2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Wange an Wange: Eng geht es hier im Duell zwischen der SG Guldental (grüne Trikots) und dem VfL Rüdesheim zu. 	 Foto: Heidi Sturm
Wange an Wange: Eng geht es hier im Duell zwischen der SG Guldental (grüne Trikots) und dem VfL Rüdesheim zu. Foto: Heidi Sturm

Der wahre Altherren-Fußball?

Futsal sollte den älteren Kickern eigentlich entgegenkommen, das ist aber nicht bei allen der Fall +++ Merxheimer verteidigen Titel

BAD KREUZNACH. Ist Futsal für Ü32-Fußballer die etwas gemächlichere und den Jahren angemessene Variante des Hallenkicks, vielleicht sogar das, was oft etwas wohlwollend-schmunzelnd als „Alte-Herren-Fußball“ bezeichnet wird? Oder ist doch eher der „gute alte Hallenfußball“ die schonendere Variante für die nicht mehr ganz so jungen Knochen?

Bei den Ü32-Meisterschaften um die Futsal-Kreismeisterschaft gab es dazu ganz unterschiedliche Meinungen. Eines war aber offensichtlich: Diese Variante machte den Routiniers richtig Spaß, sie ließen gekonnt das Bällchen laufen und traten spielerisch und kämpferisch auch nicht auf die Bremse, auch wenn letztlich im Siebenerfeld anstrengende 72 Minuten Spielzeit pro Team anfielen.

Auf der Zielgeraden konnten die Ballzauberer sogar noch letzte Reserven mobilisieren, als es etwa für die Merxheimer Titelsammler als eine Art „Bayern München“ des AH-Kicks im Kreis Bad Kreuznach darum ging, die weiße Turnierweste zu wahren und mit mindestens einem Unentschieden den Titel einzutüten. Die Guldentaler, die nur gegen Favoritenschreck Rüdesheim verloren hatten, hätten mit einem 4:0 noch vorbei ziehen können. Mit viel Einsatz brachte man dem designierten Meister auch die einzige Niederlage bei, das 2:0 reichte aber – wie im Vorjahr – nur zum Vizetitel. „Unser Minimalziel, Platz zwei, haben wir aber erreicht“, sagte Guldentals Jonas Erbach vor dem entscheidenden „Finale“. Jetzt, am Ende, sei es allerdings schwer, noch einmal richtig in Bewegung zu kommen, um vielleicht doch noch den hohen Sieg und damit den Titel zu schaffen.

„Die haben morgen alle Muskelkater – außer mir“

Futsal gefiel ihm insgesamt besser als die „alte Variante“, weil es auch technische Fehler verzeihe. Was für ihn die „schonendere Variante“ sei, konnte er nicht sagen: „Ich habe schon ewig keinen Hallenfußball mehr gespielt“. In jedem Fall täten hinterher ziemlich die Knochen weh – was aber auch am Alter liegen könne.

Hargesheims Abteilungsleiter Ralf Erbach, der nach einigen Sportverletzungen nicht mehr aktiv spielen kann, hielt Futsal für die bessere AH-Variante: „In der Halle ist das Verletzungsrisiko groß, gerade, wenn die älteren Spieler nicht mehr so fit sind“. Dem komme Futsal entgegen, weil durch die Strafen bei kumulierten Fouls weniger körperbetont gespielt werde. Und das leidige Grätschen brauche keiner mehr.

„Die haben morgen alle Muskelkater – außer mir“, grinste Ippesheims Önder Satici, der mit 50 Jahren immer noch ein intensives Sportprogramm mit mehrmals wöchentlich Boxen und täglich zehn Kilometer Laufen absolviert. Hallenfußball mit Bande habe ihm mehr Spaß gemacht, Futsal sei aber für die nicht mehr ganz so Trainierten etwas besser: „Da wird weniger gebolzt und weil der Ball nicht so gut fliegt, muss man weniger schnelle Schritte machen.“ „Futsal macht Spaß, aber es ist anstrengender und alles andere als typischer Alte-Herren-Fußball“, sagte Karadeniz-Spieler Ercan Oduncu. Das Spiel sei schneller, alleine durch die 4-Sekunden-Regel des Torwarts, zudem auch kraftbetonter, weil es durch den schwereren Ball oft auch echte Druckpässe verlange. „Da tun die Knochen schon weh“, schmunzelte der 41-Jährige. Das sei es aber wert – auch wenn sein Team als amtierender Stadtmeister wegen fehlender Leistungsträger und nur einem Mann auf der Bank seiner Rolle als „Geheimfavorit“ nicht gerecht werden konnte.

„Beim Futsal werden die Aufgaben spielerisch gelöst“, sagte Kreisbildungsreferent Volker Fritz in der Turnierleitung. Den anderen Ball sah er keinesfalls als „buchstäblich erschwerend“. Mit gutem technischem Vermögen klebe er am Fuß. Wenn Spielern Futsal schwerfalle, liege es sicher nicht am schweren Ball.

Ippesheims Gürbüz Kücüktas bevorzugt Hallenfußball – nicht nur, weil man dafür nicht noch einmal neue Regeln lernen muss. „Wenn man nicht mehr so oft trainieren kann und weniger fitt ist, ist das Spiel mit dem härteren Ball schon anstrengender“, sagte der 35-Jährige, der in der Vorwoche noch die alte Variante bei einem Firmenturnier gespielt hatte. Futsal mache trotzdem viel Spaß. Allerdings: „Beim Hallenfußball tun einem einen Tag lang die Knochen weh – und beim Futsal eine Woche lang.“



Aufrufe: 020.1.2020, 15:15 Uhr
Heidi SturmAutor