2024-05-28T14:20:16.138Z

Ligabericht
Christian Ludl (rechts) musste beim TSV Dinkelscherben seinen Hut nehmen. Hier scheint er sich von Alexander Berchtenbreiter zu verabschieden.	F.: Oliver Reiser
Christian Ludl (rechts) musste beim TSV Dinkelscherben seinen Hut nehmen. Hier scheint er sich von Alexander Berchtenbreiter zu verabschieden. F.: Oliver Reiser

Dinkelscherben zieht die Notbremse

Die Trennung von Trainer Christian Ludl fällt beiden Seiten schwer +++ Jens-Peter Lutz übernimmt bei den abstiegsbedrohten Lila-Weißen das Zepter

Nur drei Monate dauerte das Engagement von Christian Ludl beim Bezirksligisten TSV Dinkelscherben. Nach einem völlig verkorksten Saisonstart mit sechs Punkten aus elf Spielen musste der 38-Jährige nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge (0:2 bei der TG Viktoria Augsburg) seinen Hut nehmen. Jens-Peter Lutz, 48, übernimmt das Zepter und bereitet die Mannschaft auf die wichtigen Duelle gegen den TSV Bobingen und beim FC Wiggensbach vor.

Die Verantwortlichen des TSV Dinkelscherben taten sich sehr schwer mit ihrer Entscheidung, wie Abteilungsleiter Martin Mehr bekundet. „Aber schließlich ist es ein letzter Versuch, der Mannschaft eventuell noch irgendeinen Impuls zu geben, um wichtige Punkte gegen den drohenden Abstieg aus der Bezirksliga Süd zu holen.“

Zusammen mit Vorstand Günther Leutenmayr vollzog die sportliche Leitung der Lila-Weißen anfangs der Woche den Trainerwechsel. „Christian Ludl hat sich für unseren Verein über sein Traineramt hinaus sehr engagiert und darum tut es mir persönlich auch sehr weh, diesen Schritt gehen zu müssen“, so Vorsitzender Günther Leutenmayr. „Ich würde mich auch sehr freuen, wenn Christian Ludl weiterhin, in welcher Form auch immer, für den TSV aktiv sein könnte, denn ich schätze sein fachliches Wissen und seine fußballerische Verrücktheit im positiven Sinne. Aber er hatte mit unserer ersten Mannschaft wirklich Pech, viele Verletzte, den Abgang von Daniel Wiener und Hakan Avci. Er trägt definitiv nicht die alleinige Verantwortung an der Misere“.

Jens-Peter Lutz, der für die Lila-Weißen bereits als Spieler und danach als Trainer der zweiten Mannschaft aktiv war, übernimmt ab sofort das Zepter. Der 48-Jährige war zuletzt Trainer beim West-Kreisligisten TSV Balzhausen. Als Spieler war er für den TSV Dinkelscherben, den TSV Ziemetshausen und die TSG Thannhausen aktiv.

Christian Ludl, der als Abteilungsleiter beim SV Freihalden selbst schon einen Trainer entlassen musste, kennt natürlich die Mechanismen des Fußballs. „Der Trainer ist immer das schwächste Glied. Der Verein hat diesen Weg gewählt, ich wäre ihn anders gegangen. Das ist traurig, aber ich muss das akzeptieren.“, sagt Ludl, der die letzten beide Jahre die A-Junioren der Lila-Weißen trainiert hat und aufgrund massiver Personalprobleme auch immer wieder junge Kicker ins Bezirksliga-Team eingebaut hat. Der TSV Dinkelscherben sei für ihn wie ein Familie. „Zwischenmenschlich hat alles gepasst“, so Ludl, der für den TSV auch ein Jugendkonzept – überwiegend basierend auf seiner Arbeit als Co-Trainer bei den A-Junioren des Bundesligisten FC Ingolstadt – ausgearbeitet hatte. „Wenn die Entlassung bei einem anderen Verein passiert wäre, würde ich es nicht als so bitter empfinden“, hatte er die Entlassung auch noch immer nicht wirklich realisiert.

„Ich habe das Gefühl, dass ich für den schlechten Tabellenplatz nicht viel dafür kann“, sagt Christian Ludl und verweist auf eine beispiellose Verletzenmisere. In der Tat: Mit Stefan Hörtensteiner, Julian Kugelbrey, Martin Peterreit, Patrick Wolf, Niklas Dittmann, Alexander Zott und Dominik Mayr sind zahlreiche Stammspieler ausgefallen. In den letzten beiden Partien kamen noch Peter Jakob, Johannes Miller und Dominik Demharter hinzu, die sich vor oder während der Spiele verletzten. „Was mit Mannschaft möglich gewesen wäre, hat man Anfangs der Vorbereitung in den Spielen gegen Türkspor Augsburg oder die U19 des FC Augsbrg gesehen, als wir noch komplett waren“, so Ludl. Dann habe es nur noch Nackenschläge gehagelt, wie für zunehmende Verunsicherung gesorgt hätten.

Schon im Vorfeld hatte Christian Ludl den TSV-Verantwortlichen jedoch mitgeteilt, dass er aufgrund der sportlichen Situation die Flinte zwar auf keinen Fall ins Korn werfen werde, aber falls es eine andere Option geben sollte, er für Überlegungen der Vereinsführung Verständnis hätte. Der B-Lizenz-Inhaber machte aber auch darauf aufmerksam, dass aufgrund der ellenlangen Verletztenliste ein neuer Trainer wohl auch nicht viel Änderungsmöglichkeiten haben wird. Trotzdem entschieden sich die TSV-Funktionäre für die Option. „Ich werde versuchen, es zu verstehen“, so Ludl.

Aufrufe: 028.9.2016, 20:54 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor