2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Typisch Torjäger: Ball im Tor, Joachim Schnürer im Tor. Der Leahader war viele Jahre für den FC Augsburg aktiv. Später ging er auch noch für den TSV Aindling und seinen Heimatverein TSV Inchenhofen auf Torejagd. Auch als Trainer feierte er Erfolge, unter anderem mit dem TSV Rain. Am Samstag wird der „Jack“ 60 Jahre alt.
Typisch Torjäger: Ball im Tor, Joachim Schnürer im Tor. Der Leahader war viele Jahre für den FC Augsburg aktiv. Später ging er auch noch für den TSV Aindling und seinen Heimatverein TSV Inchenhofen auf Torejagd. Auch als Trainer feierte er Erfolge, unter anderem mit dem TSV Rain. Am Samstag wird der „Jack“ 60 Jahre alt. – Foto: Silvio Wyszengrad, Sebastian Richly

Der Torjäger wird 60

Joachim „Jack“ Schnürer spielte beim FC Augsburg mit Stars wie Helmut Haller zusammen +++ Einst verzichtete der Inchenhofener auf die Bundesliga, heute feiert er Geburtstag +++ Von kuriosen Spielen und menschlichen Geschichten

Aufstieg in die 2. Bundesliga, diverse Torjägerkanonen sowie das DFB-Pokal-Spiel gegen den FC Schalke 04. Wenn Joachim Schnürer, genannt Jack, von seiner Karriere als Profi-Fußballer erzählt, fällt es ihm schwer, ein Spiel herauszustellen. „Ich stand immer auf der Sonnenseite und hatte viel Glück. Dafür bin ich dankbar“, so der Inchenhofener, der am Samstag seinen 60. Geburtstag feiert.

Wenn Schnürer erzählt, kommt er nicht nur auf die Erfolge zu sprechen, vielmehr geht es ihm um die Teamkameraden, die Menschen hinter dem Fußballbusiness. Fast zu jedem Spieler hat er ein paar Sätze parat, wie dieser abseits des Feldes war – so etwa zu Vizeweltmeister Helmut Haller, mit dem Schnürer in seiner ersten Saison bei den Herren FC Augsburg zusammengespielt hat: „Haller war nicht nur ein Weltklasse-Fußballer, sondern auch ein Spaßvogel – ein absoluter Glücksfall für uns junge Spieler. Er war eine Seele von Mensch mit viel Humor.“

Schon mit 16 Jahren wechselte Schnürer nach Augsburg, in die Stadt, in der er am 22. Februar 1960 zur Welt kam. Aufgewachsen ist Schnürer in Inchenhofen bei seinen Großeltern, die ihm einen Leitsatz mitgaben: „Am Ende des Tages musst du guten Gewissens in den Spiegel schauen können. Dann brauchst am Sonntag nicht scheinheilig in die Kirche gehen.“ Mit zwölf Jahren fing Schnürer in der Schülermannschaft des heimischen TSV mit dem Fußball an. Noch heute lebt er in Leahad und arbeitet als Verwaltungsleiter und stellvertrender Leiter beim Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen der Stadt Augsburg. „Augsburg ist mein zu Hause, aber Inchenhofen meine Heimat.“ Egal ob in der Stadt oder beim Dorfverein – Schnürer kam, sah und traf – oft auch öfter in einem Spiel. „Ich war ein Vollblutstürmer. Wenn ich den Ball im Sechzehner hatte, habe ich ihn auch nicht mehr abgegeben.“ Die Vorbilder des jungen Mittelstürmers waren deshalb auch Pelé und Gerd Müller.

Der Inchenhofener hat aber auch selbst mit Stars der Szene zusammengespielt. Neben Helmut Haller stand er zuvor in der A-Jugend Seite an Seite mit Europameister Bernd Schuster auf dem Platz. Weitere prominente Mitspieler waren der spätere Stuttgarter Meistertrainer Armin Veh oder der Dortmunder Champions-League-Held Karl-Heinz Riedle. Den alten Zeiten trauert Schnürer auch am 60. Geburtstag nicht hinterher, ebenso wenig wie dem Fußball von damals: „Das Spiel ist schneller und taktischer geworden, manches aber auch gleichgeblieben. Pressen ist dasselbe wie draufgehen und schnelles Umschalten, hieß früher kontern.“ Ein Unterschied ist aber kaum zu übersehen: „Wir konnten früher noch einfach in der Disco feiern gehen. Außer wenn Helmut Haller dabei war, dann scharte sich alles um ihn. Also ähnlich wie heute.“ Dem Fußball ist Schnürer treu geblieben. Fast bei jedem Heimspiel des FC Augsburg ist der Dauerkarteninhaber.

Der frühere Torjäger zollt den modernen Angreifern viel Respekt. „Früher wurde mit drei Stürmern gespielt. Man musste nicht so viel laufen und hatte noch Kraft für das Toreschießen. Heute müssen die Stürmer viel mehr leisten.“ Schnürer erinnert sich an die Zeit in der 2. Bundesliga. „Nach dem Aufstieg haben wir auf zwei Stürmer umgestellt. Plötzlich musste ich viel mehr laufen.“ Tore schoss Schnürer dennoch wie am Fließband. Kein Wunder, dass es nicht lange dauerte, bis auch einige Bundesligisten auf den Torjäger aufmerksam wurden. In Köln, Nürnberg oder bei den Löwen absolvierte Schnürer Probetrainings, sagte aber allen Bewerbern ab: „Ich bin sehr heimatverbunden und wollte meine Familie nicht im Stich lassen. In Augsburg hatte ich mit Heiner Schuhmann eine Bezugsperson. Das Umfeld hätte mir anderswo gefehlt.“ Deshalb blieb der Leahader dem FCA treu. Bereut hat er die Entscheidung nie, wobei „ich dem Sepp Maier gerne mal eine eingeschenkt hätte.“

Schnürer feierte aber nicht nur mit dem FCA große Erfolge. Später ging der Stürmer auch für den TSV Aindling in der Landesliga auf Torejagd. Ausgerechnet seinen Ex-Klub schoss er mit einem Tor in letzter Sekunde aus dem Pokal: „Natürlich hab ich gejubelt, wie bei jedem Tor“, so der Leahader, der 1984 für vier Jahre Bayernliga (damals dritthöchste Klasse) nochmals nach Augsburg zurückkehrte, ehe er sich dann 1988 endgültig vom FCA verabschiedete. Nach weiteren Jahren in Aindling ging es zurück zu seinem Heimatverein. Dort fungierte Schnürer als Spielertrainer: „Wir sind als Dorfverein in die Bezirksliga aufgestiegen und haben mehrere Jahre die Liga gehalten. Das war sensationell.“ 1999 hing Schnürer die Schuhe mit 38 Jahren an den Nagel. Vom Fußball konnte er aber nicht lassen und wurde Trainer beim Landesligisten TSV Rain. 2000 zogen die Blumenstädter sogar in die erste Runde des DFB-Pokals ein. Gegen den FC Schalke 04 gab es zwar ein 0:7, dennoch erinnert sich Schnürer gerne. 2002 war dann aber auch seine Trainerkarriere im Herrenlager vorbei. Die Leahader U19 coachte er von 2007 bis 2015. Ab 2004 führte er zudem für elf Jahre als Vorsitzender den TSV Inchenhofen. „Besonders stolz bin ich auf den Bau des Sportparks – das war ein Millionenprojekt.“

Zu seinem 60. Geburtstag bleiben kaum Wünsche offen: „Schön wären der Klassenerhalt für den FCA und der Aufstieg für Inchenhofen.“ In der Ersten des TSV spielen Sohn Marco und weitere Kicker, die Schnürer einst in der U17 und U19 trainierte. Als er von „seinen Jungs“ spricht, fällt ihm ein: „Wir haben mit der Bayernauswahl gegen die Nationalmannschaft Chinas gespielt. Wir waren technisch besser, aber die wieselflink. Wir haben 0:2 verloren.“ Diese und andere Geschichten wird der Leahader an seinem Ehrentag wieder aufleben lassen – anders als im Sechzehner mit dem Blick für die Mitspieler.

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Aufrufe: 022.2.2020, 08:13 Uhr
Aichacher Nachrichten / Sebastian RichlyAutor