2024-06-17T07:46:28.129Z

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Die Anzahl der Mädchenmannschaft im Kreis Osnabrück hat sich innerhalb weniger Jahre nahezu halbiert.
Die Anzahl der Mädchenmannschaft im Kreis Osnabrück hat sich innerhalb weniger Jahre nahezu halbiert. – Foto: NOZ

Die Mädchen fehlen

Fußball: Die Anzahl der Juniorinnen-Mannschaften in Stadt und Landkreis sinkt immer weiter

Udo Rabe-Konermann erinnert sich: „Früher haben uns die Mädchen den Platz eingelaufen“. Er ist Trainer beim OSC. Der Verein hat vier Mädchenfußballteams: eine U 13, eine U 15, und zwei U 17. Insgesamt spielen 60 bis 70 Mädchen beim OSC, vor Corona waren es doppelt so viele. Besonders neue, jüngere Spielerinnen fehlten, erzählt Rabe-Konermann.

In der Stadt und dem Landkreis Osnabrück hatte der Mädchenfußball aber schon vor der Pandemie ein Nachwuchsproblem. Nach Angaben des Niedersächsischen Fußball-Verbands (NFV) gab es in der Saison 2015/16 hundert Juniorinnenmannschaften, seitdem hat die Anzahl kontinuierlich abgenommen. Mittlerweile gibt es nur noch 65 Mädchenteams. Jungen hatten in der Saison 2015/16 dagegen noch 746 Mannschaften zur Auswahl. Doch auch ihre Teams werden immer weniger: Aktuell gibt es 632 Juniorenmannschaften.

Viele Menschen würden Frauen laut Rabe-Konermann immer noch für schlechte Fußballerinnen halten, deshalb sei das Interesse geringer. „Dabei nehmen die Mädchen im Training mehr an und sind ehrgeiziger als die Jungs“, erzählt der Trainer. Er würde sich zudem mehr Aufmerksamkeit für den Sport in den Medien wünschen.

Andre Kränzke ist der Abteilungsleiter Frauenfußball der TSG Burg Gretesch. Er kennt die Folgen des geringen Stellenwerts des Mädchen- und Frauenfußballs. „Die Mädchen kommen mit Männern als Vorbildern ins Training“, sagt er. Ihre Idole hießen Messi oder Ronaldo, obwohl es sehr gute deutsche Fußballerinnen gebe, die auch international spielten.

Ein Nachwuchsproblem habe der Verein nicht, 80 bis 90 Mädchen spielen bei der TSG. „Wir haben in allen Altersklassen Mannschaften im Spielbetrieb, bei den E-Juniorinnnen sogar zwei“, so Kränzke. Kleine Vereine hätten indes oft Schwierigkeiten, ihre Mannschaften zusammenzuhalten, weil die Mädchen wegen fehlender Altersklassen nicht durchgängig spielen könnten.

Für die TSG ist es auch ein Problem, dass es immer weniger Mädchenteams gibt: Die Konkurrenz fehlt. „Umso besser man ist, desto weiter sind die Wege in Niedersachsen“, sagt Kränzke. Mit ihrer U 17 spielten sie deshalb fast nur in Ostfriesland.
Um Nachwuchs zu gewinnen, bieten der OSC und die TSG Probetrainings an und kooperieren mit Schulen.

Besonders wichtig seien zudem die Ehrenamtlichen, sagt der Vorsitzende des NFV, Kreis Osnabrück, Bernd Kettmann: „Das Angebot steht und fällt mit den Jugendbetreuern. Das erfordert Einsatz und Zeit.“ Bei OSC und Burg Gretesch trainieren die Mannschaften immerhin zwei- bis dreimal pro Woche und haben am Wochenende ein Spiel.

Kettmann sagt aber auch, dass geprüft werden müsse, ob die Gesamstrukturen noch zeitgemäß seien: „Wir planen ab 2023/24 im Kinderfußball kleine Tore.“ Denn es sei frustrierend für Kinder, wenn sie keine Chance hätten, Bälle zu halten. Auch ob eine Tabelle sinnvoll sei, müsse geprüft werden. „Wenn mit Tabellen gespielt wird, will man vorne dabei sein. Die nicht so starken Kinder werden dann nicht eingesetzt“, erklärt er. Dabei soll es vor allem um den Spaß gehen – gerade bei den Kindern.

Aufrufe: 012.4.2022, 11:30 Uhr
Jule Rumpker, Laura NowakAutor