2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines

Der Kümmerer mit Kultstatus

Willi Lamers war als Betreuer in drei verschiedenen Fußball-Vereinen tätig. Seine Aufgaben erledigte er stets mit viel Leidenschaft und Gewissenhaftigkeit. Aber er konnte nicht nur Kumpel sein, sondern ab und zu auch hart durchgreifen.

Bälle aufpumpen, Trinkflaschen befüllen, Leibchen waschen, Trikots zusammenräumen und noch einiges mehr. Als Betreuer einer Fußballmannschaft hat man alle Hände voll zu tun. Wenn einer dies aus eigener Erfahrung bestätigen kann, dann wahrscheinlich Willi Lamers.

Der 67-Jährige kümmerte sich viele Jahre um das Wohlergehen der Spieler und Trainer bei der BSV Bönninghardt, Borussia Veen und dem SV Sonsbeck. „Es sind eben oft die Kleinigkeiten, die als Betreuer wichtig sind“, sagt Willi Lamers selbst.

Dabei werden die Verantwortlichen aus seinen ehemaligen Vereinen sicherlich hinzufügen, dass es nicht nur Kleinigkeiten waren, die der verlässliche wie beliebte Betreuer für die einzelnen Mannschaften erledigt hat. Für den gebürtigen Hamber sei das alles aber immer selbstverständlich gewesen. „Ich habe das immer gern gemacht. Meine Welt ist es, unter Leuten zu sein. Auch so ein bisschen als Dienstleister.“ Diese Einstellung kommt nicht von ungefähr. Über 28 Jahre arbeitete Willi Lamers für die Brauerei Diebels in der Abfüllung und Kantine. Dazu steht der Rentner immer noch regelmäßig als Bäcker in der Backstube. „Neben meiner Arbeit habe ich mich aber immer auf dem Sportplatz am wohlsten gefühlt.“

In seiner Jugendzeit kickte Willi Lamers lange für seinen Heimatverein Arminia Kapellen/Hamb. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Wolfgang Bruns wechselte er später zur DJK Labbeck-Uedemerbruch. Dort wurde er nicht nur Mannschaftskapitän, sondern auch Trainer der Damenmannschaft. Sein jüngerer Bruder Detlef lockte ihn dann zum SV Sonsbeck. Bei einem Thekengespräch sagte er als Betreuer für die zweite Mannschaft zu. Sein erstes Betreuer-Engagement beim aktuellen Landesligisten war jedoch nur von kurzer Dauer. Weil ihm die ganze Sache nicht hundertprozentig gefiel, unterstützte er in der nächsten Saison lieber Coach „Hacky“ Willemsen beim BSV Bönninghardt.

Dem damaligen SVS-Pressesprecher Walter Pötters gefiel dieser Umstand aber ganz und gar nicht – und so holte er Willi Lamers schnell wieder zurück an die alte Wirkungsstätte. „Ich wurde dann zusammen mit ‚Schorsch‘ Mewes vorgestellt und habe mit ihm vier Jahre die erste Mannschaft betreut.“ Mewes sei für ihn, ähnlich wie Horst Riege, ein sehr besonderer Trainer gewesen. Mit beiden telefoniert er noch heute regelmäßig. Vor allem der Aufstieg in die damalige Verbandsliga im Jahr 2004 unter Coach Mewes wird Willi Lamers nie vergessen. „Es war das letzte Spiel gegen den GSV Moers vor rund 1000 Zuschauern. Da stand alles auf Messers Schneide. Der GSV konnte selbst aufsteigen und unsere junge Mannschaft hat dann 4:2 gewonnen. Da war echt was los.“

Aber auch über die Auswärtsspiele im Zoostadion des Wuppertaler SV, die Duelle gegen den KFC Uerdingen oder die feucht-fröhlichen Abendstunden in der Vereinskneipe von Hans Hahn stolpert er immer wieder in seinen Gedanken. In der Kneipe sei mitunter auch mal der ein oder andere Schiedsrichter, zu denen er stets einen guten Draht hatte, am Ende einer langen Nacht vom Hocker gefallen. Zu seinen Spielern hatte er ebenfalls immer ein ausgezeichnetes Verhältnis, auch wenn er manchmal knallhart durchgreifen musste. „Ich habe nie meinen Mund gehalten. Wenn die ,Sausäcke’ zum Beispiel ihre Schuhe unter der Dusche säuberten, habe ich auch schon einmal zum kalten Wasserschlauch gegriffen“, verrät Willi Lamers.

In den Erinnerungen der Spieler, um die sich Willi Lamers in all den Jahren sorgte, sind sicherlich auch seine großen Klapptische, auf denen gerade nach anstrengenden Vorbereitungsläufen reichlich Obst, Kuchen und Kaltgetränke auf die entkräfteten Sportler wartete. Seine Festtafel war so gut gefüllt, dass sie nicht nur den Fußballern gefiel. „Mit Mewes waren wir mal in Wardt um die Seen laufen, da kamen Spaziergänger an meinen Tischen vorbei und wollten mir das Obst abkaufen“, sagt Lamers mit einem Schmunzeln.

In seiner Zeit bei Borussia Veen versprach er seinen Spielern, dass sie ihm bei einem Derbysieg gegen den SV Sonsbeck II eine Glatze schneiden dürften. Der Rivale brauchte noch Punkte für den Aufstieg. Die Motivation wurde geweckt, doch am Ende durfte er seine Haare behalten, da die intensive Partie „nur“ mit 2:2 endete. 2015 beendete Willi Lamers nach seinem dritten Engagement beim SV Sonsbeck seine Laufbahn als Betreuer. „Ich bin froh, dass ich den Absprung geschafft habe. Ich glaube ich wäre sonst heute noch dran“.

Langeweile kommt bei ihm aber auch als Rentner nicht auf. Schließlich pflegt er unter anderem jeden Tag seine eigenen Gänse, Schafe, Meerschweinchen, Fasane und Wachteln. Das Kümmern um andere steckt eben für immer tief in ihm drin.

Aufrufe: 023.3.2021, 22:00 Uhr
RP / Nick DeutzAutor