2024-06-14T14:12:32.331Z

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Christian Lenz Foto: Verein
Christian Lenz Foto: Verein

Ein Burger und n' Käffchen zum Abschied

Die Fastfood-Tüte vor dem Spiel war sein Markenzeichen: Jetzt ist Neuruppins Christian Lenz für einen gefährlichen Auslandseinsatz unterwegs.

Zum Abschied gab’s eine Notration: Christian Lenz vom SV Union Neuruppin war bekannt dafür, vor den Auswärtsspielen noch eben am Drive-in zu halten und mit einer Tüte Fastfood in den Mannschaftsbus zu klettern. Seit Mittwoch ist er Soldat auf einer gefährlichen Mission. Sein Team hat ihn vorher verabschiedet - mit einem braunen Tütchen.

Ein ganz normaler Sonnabend sah für Christian Lenz vom SV Union Neuruppin ungefähr so aus: Ausschlafen bis zur letzten Sekunde, Sporttasche schnappen und noch auf dem Weg zum Platz in Gildenhall am Drive-in-Schalter seines Vertrauens stoppen und die immer gleiche Bestellung abgeben: „Ein Burger und einen Kaffee bitte“. Eine gefühlte Ewigkeit ging das so. Sein Auftritt bei der Mannschaft, immer der gleiche: Sporttasche links, Fastfood-Tüte und Käffchen rechts.

Bis zu diesem Mittwoch. Denn seit Mittwoch steht der rechte Läufer des SV Union vorerst nicht mehr in der Startelf des Landesklasse-Teams. Und das wird wohl auch bis mindestens zum Ende der Rückrunde so bleiben. „Ich habe mich entschieden, nach Mali zu gehen“, sagt der Bundeswehrsoldat. Sechs Monate. Seit einem Militärputsch im Jahre 2012 herrscht vor allem im Norden des afrikanischen Landes Krieg. Islamistische Terrorgruppen versuchen, die Macht an sich zu reißen. Der Westen will die Demokratie zurück und das Land mit einer UNO-Mission stabilisieren. Es ist die „gefährlichste“, die derzeit läuft. Erst am Dienstag sind mit einer Sprengfalle drei Soldaten getötet worden.

Für Christian Lenz ist diese Gefahr seit Mittwoch Alltag. „Wir sind eine reine Infanterie-Einheit, die die Gegend absichern müssen“. Anders gesagt: Die schwer bewaffneten Männer werden sich auf Gefechte einstellen müssen. An Fußball? Nicht zu denken. „Ich habe mir einen Ball mitgenommen. Ob wirklich Zeit ist, weiß ich noch nicht“, erzählt Christian Lenz. . „Aber ich habe mich bewusst so entschieden.“

Seinen Jungs in Neuruppin wird er fehlen. Vier Tore hat Christian Lenz in dieser Saison gemacht. Elf Spiele bestritten. Und vor fast jedem fuhr er noch schnell einen Burger nebst Kaffee holen. „Weil ich immer so lange schlafe“, lacht er. „Das ist meine Notration“.

Die vorerst letzte Notration bekam der Neuruppiner am Wochenende nach dem gewonnen Sportcenter-Cup. Als Geschenk von seinem Team, das in der Kabine nicht nur den Turniersieg, sondern auch Abschied von Christian Lenz feierte. „Ich habe extra noch mal mitgespielt“, sagt der Stürmer. Und sogar getroffen. Im ersten Spiel für Union gelang ihm ein Abstaubertor gegen Lindow:

Dass die kommenden sechs Monate für Christian Lenz auch damit enden könnten, dass er vielleicht nicht mehr Fußball spielen kann, darüber hat der Neuruppiner natürlich nachgedacht. „Aber es ist nun mal die Gruppe, die ich ausgebildet habe“, sagt der Stürmer. „Wir sind durch dick und dünn gegangen“. Und er ist sich sicher: „Ich werde weiter Fußball spielen, das lass ich nicht sausen.“

Aufrufe: 012.2.2016, 14:09 Uhr
Marc SchützAutor