Ulf Tippmer, der auf Grund einer Schleimbeutelentzündung im Knie ausfiel. Dennoch waren die restlichen 18 Akteure, sowie Betreuer und Zuschauer guter Dinge, auch im Finale auf dem Rasenplatz „In der Sandgrube Zschopau“, den Titel holen zu können.

Nachdem man am Morgen einen gemeinsamen Spaziergang zum Wassertretbecken absolvierte und danach gemeinsam Mittag aß, reiste man mit dem Großteil der SVN Anhänger in drei Bussen nach Zschopau. Die Spieler strotzten nur so vor Selbstbewusstsein. Die Aufregung legte sich bei dem ein oder anderen nach und nach, aber dennoch kassierte man schon in der ersten Spielminute durch Christian Günther den 0:1-Rückstand.

Frühen Schock verarbeitet der Underdog gut

Den ersten Ball konnte Torhüter Benedict noch parieren, beim Nachschuss war er und seine Defensive allerdings geschlagen. Die Neudorfer zeigten sich vom frühen Gegentreffer alles andere als beeindruckt. Man störte den Gegner schon im Aufbauspiel und zwang ihn zum ein oder anderen Fehler. Da die Stollberger Hintermannschaft recht hoch agierte, ergaben sich für die Neudorfer Offensive zum Teil große Räume. Nach zehn Minuten tauchte allein Thomas Löser schon zum zweiten Mal vor dem Gästekeeper auf, aber beide Mal fand er in ihm seinen Meister.

Nach einer Viertelstunde hätte fast Johann Süß den Ausgleich markiert. Einen langgetretenen Freistoß von Benjamin Richter vergab er völlig freistehend am zweiten Pfosten. Die gut 300 mitgereisten Zuschauer aus dem Sehmatal durften nach 18 Minuten ebenfalls das erste Mal jubeln. Ein souverän ausgeführter Konter brachte die Neudorfer zurück ins Spiel, nachdem Norman Matzek Stürmer Löser auf die Reise schickte. Dieser rannte mit dem Ball schneller als zwei Gästeverteidiger und ließ den Dritten am Strafraum ebenfalls noch stehen. Sein Abschluss mit links schlug unhaltbar am langen Pfosten ein – 1:1.

In der Folgezeit waren es die Neudorfer, die dem 2:1 sogar näher waren wie der Favorit aus Stollberg. Allerdings wehrte die Führung nur knapp. In der 23 Minute entschied Schiedsrichter André Gerlach aus Krumhermersdorf auf einen zweifelhaften Elfmeter. Verteidiger Basti Schmiedel hielt seinen Gegenspieler deutlich vor dem Strafraum am Trikot, allerdings ließ er dieses beim Eindringen in den Sechzehner wieder los. Der gegnerische Stürmer erreichte den Ball nicht mehr vor dem herauseilenden SVN Keeper und ließ sich gekonnt fallen.

Individuelle Fehler münden in Stollbergs klarer Führung

Schiedsrichter Gerlach entschied dennoch auf Strafstoß für die Stollberger, welche durch Lukas John mit der zweiten Chance im Spiel erneut in Führung gingen – 1:2. Die Neudorfer steckten nicht auf, sodass fünf Minuten nach der FCS-Führung auch da hätte auf Elfmeter entschieden werden können. Löser nahm versuchte am gegnerischen Strafraum einen Ball unter Kontrolle zu bekommen, ehe ein Verteidiger ihm in den Rücken sprang. Doch dieses Mal verstummte die Pfeife des Schiedsrichtergespanns, wie auch in der einen oder anderen Szene am heutigen Tage. Kurz vor der Halbzeit kassierten die Neudorfer allerdings noch das 1:3 und 1:4 aus zwei eigenen klaren Fehlern.

Beim 1:3 unterlief der Neudorfer Defensive im Aufbauspiel ein Fehlpass, welchen der Erzgebirgsmeister eiskalt nutzte, beim 1:4 irrte Torhüter Benedict außerhalb des Strafraums rumher, wo am Ende erneut Steven Tonne der Nutznießer war. Das Spiel schien also schon vor der Halbzeit entschieden. So ging es für beide Teams im Glutofen-Tal Zschopau in die Kabinen. Trainer Steingräber motivierte seine Jungs und jeder solle erst einmal Kräfte sammeln, um in der zweiten Halbzeit noch einmal alles nach vorn werfen zu können.

Beide Teams kamen unverändert auf den Rasen zurück. Lediglich die Neudorfer kehrten zu ihrem alten Spielsystem, welches man in der Anfangsviertelstunde spielte, zurück. Dass sich dies auch fast auszahlen sollte, zeigte die 47. Spielminute. Einen Abpraller in der Stollberger Hintermannschaft fing Thomas Löser ab und abermals konnte sich der Gegner nur durch ein Foul helfen. Bis dahin das wohl deutlichste Foul aller Fouls an diesem Tage. Die Einzigen, die dies nicht so sahen, trugen an diesem Tage hellblaue Shirts.

Zwei Strafstöße in den Schlussminuten sorgen für Schlusspunkt

Man kann ja den Gästen aus Stollberg nicht einmal einen Vorwurf machen, aber wenn selbst die eigenen FCS Spieler von einem klaren Elfmeter reden, dann fragt man sich schon, ob der Schiedsrichter an diesem Tage für so ein Spiel geeignet ist. Letztendlich hatten die Neudorfer im zweiten Durchgang aber wenig entgegenzusetzen, sodass die Stollberger die komfortable Führung sicher nach Haus brachten. Den Neudorfern fehlte im zweiten Abschnitt auch einfach die nötige Kraft. Fast alle Spieler hatten in der Hitze mit Krämpfen zu kämpfen, da das Tempo in Halbzeit eins schon enorm hoch war.

Die Stollberger setzten in der Schlussphase einen Konter nach dem anderen. Allerdings scheiterten sie meist am letzten Verteidiger, am Neudorfer Torhüter oder am eigenen Wille, das Spiel endgültig zu entscheiden. So dauerte es bis zur 90. Minute, als der eingewechselte Sven Schönherr perfekt freigespielt wurde und allein Richtung Tor unterwegs war. Keeper Benedict war in dieser Szene machtlos und die Stollberger erhöhten auf 1:5. Als so mancher neutraler Zuschauer schon das „Stadion in der Sandgrube“ verlassen hatte, zeigte auf einmal der Schiedsrichter in der dritten Minute der Nachspielzeit noch einmal auf den Punkt.

Dieses Mal zur Verwunderung der 22 Akteure auf dem Rasen. Einen abgefälschten Schuss der Neudorfer bekam ein Stollberger Verteidiger an den angelegten Arm. Im Vergleich zu den zwei glasklaren Elfmetern vorher, war dies schon eher sehr schmeichelhaft. Den fälligen Strafstoß nutzte Thomas Löser per „Panenka-Lupfer“ souverän zum 2:5. Schiedsrichter Gerlach beendete danach die Partie und die Stollberger feierten den Gewinn des Erzgebirgspokals.

Zwei Sieger nach dem Abpfiff: Neudorf feiert "geile" Pokal-Saison

Aber selbst beim Feiern zeigte der Kreisligist dem Favoriten, wie auch gefeiert werden kann. Die Neudorfer Zuschauer empfingen die Spieler unter tosendem Applaus. Für einen Moment merkte man den Neudorfern schon die Enttäuschung an. Gefühlt zehn Minuten später schwenkte diese aber zu Stolz um. Jeder Spieler wurde von den Fans gefeiert, als hätte man den Pokal nach Neudorf geholt.

Die Freude, in der kommenden Saison erstmalig am Sachsenpokal teilnehmen zu können, überwiegte der Enttäuschung. Am Ende ein verdienter Sieg für die Stollberger auf Grund der Effektivität vor dem Tor des SVN. Dennoch hat man an diesem Tage genug Sympathien gewonnen, allein durch die „geile“ Party der Neudorfer Anhänger während und nach dem Spiel.

Aufrufe: 04.7.2019, 18:00 Uhr
FuPa SachsenAutor