2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Zuversichtliche Anspannung begleitet Bezirks-Spielleiter Johann Wagner in die Schwäbische Meisterschaft im Hallenfußball. Bei der 35. Auflage wird das Turnier erstmals nach Fifa-Regeln ausgespielt.	F: Bernhard Weizenegger
Zuversichtliche Anspannung begleitet Bezirks-Spielleiter Johann Wagner in die Schwäbische Meisterschaft im Hallenfußball. Bei der 35. Auflage wird das Turnier erstmals nach Fifa-Regeln ausgespielt. F: Bernhard Weizenegger

»Die Fans haben keinen Grund, wegzubleiben«

Bezirks-Spielleiter Johann Wagner appelliert an die Familie, Futsal eine faire Chance zu geben

Es ist eine ganz besondere Premiere. Wenn die heimischen Kicker am Freitagabend mit dem Qualifikations-Turnier in der Rebayhalle Günzburg in die insgesamt 35. Schwäbische Meisterschaft im Hallenfußball starten, werden sie zum ersten Mal auf dieser Plattform nach Regeln des Weltverbandes Fifa spielen. Futsal heißt das Kind, das die schwäbischen Verbands-Oberen in diesem Jahr widerwillig adoptieren mussten. Jetzt hoffen die Spitzenfunktionäre, dass die Fans den Neuling in der Familie möglichst schnell lieben lernen. Bezirks-Spielleiter Johann Wagner weiß freilich um die Risiken, die der neue Weg bereithält. Er appelliert deshalb an alle, Futsal eine faire Chance zu geben.

Die Kritik am neuen Modus schallt Ihnen aus allen Richtungen entgegen, noch ehe der erste Ball rollt. Wie wollen Sie die Fans überzeugen, dass Futsal nicht nur der neue, sondern tatsächlich der bessere Hallenfußball ist?

Wagner: Ich weiß ja selbst nicht, ob es der bessere ist. Das wird sich zeigen. Aber ich würde jedem, der das schon im Vorfeld kritisiert, raten, sich das erst einmal anzuschauen. Hinterher sind wir alle auf dem gleichen Stand und dann können wir diskutieren, ob das Neue besser oder schlechter ist als das Alte.

Was spricht denn konkret für Futsal?

Wagner: Das Spiel wird schneller, Techniker sind bevorzugt und Mannschaften, die taktisch gut spielen, sind ebenfalls im Vorteil. Außerdem wird vermutlich mehr kombiniert als bisher.

Bleibt Hallenfußball auf schwäbischer Ebene ein Spektakel?

Wagner: Ganz entscheidend wird natürlich sein, wie das die Zuschauer aufnehmen und wie schnell sie sich mit den neuen Regeln anfreunden können. Ich finde, man muss der Sache auch ein bisschen Zeit geben zu wachsen.

Dazu sind offenbar nicht alle bereit. Der Pipinsrieder Chef Conny Höß brandmarkte Futsal auf schwäbischer Ebene unlängst als „Kasperlturnier“.

Wagner: Der hat auch letztes Jahr, noch mit den alten Regeln, gesagt, bei diesen Kasperlturnieren macht er nicht mit.

Es gibt weitere Vereine, die diesmal durch Abwesenheit glänzen. Titelverteidiger FC Augsburg II spielt nicht mit, Vorjahres-Finalist TSG Thannhausen bleibt den Titelkämpfen ebenfalls fern. Allein mit diesen beiden fehlen sieben Sieger der vergangenen zehn Jahre.

Wagner: Man muss aber wissen, warum diese und andere renommierte Vereine nicht mitspielen. Das hat nämlich nichts mit den neuen Regeln zu tun, sondern zum Beispiel mit Regenerationsgründen. Thannhausen hat bereits indirekt verlauten lassen, dass das nicht die Regel sein wird, sondern dass die TSG halt heuer nicht mitspielt. Richtig ist, dass manche von vornherein sagen, sie machen da nicht mit.

Was entgegnen Sie Zeitgenossen, die schon jetzt das Ende der lieb gewordenen, schwäbischen Hallenfußball-Tradition heraufbeschwören?

Wagner: Wenn man im Vorfeld schon alles tot redet und dabei gar nicht weiß, wovon man spricht, trifft das bei mir auf Unverständnis.

Der Verband versucht, mit hübschen Gimmicks Anreize zu schaffen. So wurde zum Beispiel ermöglicht, dass Hallen-Liebhaber mit einem Zusatz-Spielrecht für einen anderen Verein auflaufen dürfen. Wissen Sie konkret, wer davon Gebrauch machen wird?

Wagner: Bis vor zwei Wochen zumindest hatten wir da noch keine Anträge. Grundsätzlich ist von Verbandsseite gewollt, dass alle, die Hallenfußball spielen wollen, auch Hallenfußball spielen können.

Es wäre doch angesichts der überwiegend kritischen Worte im Vorfeld eine schöne Idee gewesen, die Sache in diesem Premieren-Winter grundsätzlich bei freiem Eintritt anzubieten.

Wagner: Wenn alle alles umsonst hergeben würden, könnten wir da schon mal drüber nachdenken. Nein, im Ernst: Wir haben natürlich schon auch Kosten bei der ganzen Sache. Und die Vereine profitieren ja von den Eintrittsgeldern.

Zum aktuellen Turnier: Nur einer der sechs Teilnehmer am Freitag wird sich für die Endrunde qualifizieren. Da sollte die Regionalliga-Spitzenmannschaft des FV Illertissen doch klar in der Favoritenrolle sein, oder?

Wagner: Illertissen trägt sicher die Favoritenbürde. Aber auch Ichenhausen spielt taktisch und technisch hervorragend. Außerdem hat es in all den Jahren immer wieder Überraschungen gegeben.

Was trauen Sie dem gastgebenden Landesligisten SC Bubesheim zu?

Wagner: Er ist mit in der Favoritenrolle, zusammen mit Ichenhausen und Illertissen.

Unterschätzt wird im Vorfeld häufig die Rolle der Schiedsrichter. Hinterher werden sie allerdings gerne geschimpft. Gab es eigentlich spezielle Schulungen für die Unparteiischen? Auch für sie ist ja vieles neu.

Wagner: Es gab Schulungen auf Bezirksebene. Wie intensiv die waren, weiß ich nicht. Aber auch die Schiedsrichter werden sich erst auf die neue Spielweise einstellen müssen. Ich bitte also schon jetzt um Verständnis seitens der Zuschauer, falls mal etwas nicht so passt.

1800 Besucher waren bei der Endrunde 2013 in der Rebayhalle. Welche Zuschauerzahl würde Sie bei der Premiere nach neuem Modus zufriedenstellen?

Wagner: Ich hoffe, dass wir bei der Endrunde am 11. Januar die Marke von 1500 Zuschauern knacken. Und warum sollte das nicht gelingen? Die Fans des Hallenfußballs haben doch keinen Grund, jetzt plötzlich wegzubleiben.

Günzburg ist in diesem Winter zum vierten Mal hintereinander Austragungsort für die Endrunde. Wird das zur Dauereinrichtung oder kehren die besten Hallenkicker Schwabens in absehbarer Zeit nach Augsburg zurück?

Wagner: Momentan sieht es nicht danach aus. Mittelfristig wird das weiter in Günzburg stattfinden.

Hand aufs Herz: Was ist, wenn Futsal trotz aller guten Worte in dieser Winter-Saison ganz und gar nicht funktionieren sollte?

Wagner: Aus meiner Sicht muss man jetzt erst einmal das Jahr vorüber gehen lassen und sich dann Gedanken machen, alles nüchtern analysieren. Für mich ist klar: Wenn es wirklich total in die Hose gehen sollte, wird der Bezirk Schwaben sicher noch mal einen neuen Anlauf nehmen. Da darf es dann keine Denkverbote geben.

Aufrufe: 026.12.2013, 13:11 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan KubicaAutor