2024-04-30T13:48:59.170Z

Spielbericht
– Foto: Oscar Jandura

Dynamo lässt die Köpfe hängen

Niederlage gegen Bielefeld +++ Enttäuschung und Frust +++ Dynamo im Jammertal +++

Nach der vierten Niederlage in Folge stapelt sich bei den Dynamos der Frust. Gegen Bielefeld verloren die Schwarz-Gelben hochverdient, wenn auch mit Pech, mit 0:1.

Es läuft die 63. Minute der Zweitliga-Partie zwischen Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld, als Andreas Voglsammer nach einer Flanke von Jonathan Clauss ein freies Tor vor sich findet, den Ball in dieses hineinköpft und damit seinem Team die drei Punkte sichert. Das Tor ist keineswegs unverdient und sehr gut herausgespielt. Clauss´ Dribbling in den Dresdner Strafraum überfordert die gesamte Dresdner Abwehr + Torwart. In diesem Moment wird vielen Dynamo-Spielern und Fans klar, dass es mal wieder nicht für einen Punktgewinn gereicht hat. Seit vier Wochen prägt Frust die Sachsen. Und den lassen sie aus – jeder auf seine Art und Weise.

Die Fans

Die Supporter auf den Rängen sind enttäuscht, leiden mit der Mannschaft. Einige wenige verlassen das Stadion vorzeitig, viele blieben völlig zu Hause. Mehr als 5.000 Zuschauer, die gegen Hannover noch im Stadion waren, ließen ihre Plätze heute leer. Aus dem K-Block heraus gab es nach dem Spiel laute Pfiffe, kurz vor Schluss wurde ein Böller gezündet. Eine Aussprache oder kritische Sprechchöre gab es nicht. Der Frust überwog auch bei den Fans.

Die Spieler

Die Dynamo-Akteure waren sichtlich bedient, Traurigkeit prägte das Erscheinungsbild von ihnen. Nur zwei Spieler wollten mit den Pressevertretern sprechen – Marco Hartmann und Kevin Broll und sprachen für die gesamte Mannschaft. „Ich glaube, wir machen uns das ganz schön selber kaputt“, meinte Kapitän Hartmann, „Man sieht bei jedem einzelnen, dass Entscheidungen getroffen werden, die man nur in so einer Situation trifft.“ Er sprach von der Reaktion auf das Gegentor. Dieses fiel nach 63 Minuten purer Bielefeld-Dominanz. Neuhaus-typisch spielten die Arminen mit viel Ballbesitz und einem Auge für Lücken in der Dynamo-Abwehr, die sehr häufig auftraten. Diese brachen ihnen auch vor dem Gegentor das Genick. Vor allem Andreas Voglsammer und Fabian Klos dominierten die Verteidiger nach Belieben.

So stand es nach etwa einer Stunde 0:1 für die Gäste. Dynamo begann daraufhin, offensiver und mit etwas mehr Risiko zu spielen, die Köpfe hingen jedoch bereits weit unten. Sie sollten kurz noch einmal nach oben schießen, als Alexander Jeremejeff eine Flanke von Matthäus Taferner ähnlich wie Voglsammer verwertete, jedoch korrigierten Linienrichter und VAR den Spielstand nach kurzer Zeit – der Ball war bei der Flanke hinter der Torauslinie. Dieses kleine Erfolgserlebnis half den Dynamos mental aber auch nicht. „Schon in den einzelnen Aktionen danach bemerken wir, dass es nicht rund läuft. Jeder, der den Ball am Fuß hat, hat ein riesen Problem damit, mit Kopf eine klare und einfache Lösung zu finden. Da sind wir getrieben von den vielen Gedanken, die uns im Kopf rumschwirren“, erläuterte Marco Hartmann.

So endete die Partie leistungsgerecht mit einem 0:1 für Bielfeld. Kevin Broll sprach daraufhin über eine mögliche Reaktion der Mannschaft. „Klar, es ist eine Scheiß-Situation. Aber wir dürfen jetzt nicht resignieren oder aufgeben. Das ist das letzte, was du machen kannst im Fußball“, erläuterte er. Auch er sprach die Probleme an, die nach dem Gegentor in den Köpfen der Mannschaft auftraten. „Es ist für jeden einfach scheiße. Jeder nimmt sich etwas vor, jeder will gewinnen und dann kriegst du durch so eine Unkonzentriertheit ein Ding rein und fragst dich, was hier schon wieder los ist. Nach dem Gegentor kann ich nicht glücklich auf dem Platz rennen“, meinte er.

Der Trainer

Cristian Fiel kennt die Situation, in der seine Jungs gerade stecken, aus seiner Zeit als Spieler schon sehr gut. Deshalb hatte er in dem Moment, in dem er nach dem Spiel in die Kabine kam „ein Gefühl des Cristian Fiel, der früher mal Spieler war.“ Auch deswegen war der 39-Jährige damit beschäftigt, seine Schützlinge zu trösten. „Ich habe sie in den Arm genommen, wie draußen auf dem Platz auch. Ich habe dann versucht, ihnen ein paar Worte hinzuschmeißen, die ihnen vielleicht helfen, aber in der Situation hilft nicht viel“, erklärte er. Doch danach ab diesem Moment war er damit beschäftigt, das Spiel auszuwerten, denn auch der Deutsch-Spanier war unzufrieden mit der Leistung und begann gleich mit der Analyse. „Ich wollte das Gegentor noch einmal sehen, weil ich glaube, dass das aus einer Situation passiert, wo nie ein Gegentor entstehen darf“, kritisierte er.

Die Folgen

Dynamo befindet sich in einem Jammertal. Die Gegner werden in der nächsten Zeit nicht leichter. Nach dem Pokalspiel gegen die Hertha aus Berlin warten die Aufstiegsaspiranten aus Stuttgart und Hamburg und die ebenfalls im Abstiegskampf befindlichen Clubs aus Wiesbaden, Sandhausen und Osnabrück auf die SGD. Kiel komplettiert die kommenden Gegner, gegen die Dresden vor Rückrundenstart noch spielen darf. Die kommenden Wochen werden entscheidende, Cristian Fiel stresst sein Team damit aber nicht. Das erkennt man nicht zuletzt an der kommenden Trainingswoche. „Außer wenn sie sich behandeln lassen wollen, ist morgen kein Training, dass sie mal durchschnaufen können und für sich die Zeit bekommen, im Kopf durchgehen zu lassen, was da gerade passiert. Montag und Dienstag werden wir ganz normal trainieren“, gab ‚Fielo‘ bekannt.

2. Bundesliga – 11. Spieltag –
SG Dynamo Dresden – DSC Arminia Bielefeld: 0:1 (0:0)

Dresden: Broll - Ehlers, Ballas, Hamalainen (ab 46. Wahlqvist) – Nikolaou, Hartmann – Ebert, Burnić, Atik (ab 67. Taferner), Möschl (ab 71. Jeremejeff) – Koné – Trainer: Fiel Bielefeld: Ortega – Brunner (ab 87. Perez), Pieper, Nilsson, Hartherz – Yabo (ab 68. Schütz), Prietl, Hartel – Clauss (ab 76. Soukou), Klos, Voglsammer – Trainer: Neuhaus Schiedsrichter: Zweyer – Schiedsrichter-Assistenten: Foltyn, Gschwendtner, Badstübner, Reichel – Tore: Voglsammer (63.) – Gelbe Karten: Ebert (55.), Hartmann (90.+1) – Prietl (45.), Pieper (90.+5) – Reservebänke: Wiegers (Tor), Klingenburg, Löwe, Kulke, Štor – Klewin (Tor), Edmundsson, Seufert, Lucoqui, Staude – Zuschauer: 25.197 im Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden

Aufrufe: 026.10.2019, 16:30 Uhr
Oscar JanduraAutor