2024-06-17T07:46:28.129Z

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<b>F: Pototzki</b>
<b>F: Pototzki</b>

Drei Schritte zurück in ein ganz neues Fußballglück

Die einstigen Klassekicker Jörg Ferber (Hoisten) und Nico Rittmann (Weissenberg) sind jetzt in der Kreisliga B zu Hause.

Jörg Ferber ist kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredet. "Vor einigen Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, hier mal zu trainieren", sagt der 45 Jahre alte Fußball-Coach. Hier, das bedeutet nicht nur in Hoisten, wo Ferber mittlerweile bei der DJK das Sagen hat. Sondern vor allem in der Kreisliga B.
Eine Liga, in der es zwar durchaus ein paar talentierte und ambitionierte Mannschaften gibt, in der es aber, vorsichtig ausgedrückt, nicht jede Woche zwingend spielerische Leckerbissen zu bestaunen gibt. Ferber hat es trotzdem gemacht. Obwohl er als Spieler meist ab der Landesliga aufwärts unterwegs war. Und obwohl er auch als Trainer nur in solchen Klassen an der Seitenlinie stand, wo es neben einem Schieds- auch zwei Linienrichter gibt.

Wie lange Ferber noch in der zweitniedrigsten Spielklasse aktiv ist, entscheidet sich vor allem am Sonntag. Dann fährt seine derzeit auf dem zweiten Tabellenplatz stehende DJK Hoisten (34 Punkte) zum Tabellenführer SVG Weißenberg (38). Und auch dort hat in Nico Rittmann kein ganz üblicher Mann für die Kreisliga B das Traineramt übernommen. So ist das Spitzenspiel so etwas wie das Duell der Promi-Trainer. Zumindest für einen Fußballkreis, der mit Profisport seit Jahrzehnten nichts mehr zu tun hat. Dabei wäre Rittmann fast einer der wenigen gewesen, die den Sprung schaffen. Bis zur A-Jugend spielte er bei Borussia Mönchengladbach mit und gegen spätere Profis wie Mike Hanke oder die Altintop-Brüder. Und selbst als er danach den Sprung in die Profi-Abteilung nicht auf Anhieb schaffte und zunächst beim VfR Neuss anheuerte, versuchte er es noch mal bei der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. Aber irgendwann war klar, dass es nichts mehr wird mit der ganz großen Karriere. "In solchen Mannschaften haben alle ein hohes Niveau. Aber einige sind noch einen Schritt weiter."

Rittmann gehörte nicht dazu. Also ging er nach Kapellen, wo er über Jahre der Kopf der Mannschaft und für viele der beste Spieler im Rhein-Kreis war. "Das waren fünf gute Jahre. Ich habe viel gelernt, weil ich fast nur Ex-Profis als Trainer hatte." Aber mehrere schwere Verletzungen an Kreuzband, Achillessehne und Bandscheibe zwangen ihn immer häufiger zu langen Pausen. Zur Saison 2010/2011 war dann endgültig Schluss. Er ging zurück zu seinem Heimatverein nach Weißenberg, war aber zunächst noch verletzt. Erst in der vergangenen Spielzeit konnte er 13 Spiele machen. Vor der aktuellen übernahm er dann gleich auch noch den Trainerposten. Nun möchte er etwas aufbauen. Langfristig. Und mit alten Freunden. Dass er seine fußballerischen Ansprüche deswegen zurückschrauben muss, nimmt er in Kauf. "Es war eine schwere Entscheidung, dem höherklassigen Fußball Lebewohl zu sagen, aber ich bereue es nicht um Geringsten", sagt Rittmann, der bei seinen Mitspielern im Vergleich zu früher natürlich Defizite im technischen und vor allem taktischen Bereich sieht, aber dafür eine Menge Herzblut. "Die Jungs haben in ihrer Jugend halt eine andere Ausbildung genossen. Aber wir arbeiten immer als ein Kollektiv. Die Mannschaft ist in der Kreisliga B wichtiger", hat der 32-Jährige zu seiner Freude festgestellt.

Das erlebt auch Jörg Ferber in Hoisten. Zwar sei das Spiel langsamer, nicht so präzise und kraftvoll. "Aber ich habe ein paar sehr talentierte Jungs hier, die willig sind und aufmerksam zuhören." Auch er fühlt sich nach einer kleinen Eingewöhnungsphase wohl in der Kreisliga B. "Ich kann zu Fuß zum Training gehen. Und die Kameradschaft in der Truppe ist überragend", sagt Ferber, der auch die Gründe dafür zu kennen scheint: "Die Spieler kommen fast alle aus der Nachbarschaft. Außerdem gibt es kein Geld."

Aufrufe: 022.3.2014, 11:00 Uhr
besAutor