FuPa: Herr Hess, ab der kommenden Saison sind Sie Cheftrainer des Gruppenligisten SV Traisa - mit gerade einmal 28 Jahren. Warum schon so früh?
Sebastian Hess: Ich sehe meine Zukunft einfach auf der Trainerbank. Ich hatte zwar überlegt, noch ein oder zwei Jahre zu spielen. Dann kam aber das interessante Angebot aus Traisa. Ich habe für mich abgewogen, was als Spieler noch kommt oder ob es richtig ist, diesen Schritt zu machen. Dass das früh ist, ist klar. Aber das Angebot war so attraktiv, dass es für mich zum jetzigen Zeitpunkt einfach gepasst hat. Und man weiß nicht, ob man in zwei oder drei Jahren noch einmal ein Angebot zum Einstieg in dieser Größenordnung bekommen hätte.
FuPa: Das heißt, Ihr Engagement beim FC Alsbach in der Verbandsliga war gar nicht als Abschlussstation geplant?
Hess: Es war jedenfalls eine spontane Entscheidung. Ich fühle mich in Alsbach sehr wohl, daher hätte es durchaus die Schlussetappe sein können. Denn wie gesagt, mit 30 wollte ich mich ohnehin anders orientieren.
FuPa: Wie hat Ihre Mannschaft die Entscheidung aufgenommen?
Hess: Für die Spieler der Ersten Mannschaft und für die Personen innerhalb des Vereins kam die Entscheidung nicht völlig überraschend, da ich seit mehreren Jahren erfolgreich im Jugendbereich des Vereins tätig bin. Im Zuge dessen hatte ich immer wieder einmal angedeutet, dass ich perspektivisch gesehen gerne eine Trainertätigkeit im Seniorenbereich übernehmen würde. Im Hinblick auf meine Jugendmannschaft beschreibt es das Adjektiv "wehmütig" wohl am treffendsten, da ich viele der Jungs bereits mehrere Jahre trainiert habe und dadurch eine enge Bindung entstanden ist.
FuPa: Was hat Sie in Traisa am Konzept der reinen Trainerschaft überzeugt? Es wäre ja sicher auch eine Option gewesen zu sagen, man macht dort noch ein oder zwei Jahre als Spielertrainer weiter. Ihre Expertise aus der Verbandsliga hätten dem jungen Team sicher geholfen?
Hess: Gut möglich. Aber ich sehe in dieser jungen Mannschaft noch Entwicklungspotenzial. Und dann ist es als klassischer Trainer besser, weil man Dinge von außen besser sieht. Würde ich zusätzlich auf dem Platz stehen hätte ich das Dilemma, immer eine reduzierte Wahrnehmung zu haben. Ich wäre immer mittendrin. Dann wird es schwer, objektiv zu bleiben. Gerade bei jungen Spielern ist es wichtig, die richtigen Dinge anzusprechen. Und da sehe ich als Spielertrainer die Gefahr, dass alles in einer Suppe verschwimmt und ich wenig Handlungsrahmen habe.
FuPa: Haben Sie schon einen Eindruck von der Mannschaft bekommen oder gab es bereits einen Austausch mit dem aktuellen Trainer Ingo Hauke?
Hess: Die Vorbereitung werde ich aber nutzen, um mir das ein oder andere Spiel anzuschauen und mir ein Bild über den Zustand der Mannschaft machen. das ist ja ein ganz normaler Prozess. Es wird sicher auch das ein oder andere Gespräch geben. Aber an sich will ich Ingo in aller Ruhe seine Arbeit mit der Truppe beenden lassen.
FuPa: Momentan steht der SV Traisa in der Gruppenliga auf einen Abstiegsplatz. Wie schätzen Sie die Lage ein und was ist für das Team drin?
Hess: Der Klassenerhalt ist auf jeden Fall möglich. Ich bin da sehr zuversichtlich. Auch, weil einige Spieler nach Verletzung oder Studium in die Mannschaft zurückkehren. Natürlich ist es in der Gruppenliga eine enge Kiste (den Tabellenachten und das Schlusslicht trennen nur sechs Punkte, d. Red.), aber das ist auch in der Verbandsliga so. Beim 1:0-Sieg in Nauheim hat man gesehen, wie viel Potenzial in der Truppe steckt und dass sie das Zeug haben, um den Klassenerhalt zu schaffen.
FuPa: Wenn es am Ende nicht reichen sollte, würde Sie aber schon sagen, dass es das Ziel wäre, direkt wieder aufzusteigen?
Hess: Das muss man abwarten. Da würde ich gar kein Ziel ausgeben wollen. Auch die Kreisoberliga ist keine einfache Spielklasse so dass man sagen kann, man steht da gleich wieder vorne. Diese Denkweise wäre fatal. Man müsste schauen, wie sich das Bild der Mannschaft darstellt und im Sommer könnte man dann eine Zielrichtung ausgeben. Das wäre in der Gruppenliga auf jeden Fall wieder der Klassenerhalt. Ob es im Abstiegsfall in der Kreisoberliga gleich wieder für ganz oben reicht, ist nicht sicher. Andere Beispiele haben gezeigt, dass es nicht immer so einfach ist.
FuPa: Ziel mit dem SVT ist es aber, sich dauerhaft in der Gruppenliga zu etablieren?
Hess: Das auf jeden Fall. Wenn man in der Gruppenliga bleibt, sollte man schauen, dass man sich nach und nach den ein oder anderen Platz nach oben entwickelt. Da bin ich auch guter Dinge. Wie gesagt, die Mannschaft ist jung und damit ist immer was nach oben drin.