2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Für Dominik Bergdorf persönlich haben sich die Dinge beim SSV Jahn zum Guten gewendet. Er ist die Nummer eins der Rot-Weißen.  Foto: Eibner
Für Dominik Bergdorf persönlich haben sich die Dinge beim SSV Jahn zum Guten gewendet. Er ist die Nummer eins der Rot-Weißen. Foto: Eibner

Die Nummer eins aus der zweiten Reihe

Dominik Bergdorf war beim Jahn als zweiter Torhüter hinter Stephan Loboué vorgesehen +++ Doch er hat die Rangordnung umgedreht

So stellt sich das jede Klubführung vor. Der Neue soll sich als Verstärkung erweisen und sich alsbald einen Stammplatz sichern. Dominik Bergdorf tat wie ihm geheißen. Seit dem 8. Spieltag der 3. Fußballiga steht der 21-Jährige ununterbrochen zwischen den Balken im Tor des SSV Jahn und hat seitdem die Rangordnung bei den Keepern der Regensburger durcheinandergebracht.

Das Vertrauen geschenkt

Nicht dem erfahrenen Stephan Loboué (81 Zweitliga- und 42 Drittligaeinsätze), der quasi der Königstransfer bei den Neuverpflichtungen von Sportchef Christian Keller war, sondern dem jungen Keeper, der vom Regionalligateam des SC Freiburg kam, schenkt Trainer Alexander Schmidt derzeit sein Vertrauen. In Sachen Rückennummernvergabe hat man bei den Rot-Weißen vorher bereits ein Näschen gehabt und Bergdorf gleich beim Antritt die Nummer eins ausgehändigt.

Der aus Lauchringen (Baden-Württemberg) stammende Schlussmann ist kein Träumer - aber er hat einen Traum: Den Traum, mit dem Jahn die Klasse zu halten. ,,Ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen." Der Profivertrag, der bis zum Sommer 2016 läuft, zehn Drittligaeinsätze, neun davon in der Startelf, der erst bei Grashoppers Zürich und dann beim SC Freiburg ausgebildete Keeper hat im ersten halben Jahr schon fast mehr erreicht als erhofft. ,,Denn ich wusste bei meiner Verpflichtung, dass Loboué kommt und ich mich erst einmal hinten anstellen muss. Aber ich habe gehofft, dass ich meine Chance bekomme." Deshalb hat Bergdorf in Regensburg unterschrieben als ihm dort nach einem Probetraining ein Vertrag angeboten wurde.

Optimistisch vor dem Chemnitz-Spiel

Dadurch schlug er gleichzeitig das Angebot des SC Freiburg aus, der ihn länger binden wollte. Auch andere Klubs zeigten Interesse an dem 1,86 Meter großen Schlaks, der den Jahn als seinen ,,Einstieg ins Profigeschäft" sieht und sich in dieser und der nächsten Saison voll auf den Fußball fokussieren will. Danach will der Abiturient abwägen, ob es weiter zum Profi reicht oder ob er ein Studium oder eine Ausbildung beginnt.

Sein Nahziel sei, so Bergdorf, sich erst einmal beim Jahn als Nummer eins zu etablieren. Dass der junge Mann seinen Beruf ernst nimmt, sieht man im Training, wenn er hechtet, faustet und kein Pardon kennt - auch gegen sich selbst nicht. Das lässt die Beobachter aufmerken. Doch bei allem Lob dafür hält er den Ball auf Höhe der Grasnarbe. ,,Ich gebe immer hundert Prozent, um mich zu verbessern." Auf die Frage, wo er sich vor allem noch verbessern müsse, antwortet Bergdorf: ,,In allen Bereichen. Man lernt nie aus." Worte, die jeder Trainer gerne hört, zumal Bergdorf in seinem Auftreten auf und neben dem Platz den Eindruck macht, dass dies keine hohlen Phrasen sind.

Erst einmal hat er aber lernen müssen, dass ein Debüt nicht so verläuft, wie man es sich vielleicht selbst ausmalt. Super Wetter, tolle Stimmung im Stadion Rote Erde, eigentlich kann nichts schief gehen, hatte sich der Keeper gedacht, als er am 9.August gegen die Zweite des Bundesligisten Borussia Dortmund erstmals im Jahn-Tor stand. Am Ende hieß es 1:5 aus Sicht der Rot-Weißen, und der 21-Jährige war erst einmal frustriert, wenngleich er an den Gegentoren keine Schuld trug.

Im letzten Spiel, zuhause gegen den Halleschen FC, war es ein versprungener Ball, der zum 0:1-Rückstand führte und den der Keeper ohne Ausreden zu gebrauchen sofort auf seine Kappe nahm. Andere haben seinen Patzer ausgebügelt und zumindest noch ein 1:1 geschafft. ,,Da war ich sehr froh darüber", so der Torwart. 17 Gegentore insgesamt hat er in zehn Partien bisher kassiert. Bei den meisten konnte er nichts dafür. ,,Es gibt es nicht", ,,betont Bergdorf, ,,dass nur Einer den Fehler macht. Es ist die ganze Mannschaft bei Gegentoren beteiligt." Was die kommende Auswärtspartie am Samstag beim Chemnitzer FC betrifft, so gibt sich der Blondschopf indes sehr optimistisch: ,,Wir gewinnen mit 2:0!", lautet sein Tipp.

Aufrufe: 07.11.2014, 12:03 Uhr
Von Heinz Reichenwallner, MZAutor