2024-04-25T14:35:39.956Z

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16 Jahre als Spieler, jetzt Trainer: Daniel Schmitz. Foto: hfs
16 Jahre als Spieler, jetzt Trainer: Daniel Schmitz. Foto: hfs
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Die Hierarchien waren früher viel klarer bestimmt

Daniel Schmitz hat nach 16 Jahren als Spieler in der vergangenen Saison das Traineramt bei Germania Lich-Steinstraß übernommen

Die Germania aus Lich-Steinstraß ist 90 Jahre alt, feiert dies bei der anstehenden Sportwoche. In den vergangenen 15 Jahren haben die Fußballer sportlich alles erlebt. Neun Jahre spielte man ununterbrochen in der Mittelrheinliga, drei Jahre gehörte man der Landes-, ebenso lange der Bezirksliga an. Daniel Schmitz (38) hat als Spieler in 16 Jahren alle Höhen und Tiefen mitbekommen, als Trainer bestreitet er nun erstmals von Beginn an die Saison. Die Tatsache, dass nun die Bundesliga an vier Tagen läuft, entsprechend auch die Fernsehberichterstattung, die sieht Schmitz kritisch. „Das ist in der Tat eine negative Entwicklung für Amateurvereine, die dadurch wahrscheinlich noch weniger Zuschauer haben werden. Ich finde das sehr traurig“, sagte er unter anderem in einem Gespräch, das Helmut Schiffer mit ihm führte.
Vor der vergangenen Saison hatte Ihr Vorgänger den Aufstieg als Saisonziel genannt. Der wurde allerdings mit Tabellenplatz 8 weit verfehlt. Wie bewerten Sie die zurückliegenden Monate?

Schmitz: Leider ist die zurückliegende Saison nicht nach unseren Vorstellungen gelaufen. Wir sind mit großem Optimismus gestartet, da wir die Saison davor lange in Distanz zu den Aufstiegsplätzen waren, wollten daher vorne mitmischen. Leider war bei uns die Luft früh raus. Die Niederlage im letzten Heimspiel gegen Bachem war für mich dann der Tiefpunkt der ganzen Saison, da wir uns mit einem positiven Gefühl plus Sieg für unsere Fans in die neue Saison verabschieden wollten.


Die Saisonvorbereitung ist angelaufen, wie sehen Sie die Mannschaft aufgestellt? Konnten die Abgänge kompensiert werden?

Schmitz: Die Vorbereitung läuft nun seit vier Wochen an, es ist Halbzeit und ich muss sagen, dass die Jungs überragend mitziehen. Alle sind sehr gewillt, die letzte Saison vergessen zu machen, die Neuzugänge sind auch sehr gut in der Mannschaft angekommen. Sie sind menschlich als auch sportlich eine große Bereicherung für uns! Ich hoffe nun, dass wir von großen Verletzungen verschont bleiben.


Wo sehen Sie ihre Mannschaft in Gruppe 3 der Bezirksliga angesiedelt?

Schmitz: Die Jungs sind alle durch die letzte Saison motiviert, jetzt wollen sie es besser machen. Von daher hoffe und denke ich, dass wir das auch hinbekommen werden, um in der Spitzengruppe mitmischen zu können. Dazu gehört aber viel Konstanz, da ich die Liga sehr ausgeglichen sehe.


Apropos Mannschaft. Konnten Sie alle Spieler überzeugen, die man für die „neue“ Germania verpflichten wollte? Oder mussten Sie Abstriche machen, weil die Vorstellungen der Kandidaten, was „Auflaufprämien“ anbelangt, nicht mit denen der sportlichen Leitung übereinstehen?

Schmitz: Den größten Teil konnten wir sehr wohl überzeugen, vor allem auch auf Grund unseres sehr guten Mannschaftsgeistes. Mittlerweile spielen sehr viele Jungs über einen längeren Zeitraum hier, dadurch haben wir wirklich eine gute Stimmung. Natürlich muss man bei der einen oder anderen Verpflichtung auch Abstriche machen, muss einsehen, wenn der Spieler woanders andere Möglichkeiten hat. Aber das ist im kleinen bei uns wie auch im Profifußball, nicht anders und völlig normal.


Bei Spielerneuverpflichtungen ist man bei der Germania gezwungen, immer auf auswärtige Akteure zurückgreifen zu müssen. Wie gelingt es den Germania-Verantwortlichen trotzdem, in jedem Jahr eine junge und konkurrenzfähige Mannschaft auflaufen zu lassen?

Schmitz: Wie bereits erwähnt schätzt man den tollen Teamgeist, der sich natürlich herumspricht. Darüber hinaus ist unser Verein familiär aufgestellt, hat sich in den letzten Jahren auch einen sehr guten Ruf erarbeitet. Ich denke, die Spieler, die hier waren, sind oft mit einem weinenden Augen gegangen, teilweise auch zurückgekommen. Natürlich hat es Fälle gegeben, wo es einfach nicht gepasst hat, was völlig normal ist. Aber der Verein hat, soweit ich weiß, bis jetzt immer alles eingehalten, was er versprochen hat.


Vor einigen Jahren nahmen viele Jugend-Mannschaften am Spielbetrieb teil. Der wurde mittlerweile komplett eingestellt. Bedauern Sie diese Entwicklung?

Schmitz: Ja, vor ein paar Jahren hatten wir alle Jugendmannschaften besetzt und das sehr erfolgreich. Einige Spieler davon sind noch in unseren beiden Seniorenmannschaften, worauf wir stolz sein können. Leider haben wir nun aus verschiedenen Gründen keine Jugendmannschaften mehr, was ich sehr bedauerlich finde. Aber es sind schon Überlegungen angedacht, wieder klein anzufangen.


Amateurvereine wetteifern mit Proficlubs. In der Hinsicht, dass künftig in der Bundesliga ein Spieltag über vier Tage geht, von freitags bis montags der Ball rollt. Wie bewerten Sie die neue Entwicklung?

Schmitz: Das ist in der Tat eine negative Entwicklung für alle Amateurvereine, die dadurch wahrscheinlich noch weniger Zuschauerzuspruch erfahren werden. Ich kann nur hoffen, dass unsere Fans uns auch weiterhin treu zur Seite stehen. Wir werden versuchen, durch gute Leistungen und Einsatz weitere Zuschauer zu gewinnen. .


Jetzt beginnt die Germania-Traditionssportwoche. Was dürfen die Zuschauer erwarten?

Schmitz: Ich hoffe und denke, dass wir wieder eine tolle Sportwoche erwarten können. Wir haben wieder ein interessantes Teilnehmerfeld, wo viel spannende Spiele und Lokalderbys zu erwarten sind.


Sie haben mittlerweile die Karriere beendet. Rückblickend betrachtet: Gibt es zwischen ihrer aktiven Zeit und der jetzigen eigentlich einen Unterschied?

Schmitz: Die Zeiten haben sich in der Tat sehr geändert. Zu Beginn meiner Zeit konnte ich noch hautnah miterleben, was die Liebe beziehungsweise das Interesse am Verein bedeutet. Da blieb man teilweise nach einem Heimspiel noch bis in die Nacht und hat zusammen gefeiert. Weiterhin musste man den jungen Spielern höchstens einmal sagen, was sie alles zu tun haben. Material schleppen oder sonstige Sachen, die anstanden – als junger Spieler hat man das einfach gemacht, was ja auch zu einem Lernprozess dazugehört. Die Hierarchien waren viel klarer bestimmt. Heutzutage ist das leider viel schwieriger geworden. Da wird viel herum diskutiert, statt sich einfach einzuordnen und von den Älteren lernen zu wollen.


Fehlt die Leidenschaft, alles für die Mannschaft, für den Verein zu geben?

Schmitz: Ja, das würde ich bejahen. Es fehlt da manchmal einfach die Intention, anzupacken. Ich versuche als Trainer zu vermitteln, das Positive vorzuleben. Meine Mannschaft ist auf einem sehr guten Weg, die angesprochenen Dinge positiv umzusetzen. Wenn dies nicht so wäre, würde es mir nicht so viel Spaß machen, Trainer dieser Truppe zu sein. Ich bin seit 16 Jahren im Verein, es gefällt mir, der Verein ist quasi meine zweite Familie geworden.

Aufrufe: 011.8.2017, 08:00 Uhr
Helmut Schiffer | AZ/ANAutor