2024-06-14T14:12:32.331Z

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Jung und resolut: Tobias Dietrich (li. in blau) und Keeper Tugay Akbakla bilden eine hoffnungsvolle Achse bei der Sp Vgg Jahn (Fotos: Rödel, Huber).
Jung und resolut: Tobias Dietrich (li. in blau) und Keeper Tugay Akbakla bilden eine hoffnungsvolle Achse bei der Sp Vgg Jahn (Fotos: Rödel, Huber).

Die junge Forchheim-Achse liefert hoffnungsvolle Argumente

In ihrem ersten Halbjahr bei den Herren schlugen die Jahn-Neuzugänge Tobias Dietrich und Tugay Akbakla ein

In den 21 Punktspielen bis zur Winter­pause lief für die SpVgg Jahn Forchheim vieles schief und nicht wie geplant. Zu den Lichtblicken im Forchheimer Abstiegskampf gehört indes der gelungene Einbau zweier Jungspunde, die den Wirren des Personalkarussells trotzten und in ihrer ersten Herrensaison bereits zu festen Größen herangereift sind.

Der Abgang vier weiterer Stammkräfte (Schäferlein, Woleman, Göbhardt, Seybold) verlieh dem im Zuge einiger angekündigter Abschiede moderat kalkulierten Gene­rationswechsel im Frühsommer unge­wollte Dynamik. Bis dahin galt im Jahn-Kader die Torhüterposition als eine der Haupt-Baustellen vor der neu­en Spielzeit 2015/16. Mehrfach waren die Versuche einer geordneten Staffel­übergabe daran gescheitert, dass die designierten Kandidaten nicht am alternden Routinier Rüdiger Beck vor­beikamen. Beim neuerlichen Anlauf verfolgten die Verantwortlichen eine Doppelstrategie, bemühten sich nach der vermeldeten Verpflichtung von Michael Kraut (vom FC Eintracht Bam­berg) intensiv um einen bis dato unbe­kannten A-Junioren-Keeper des FSV Erlangen-Bruck. „Ich fand es extrem schade, dass mir da Steine in den Weg gelegt wur­den“, blickt Tugay Akbakla auf die zähen Verhandlungen zurück.

Beim Trainingsauftakt in Forchheim war die Freigabe des 18-Jährigen immer noch nicht geklärt. Trotzdem „bin ich super in einer coolen Truppe aufge­nommen worden. Die Älteren sind auf mich zugekommen“, sagt der Fürther mit türkischen Wurzeln, der seine Jugendjahre bei der SpVgg Greuther Fürth und der SG 83 Nürnberg-Fürth (bis zur B-Jugend) verbrachte. Wie die neuen Mannschaftskollegen hatte der Jungspund zum Bayernliga-Saisonstart einen schweren Stand, ver­lor zunächst das Duell um die Num­mer eins gegen den zwei Jahre älteren Kraut. Nach fünf Gegentreffern und zwei Auftaktpleiten nutzte der Ex-Brucker seine erste Bewährungs­chance. Das mit ihm zwischen den Pfosten der erste Dreier gelang, trug sicher zum positiven Eindruck bei. Während der abgelöste Kraut schnell entschied, sich der Konkurrenz nicht zu stellen, verdiente sich Akbakla trotz mäßiger Punktausbeute die Rückennummer eins. Nach 19 Partien ist er unersetzlich; nicht nur von der Leistung her. Kann der Verein im Win­ter nicht mit einer Alternative nachle­gen, stünde bei einer Verletzung wei­ter nur der 38-jährige Torwarttrainer Dirk Schrott zur Verfügung. Tugay Akbakla sagt: „Es freut mich, gleich in meinem ersten Jahr bei den Herren im Tor stehen zu dürfen. Sportlich können wir natürlich nicht zufrieden sein, auch ich hinterfrage unsere vie­len Gegentore. Die Qualität für den Klassenerhalt besitzen wir aber alle­mal, ich versuche den Jungs mit mei­ner Art zu helfen.“

Starke Reflexe

Tugay Akbaklas Art, dazu gehören großartige Reflexe besonders in Eins­-gegen-Eins-Situationen und seine für einen 18-Jährigen beeindruckende Abgeklärtheit. Er strahlt - obwohl nur zwei Zu-Null-Spiele gelangen - Sicherheit auf seine Abwehr aus und dirigiert auch die erfahreneren Vor­derleute lautstark. „Die Umstellung von der Jugend-Bayernliga fiel mir nicht so schwer, ich hatte ja in Bruck schon oft mittrainiert und in Testspie­len bei den Herren geschnuppert. Anfangs hat mich zum Teil noch die Wucht der Gegner bei Flankenbällen beeindruckt, doch jetzt traue ich mich, zuzupacken.“ Seine eher geringere Körpergröße bereitet Akbakla genauso wenig Pro­bleme wie der Spielaufbau, in den er sich künftig mit einem verbesserten schwachen Fuß einbringen will. Es sind ganz wenige Szenen gewesen, in denen sich die Trainer des Jahn veran­lasst sahen, einen kleinen brodelnden Vulkan zu besänftigen. „Ich kann eben nicht verlieren“, erklärt Akbak­la manch impulsive Geste, auch in Richtung Schiedsrichter. „Die Coa­ches versuchen mich dann zu beruhi­gen, damit ich mich wieder konzentrie­re. Das habe ich im Griff.“

Und noch einer hat beim in den ver­gangenen Monaten nicht gerade vom Glück verfolgten Bayernligisten ziem­lich viel im Griff. Mit 1682 Einsatzmi­nuten avancierte Tobias Dietrich mit gerade einmal 19 Jahren zum Dauer­brenner hinter Sven Becker und Tor­wart Akbakla. Der Neuzugang aus der Bayernliga-U19 der SG Quelle Fürth verpasste den Auftakt gegen Eichstätt urlaubsbedingt, wurde am 2. Spieltag in Erlenbach eingewech­selt und trat dann in die Fußstapfen des typverwandten Rückrundengewin­ners Klaus Faßold, der sich verletzte und mit Gesundheitsbeschwerden aus­fiel, zur Wintervorbereitung aber wie­der zurückkehren soll. 19 Mal in Folge stand in dessen Abwesenheit Dietrich in der Startelf. „Mein Ziel war am Anfang, so viel Spielpraxis wie mög­lich mitzunehmen und mich weiterzu­entwickeln. Dass der Trainer so kon­stant auf mich setzt, hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Die Freude darüber war halt durch die Ergebnisse gehemmt“, verrät der Mittelfeldmann und gesteht: „Die Winterpause brau­che ich jetzt, um den Akku aufzuladen und den Kopf wieder etwas frei vom Fußball zu bekommen.

Auch am Abiturienten geht der Kräfteverschleiß nicht spurlos vorbei. „Bis zum Winter habe ich fast die doppelte Zahl an Spielen gemacht im Ver­gleich zur Jugend. Dazu geht es inten­siver und körperbetonter zur Sache. Die Zweikampfhärte war das erste und wichtigste, woran ich arbeiten musste. Kopfbälle und schnelleres Abspielen kamen gleich danach.“ Dietrich erfüllte in einem temporär unausbalancierten Gebilde die anspruchsvolle Rolle auf der Dop­pelsechs, eine Mischung aus technisch versiertem Ballverteiler wie defensiv­orientiertem Wachhund erfordert, immerhin so ordentlich, dass sich mit­unter sogar Vize-Kapitän Max Bau­ernschmitt hinten anstellen musste. Nachholbedarf hatte Dietrich „nach drei Jahren in einer gespielten Elf“ wie die gesamte Mannschaft bei der Abstimmung der Laufwege. „Wir verstehen uns alle gut, bis zum Frohn­lach-Spiel lief es auch taktisch Stück für Stück besser“, findet der unbe­kümmerte Jungspund aus Sachsen bei Ansbach. Persönlich will sich der 19-Jährige, für den nach diversen Vor­stößen und Distanzschüssen bislang ein Treffer zu Buche steht, im neuen Jahr „mutiger und torgefährlicher“ ins Offensivspiel einbringen und dafür sorgen, dass sich der positive Trend auch in den Ergebnissen wieder­spiegelt. Die im Sommer gesprengte Achse wäre so endgültig abgelöst.

Aufrufe: 03.12.2015, 10:49 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor