Die Verantwortlichen des FFC Pohlheim konstatierten, dass die Personaldecke bereits in der vergangenen Saison sehr dünn gewesen sei - insbesondere im Hinblick darauf, eine U17-Mannschaft in der Bundesliga, eine U14 in der Hessenliga, eine U12 in der Kreisliga und ein Frauenteam in der Verbandsliga zu stemmen. Das sei schon immer ambitioniert gewesen, aber irgendwie stets gelungen. Zwischenzeitlich seien aber aufgrund der coronabedingten Zwangspause, in der ein Jahr lang kein Fußball gespielt werden konnte, vier Mädchen aus der U17 ausgeschieden, drei fallen krankheitsbedingt länger aus. Damit sei das Ende der Bundesligamannschaft besiegelt gewesen. Auch aus den anderen Mädchenmannschaften und aus dem Frauenteam seien Spielerinnen ausgestiegen, sodass keine funktionsfähigen Mannschaften im Leistungsbereich mehr zustande kamen. Übrig blieb knapp ein Dutzend Spielerinnen.
Da trotz mehrerer Sichtungstrainings auch Neuzugänge nicht in Sicht waren, beschloss man - in Absprache mit den Eltern - den Rückzug der U17-Bundesliga-Mannschaft. Die verbliebenen Juniorinnen der U17 trainieren jetzt bei den Frauen mit, die den Fortgang der drei Leistungsträgerinnen Laurina Graff sowie Zoe und Renee Koch kompensieren muss. Angesichts der Tatsache, dass das Team des FFC Pohlheim beim Abbruch der vergangenen Saison punkt- und torlos das Tabellenende der Verbandsliga zierte und außerdem nur noch ein Teil der Stammelf besteht, dürfte der Klassenerhalt eine Herausforderung werden, die nur mit weiteren Zugängen gestemmt werden kann.
Zu den Gründen für den Neustart beim FC Gießen heißt es aus den Kreisen der ehemaligen Pohlheimerinnen: "Wir hatten das Gefühl, dass in Pohlheim alles ausgereizt ist. Unter dem Dach des FC Gießen eröffnen sich neue Möglichkeiten, Frauen und Mädchen für den Mädchenfußball zu begeistern und als Mitspielerinnen zu gewinnen."
Bezugnehmend auf die grundsätzliche Frage der Eröffnung einer Frauen- und Mädchenabteilung beim FC Gießen, erklärt der derzeitige Notvorstand Turgay Schmidt, alle Möglichkeiten einer Stärkung der Marke Fußball unter dem Namen FC Gießen seien geprüft und diskutiert worden. Die Fusion der Vereine VfB 1900 Gießen und SC Teutonia Watzenborn-Steinberg war als Bündelung von Kräften im Jugend- und Aktivenbereich und der damit verbundenen Synergien angegangen worden, um in Mittelhessen nachhaltig hochklassigen Männerfußball zu präsentieren. Bereits bei der Fusion der Spvgg 1900 und VfB 08 Gießen, die letztendlich 62 Jahre zuvor zum VfB 1900 Gießen geführt hatte, war man der Auffassung, dass die Zeit für kleine Vereine vorbei sei. Das Nebeneinander in einer Stadt von damals annähernd 60 000 Einwohnern zersplittere unnötig die Kräfte. Heute hat Gießen 83 000 Einwohner, aber die Argumente von damals seien aktueller denn je. Zur Aufgabe, den Verein bei dem Weg aus der Notsituation herauszubringen und ihn für die Zukunft aufzustellen und zu sichern, gehöre auch eine breitere, modernere und nachhaltige Basis, sagt Schmidt.
