2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auch zu Pandemiezeiten regelmäßig auf der Anlage des VfR Voxtrup: Erik Ropken, Leiter der Fußballabteilung. Foto: Heike Lindenthal
Auch zu Pandemiezeiten regelmäßig auf der Anlage des VfR Voxtrup: Erik Ropken, Leiter der Fußballabteilung. Foto: Heike Lindenthal

„Die DFB-Führung muss bunter werden“

Neue Serie „WIR sind der DFB“: Fußballer von der Basis blicken auf die Verbandsspitze / Teil eins: Erik Ropken, VfR Voxtrup

Der Deutsche Fußball-Bund hat mehr als sieben Millionen Mitglieder. 30 000 davon sind Fußballer, Trainer, Betreuer und Funktionäre in Osnabrück Stadt und Land. Allein diese Männer, Frauen und Kinder sind weit mehr als jene wenigen, die aktuell an der DFB-Spitze die Schlagzeilen prägen mit Nazi-Vergleichen, personellen Grabenkämpfen und undurchsichtigen Geldflüssen. Nun erhalten die DFB-Mitglieder der Region eine Stimme – mit dem Start der Serie „WIR sind der DFB“.

Den Anfang macht Erik Ropken. „Viele dieser Leute im DFB-Präsidium lassen all das vermissen, was im Fußball wichtig ist: Teamfähigkeit, Fair Play, aufrichtiges Miteinander“, sagt der Fußballobmann des VfR Voxtrup. Die Abwendung von der Spitze des größten Einzelsportverbandes der Welt, dem der 51-Jährige selbst angehört, spitzt er in dieser Frage zu: „Wie soll man angesichts dieser ständigen, widerlichen internen Machtkämpfe Vertrauen in die DFB-Führung aufbauen?“

Ropken führt die VfR-Fußballer seit 14 Jahren, war zuvor Jugendleiter, trainiert seit Jahrzehnten Kinderfußballer und haute einst selbst gegen die Kugel: mit großem Eifer, aber ohne das große Talent, wie er lachend sagt. Er hat Höhen erlebt und gefeiert wie beim Durchmarsch der VfR-Männer von der Kreisliga bis in die Landesliga, er kennt Schattenseiten nicht nur mit Blick auf den Zusammenbruch des Vereinslebens in der Corona-Krise. All das verleiht ihm einen differenzierten Blick auf die Dinge, ein grundsätzliches Funktionärs-Bashing liegt ihm fern. „Unsere Ansprechpartner in Kreis und Bezirk sind super engagiert, haben stets ein offenes Ohr. Auf Landesebene im Niedersächsischen Fußballverband (NFV) wird es schon schwieriger“, sagt der Zerspannungsmechaniker und ergänzt: „Beim DFB ist es nur noch katastrophal, nicht nur in der Außendarstellung.“

Ropken weiß, dass hohe Funktionäre nicht jeden der vielen Clubs in Bund und Land besuchen können. Das verlangt er aber auch gar nicht. Es sind andere Dinge, die er vermisst. „Für mich ist völlig unverständlich, wieso es in der Corona-Zeit so gut wie gar keine Unterstützung für den Amateurfußball gab, obwohl die Amtszeit von DFB-Präsident Fritz Keller maßgeblich von Corona geprägt war“, sagt er. Er nennt Beispiele, die viel mit fehlender Wertschätzung der Basis zu tun haben: jener Basis, auf die sich auch der High-End-Fußball stützt, wo das große Geld verdient wird.

„Warum zum Beispiel gab es keine digitalen Schulungen für Breitensport-Trainer vom Verband, abseits der Lizenzen? Einfach mal ein paar Tipps für E-Jugend-Übungsleiter, wie die zielorientiert üben können mit Kindern, auch über Video? In der Pandemie hätten viele dafür Zeit gehabt“, sagt Ropken. Dazu komme fehlende finanzielle Hilfe. Das gern von DFB-Vertretern genannte Argument, man dürfe rein steuerlich die Clubs nicht direkt fördern, lässt er nicht gelten – mit Blick auf viele Gebühren, die der Verband erhebe.

„Am Anfang der Corona-Krise hieß es von DFB und NFV, wir helfen euch finanziell. Das Nächste, was kam, war dann die Abbuchung der Mannschaftsgelder – aber für eine volle Saison, nicht für eine, die zu einem nicht unerheblichen Teil ausgefallen ist“, sagt Ropken. Dazu nennt er teure Trainerlizenzen, für die etwa der NFV mehrere Hundert Euro verlangt (C-Lizenz: 400 Euro, B-Lizenz: 830 Euro). „Wir brauchen doch angeblich gute Jugendspieler auch für die Perspektive der Nationalelf. Dann darf ich hier aber keine finanziellen Hürden für den Breitensport aufbauen“, kritisiert Ropken. Kampagnen wie „Unsere Amateure, echte Profis“ würden indes ohne merklichen Effekt Millionen Euro verschlingen – Geld, das besser aufgehoben wäre in der Förderung der Clubs, etwa in Zuschüssen für Kunstrasenplätze oder neuen Bällen für den Nachwuchs.

Ob mit dem Führungswechsel beim DFB der Breitenfußball wieder mehr Beachtung findet? Ropken ist skeptisch. „Wer in den DFB-Bundestag blickt, sieht Hunderte Männer mit weißen Haaren. Die Führung muss viel bunter werden: mehr Jüngere, Leute mit Migrationshintergrund, viel mehr Frauen, deren Mitarbeit in leitenden Stellen uns beim VfR richtig voranbringt.“

Dazu müsse man aber wohl grundsätzlich die Art und Weise verändern, wie DFB-Gremien zusammengesetzt werden: basisdemokratischer anstatt per Delegation auf die nächsthöhere Ebene. „Mit diesem System kann ich Leute wunderbar handverlesen. Auch das hat zu den Problemen geführt, die wir heute haben.“

Aufrufe: 017.5.2021, 08:45 Uhr
Benjamin Kraus / NOZ SportAutor