2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
„Am liebsten würde ich nur noch Alte Herren spielen.“ Stattdessen hält Mitvierziger Arif Tosun (weißes Trikot) in der Kreisklasse bis zum Saisonende als Spielertrainer die Knochen für seinen TKV Forchheim hin. Foto: Roland Huber
„Am liebsten würde ich nur noch Alte Herren spielen.“ Stattdessen hält Mitvierziger Arif Tosun (weißes Trikot) in der Kreisklasse bis zum Saisonende als Spielertrainer die Knochen für seinen TKV Forchheim hin. Foto: Roland Huber

Der TKV Forchheim verschleißt seine Feuerwehrmänner

Schlusslicht der Kreisklasse 1 kommt nicht aus seiner Schleife heraus und startet unter Sakli neu +++ Wirbel um Oezsoy-Engagement

Der TKV Forchheim stellt mit drei Punkten und 13:116 Toren die schlechteste Mannschaft im Fußballkreis Erlangen/Pegnitzgrund. Dabei hatte der Kreisliga-Absteiger noch im Herbst einige ermunternde Ergebnisse erzielt und mit einer Transferoffensive im Winter den Umschwung angepeilt. Der blieb im Frühjahr auf dem Platz aus, stattdessen löste der Klub mit Trainerpersonalien Wirbel und Ärger aus.

Arif Tosun war Vorsitzender, Trainer, Spieler. Mit seinem Herzensverein hat er die Spielklassen zwischen Kreisliga und A-Klasse kennengelernt. Zur Saison 2016/17 übernahm Tosun ein weiteres Mal die Verantwortung. Sein Ziel lautete, eine konstantere sportliche Basis für den Fahrstuhlverein zu schaffen. Die Mission scheiterte krachend.

Der Mitvierziger muss wie auch Ü50-Urgestein Oktay Taylan oder der reaktivierte Amtsvorgänger Serdar Kuygun sonntags wieder selbst die Knochen hinhalten, abgesehen vom einzigen Sieg, dem nach der Winterpause mühsam errungenen 1:0 gegen den Tabellenvorletzten Adelsdorf II, ohne Aussicht auf Besserung. „Am liebsten würde ich mit ein paar früheren Weggefährten locker bei den Alten Herren kicken. Da dauert es wenigstens nicht zwei Tage, bis ich wieder schmerzfrei laufen kann“, sagt Tosun.

Zusagen nicht eingehalten

Sein und das wiederkehrende Dilemma des Türkischen Kulturvereins sieht Tosun in der Abhängigkeit von Einzelkönnern, die ihrer individuellen Klasse mitunter dadurch Ausdruck verleihen, dass sie sich kurzfristig für lukrativere Angebote entscheiden. „So war das auch im vergangenen Sommer. Da sind feste Zusagen nicht eingehalten worden. Unser Problem ist, dass wir kein Grundgerüst haben“, erklärt Tosun. Freuten sich die Verantwortlichen noch im November über die Verpflichtung von vier Verstärkungen, sprangen laut Tosun noch vor dem Restrundenauftakt ein Dutzend anderer Akteure ab.
Das drückte nicht nur auf die Stimmung, sondern legte auch bei manchem in der Vorstandschaft die Nerven blank. Ende März wurde die Meldung lanciert, dass mit Ali Sakli und Mustafa Oezsoy zwei ehemalige Spieler ab der kommenden Saison ein Spielertrainerduo bilden sollen. Bei Oezsoy heißt es nach großen Irritationen, er bleibe in Oberreichenbach. Beim TKV verursachte das Vorgehen ebenfalls einen Streit. „Es sollte ein Zeichen sein“, konstatiert Arif Tosun: „Die Kommunikation war halt unglücklich und der Zeitpunkt erst recht.“

Denn dabei wurde mit seinem jüngeren Bruder Sinan vor allem derjenige übergangen, dem der Chefposten bereits versprochen war. „Er hat sich auf das Wort verlassen. Mit einem Gespräch hätte man die veränderte Lage rechtzeitig noch besprechen können. So ist es schon zu spät, um sich einen anderen Verein zu suchen. Ich kann seinen Ärger verstehen.“ Während Sinan Tosun als Reaktion seine Aufgabe als Co-Trainer hinschmiss, steht Arif, der sich als „den weniger emotionalen Part“ versteht, zwischen den Fraktionen und setzt sein Engagement fort. Zunächst.

Mit Anstand ins Ziel

„Ich will es mit Anstand zu Ende bringen und meinen Nachfolgern die Chance ermöglichen, zumindest in der A-Klasse anzufangen“, sagt Arif Tosun. Wichtig ist ihm, den Ruf des TKV nicht durch einen vorzeitigen Rückzug zu schädigen, sondern zu zeigen, dass sie auch fair mit Niederlagen umgehen können. „Auf meine Jungs kann ich nicht böse sein“, gesteht der Trainer die begrenzten auch qualitativen Möglichkeiten ein. Für die anstehenden Spiele plant er mit einer Fünfer-Abwehrkette, um die Gegentorflut zu stoppen.

Nach dem letzten Spieltag ist dann auch für Arif Tosun definitiv Schluss. „Ich werde meinem TKV immer verbunden bleiben. Aber ich spiele nicht mehr den Feuerwehrmann, weder als Trainer noch als Funktionär. Da müssen andere ran.“ Beruf und neuerlicher Familienzuwachs nehmen diese Zeit in Anspruch.

Dem Klub wünscht er in Zukunft, „dass sie mit einer Generation wie der meinen wieder für mehrere Jahre Stabilität hinbekommen“. Die schönste Zeit habe er mit einer Mannschaft aus Freunden unter Erkan Kaya erlebt, der den TKV Ende der 90er bis 2006 betreute. „Für den Anfang braucht es nicht nur einen Trainer, der vielleicht fünf Neue mitbringt. Du brauchst eigentlich zehn gestandene Spieler und endlich eine eigene Jugendarbeit und ein Vereinsheim.“ Genau dieser Aufbau, weiß Arif Tosun, findet unter Landsmann Metin Akyol gerade beim SV Bammersdorf statt.

Aufrufe: 012.4.2017, 11:13 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor