2024-06-14T14:12:32.331Z

Spielbericht
Zwei gegen einen: Kai Bülow und Stefan Buck nehmen Klemen Lavric in die Zange. F: dpa
Zwei gegen einen: Kai Bülow und Stefan Buck nehmen Klemen Lavric in die Zange. F: dpa

Doppelpack Bierofka - Löwen stürmen den Wildpark

München - Das Hoch von 1860 hielt auch im Wildpark mit einem verdienten Sieg bei Abstiegskandidat Karlsruhe an. Die spielerisch besseren Münchner setzten ihre Dominanz im ersten Abschnitt in den Führungstreffer um.

Schon am Morgen vor der Jahresabschlussfeier war es den Löwen recht weihnachtlich zumute. Als Reiner Maurer nach dem Frühsport die Vereinsgaststätte betrat, rief zwar niemand „Ho-ho-ho“, aber die Christl schaute schon sehr beglückt zum Trainer rüber, und auch Sportchef Florian Hinterberger, der am Tisch der Wirtin ein Heißgetränk zu sich nahm, wirkte zufrieden. Während vor dem Stüberl die Schneeflocken wirbelten, wärmte das 3:1 in Karlsruhe die Gemüter. Mit 32 Punkten und Platz sechs lässt sich’s als Löwe prima überwintern – es hätte nur noch gefehlt, dass ein bärtiger Mann mit dem Rentierschlitten um die Ecke kommt und ein paar neue Spieler ablädt. Oder zumindest ein bisschen Geld. Doch der Reihe nach. Der Machtkampf zwischen Verein und Investor blockiert auch weiterhin die Transferpolitik, doch zumindest die sportliche Bestandsaufnahme sorgt für Zuversicht. Der Zwischenspurt im Advent führte zu einer Rekordmarke, auf die der Coach stolz ist, wenngleich er sich das nicht anmerken lassen will. „32 Punkte hatten wir noch nie nach 19 Spieltagen“, sagte Maurer. „Aber es ist jetzt nicht so, dass wir uns auf die Schulter klopfen und sagen: Alles ist super! Wenn man Personal abbaut, ein 6,5-Millionen-Budget hat und immer zum Experimentieren gezwungen ist, kann nicht alles super klappen.“ In Karlsruhe jedoch klappte das meiste vortrefflich. „Es war ein Spiel der kompakten Disziplin“, umschrieb Präsident Dieter Schneider den ökonomischen Auftritt. „Die Mannschaft legt immer mehr Cleverness an den Tag.“ Hinten brannte nichts an, solange Necat Aygün bei Kräften war (zur Pause blieb er schwindelgeplagt in der Kabine) – vorne zeigten die Löwen, warum sie die viertbeste Angriffsreihe der zweiten Liga stellen. Daniel Bierofka, Hinterbergers Mann der Vorrunde, krönte sein beachtliches Jahr mit zwei Toren: Das erste per Flachschuss – nach Rakic- Flanke und Brustablage von Lauth (33.). Das zweite per Strafstoß, den Kevin Volland herausgeholt hatte (87.). Das zwischenzeitliche 2:1 (72.), als Antwort auf Terrazzinos Ausgleichstor (bei dem Aygün- Vertreter Bülow nicht gut aussah), steuerte Stefan Aigner nach Bucks gefühlvollem Freistoß bei (80.). Mit einer Fußabwehr gegen Timm sorgte Timo Ochs dafür, dass hinterher keiner dem verletzten Kiraly nachtrauerte. Aigner, der Mann für die wichtigen Tore (bei seinen sieben Treffern war je dreimal das 1:0 und 2:1 dabei), ist in den nächsten Wochen die spannendste Personalie. Der Vertrag des Rechtsaußen läuft aus, noch immer reizt den Blondschopf die Bundesliga. Doch Hinterberger ist guter Dinge, den Urgiesinger zum Bleiben zu bewegen. „Ich hoffe, dass wir uns einig werden und denke schon, dass das noch in der Winterpause stattfindet“, sagt er zu den angelaufenen Gesprächen. Der wiederhergestellte Kontakt zu Platz drei ist in dieser Hinsicht bestimmt kein Nachteil. Ansonsten sind Abgänge wegen der ungeklärten Finanzfrage wahrscheinlicher als Zugänge (Ingolstadt lockt Schäffler, Malura ist unzufrieden), trotzdem muss der Gabentisch für Maurer/Hinterberger nicht leer bleiben. Aus Präsidiumskreisen ist zu hören, dass es die Tendenz gibt, beide mit neuen Einjahresverträgen auszustatten. Schneider wollte zumindest nicht widersprechen. „Zu Personalien möchte ich jetzt nichts sagen“, sagte er vor der Weihnachtsfeier im Deutschen Theater. „Aber Sie sehen ja, dass es keine Anzeichen gibt, irgendwelche Änderungen vorzunehmen.“ Was Trainer und Sportchef trotz des Sparzwangs aus dem Kader herausgekitzelt haben, bezeichnet der Oberlöwe als „starke Leistung“. Jetzt muss nur noch eine Einigung mit dem Investor her. Aber das klingt vermutlich leichter, als es ist.

Aufrufe: 018.12.2011, 00:00 Uhr
dpa - Münchner Merkur (Stadtausgabe)Autor