2024-05-10T08:19:16.237Z

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Dirigiert nun gemeinsam mit Axel Siefert den Bahlinger SC und gibt die Richtung vor: Neu-Coach Dennis Bührer | Foto: Patrick Seeger
Dirigiert nun gemeinsam mit Axel Siefert den Bahlinger SC und gibt die Richtung vor: Neu-Coach Dennis Bührer | Foto: Patrick Seeger

Dennis Bührer: Zuschauer sollen unsere Handschrift erkennen

BZ-Interview mit Dennis Bührer, der beim Bahlinger SC seine erste Trainerstation antritt, vor dem Saisonstart in die neue Oberligasaison

Am Samstag startet für den Bahlinger SC bei Aufsteiger Germania Friedrichstal die Oberliga-Saison. Neu auf der Trainerbank: Der 35-jährige Dennis Bührer, der gemeinsam mit Axel Siefert die Nachfolge von Alfons Higl bei den Kaiserstühlern angetreten hat. Benedikt Hecht traf sich mit dem Trainernovizen Bührer.
BZ: Erst Spieler beim BSC, vergangene Saison spielender Co-Trainer unter Alfons Higl, nun erstmals verantwortlicher Trainer. Mussten Sie lange überlegen, ehe Sie sich dafür entschieden haben, die Aufgabe zu übernehmen?
Bührer: Es war ein Prozess. Ich hatte nicht die Absicht, bereits diese Saison Cheftrainer zu sein. Mein Ziel war es, in Ruhe den Trainerschein zu machen, langsam reinzuwachsen und zu sehen, ob die Jungs es annehmen, wenn ich etwas sage. Jetzt hat es sich eben so entwickelt. Und klar sage ich auch: Bevor der eine oder andere als Cheftrainer kommt, habe ich genug Selbstvertrauen, es selbst zu übernehmen.

BZ: Inwiefern hat sich durch die neue Aufgabe Ihr Alltag verändert?
Bührer: Es ist schon sehr zeitaufwändig. Als Spieler weiß man gar nicht, was organisatorisch dahinter steckt. Jetzt stehe ich in der Verantwortung und mache mir ständig meine Gedanken. Axel Siefert und ich tauschen uns regelmäßig aus. Die Stunden will ich gar nicht zusammenrechnen, doch gehe ich die Aufgabe mit viel Herzblut an.

„Der Verein möchte, dass einer nach außen den Hut auf hat. Das bin ich.“

BZ: Sie bilden gemeinsam mit Axel Siefert ein Trainergespann. Wie sieht die Aufgabenteilung aus?
Bührer: Fifty, fifty. Jeder von uns hat seine Kompetenzen. Ich muss noch etwas mehr Erfahrungen sammeln als Trainer, bin noch relativ jung. Deswegen war für mich klar: Wenn ich das Amt übernehme, benötige ich einen Mann mit Fußballsachverstand an meiner Seite, der mit meiner Philosophie übereinstimmt. Daher habe ich Axel ins Boot geholt. Selbstverständlich kommt ein so erfahrener Mann wie er nicht als Co-Trainer nach Bahlingen. Wir teilen uns die Aufgabe, mit dem übergeordneten Ziel, die Mannschaft weiterzuentwickeln.

BZ: Und wer hat bei Meinungsverschiedenheiten das letzte Wort?
Bührer: Von Vereinsseite wurde kommuniziert: Wir sind ein Trainergespann. Wie wir es es intern regeln, da lässt uns der BSC unsere Freiheiten. Nach außen möchte der Verein aber, dass einer den Hut auf hat. Das bin ich. Das liegt daran, dass ich schon länger beim BSC bin, den Verein kenne und der Klub mich besser kennt als Axel. Für uns beide ist das in Ordnung. Letztlich ist entscheidend, wie wir es uns in der Trainerkabine aufteilen – und das müssen nur wir wissen.

BZ: Die meisten Spieler kennen Sie noch als ihren Mannschaftskameraden. Wie muss man sich das Verhältnis vorstellen?
Bührer: Ich war ja bereits ein Führungsspieler und habe versucht, Verantwortung zu übernehmen. Die Spieler kennen mich als sehr ehrgeizigen Fußballer, der Ziele erreichen möchte. Daher muss ich wenig umstellen. Positiv ist auch, dass ich die Stärken und Schwächen der einzelnen Akteure kenne, weiß, wo ich sie kitzeln kann. Natürlich kann die Nähe auch ein Nachteil sein, was vielleicht dann zum Tragen kommt, wenn es um Stammplätze geht. Da wird sich jetzt zeigen, ob diese Nähe kontraproduktiv ist oder ob sie helfen kann, dass die Spieler manche Entscheidungen eher akzeptieren.

BZ: Welcher Typ Trainer sind Sie? Der kollegiale Kumpel oder eher der Quälix?
Bührer: Wichtig ist mir die Fitness. Ich habe immer versucht, das Maximale aus meinem Körper rauszuholen. Das ist die Grundlage. Zudem achte ich darauf, dass wir eine fußballerische Qualität haben. Die Zuschauer in Bahlingen sollen unsere Handschrift erkennen. Das ist ein Ziel, das Axel und ich uns auferlegt haben.

BZ: Welche Art Fußball darf der Zuschauer beim BSC künftig erwarten?
Bührer: Ich werde jetzt nicht zu viel verraten, sonst sind wir für die Gegner einfach auszurechnen. Es hört sich etwas plakativ an, aber der Zuschauer soll sehen, dass wir immer 100 Prozent geben. Defensiv wollen wir besser stehen, weniger Tore kassieren als zuletzt. Das ist kein Geheimnis. Kompakt stehen und versuchen, möglichst viele Torchancen zu kreieren. Wir wollen das Image bekommen: Gegen Bahlingen ein Tor zu erzielen, ist schwierig. Dazu wollen wir den Gegner mit schnellem Umschaltspiel überfallen.

BZ: Ihre Kickschuhe hängen nun quasi am Nagel. Vermissen Sie sie?
Bührer: Als Trainer bin ich jetzt voll gefordert, und es macht mir Spaß mit den Jungs. Daraus kann ich viel Energie ziehen. Ich habe nicht mehr das Gefühl, raus auf den Platz zu müssen. Was mir etwas fehlt, ist körperliche Fitness. Ich bin jetzt zwar fünfmal die Woche auf dem Trainingsplatz, mache aber wenig für mich.

BZ: Wenn Sie an Ihre Aktivenzeit zurückdenken: Welcher Trainer hat Sie am meisten geprägt?
Bührer: Der Trainer, der mich als erstes geprägt hat, mit dem ich mich am ehesten identifizieren kann, war Christian Streich bei den A-Junioren des SC Freiburg. Er lebt Fußball. Wenn man für irgendetwas Leidenschaft hat, dann spüren das alle Umstehenden. Das hat mich immer sehr beeindruckt an ihm. Der Funke bei ihm ist immer auf die Mannschaft übergesprungen. Auch das ist für Axel und mich ein großes Ziel: Die Mannschaft mit der Art, wie wir Fußball leben, mitzuziehen.

BZ: Mit welchem Gefühl starten Sie in die Runde?
Bührer: Mit einem vorsichtigen. Vorbereitung ist Vorbereitung, Saison ist Saison. Ich habe erlebt, dass die Vorbereitung top war und in der Saison nichts mehr funktioniert hat, und andersrum. Wir haben ein gutes Fundament. Es funktioniert im Trainerteam und in der Mannschaft. Jetzt ist die Frage, ob wir es hinbekommen, wenn es darauf ankommt.

BZ: Kann der BSC diese Saison oben mitmischen?
Bührer: Wir haben unsere Ziele, aber ich glaube nicht, dass der BSC schon oben mitspielen kann. Wir versuchen besser abzuschneiden als vergangene Saison.

„Wir wollen das Image: Gegen den BSC ein Tor zu erzielen, ist schwierig.“

BZ: Zum Abschluss der Vorbereitung gewannen Sie den Kaiserstuhlcup, besiegten dabei den Ligakonkurrenten und letztjährigen Zweiten FC 08 Villingen. War das bereits ein erster Gradmesser?
Bührer: Sicherlich. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Villingen nur mit 16 Spielern angereist ist und 120 Minuten spielen musste. Wir hatten 20 Akteure. Es war unsere Generalprobe. Die wurde von der Mannschaft sehr gut gelöst.

BZ: Wie bewerten Sie die Vorbereitung?
Bührer: Gerade im defensiven Bereich haben wir eine Entwicklung durchgemacht. Die Mannschaft hat ein Bewusstsein dafür bekommen, was wir wollen.

BZ: Unteranderem haben die Neuzugänge Rico Wehrle, Faiz Gbadamassi, Maximilian Faller und Sie auch eine Vergangenheit beim SC Freiburg. Gibt es eine Kooperation mit dem Sportclub?
Bührer: Der Sportclub ist stets beim Kaiserstuhlcup dabei. Wir bekommen immer wieder Spieler von ihnen, da wir der größte Klub in der Region nach dem SC sind und somit für Kicker, die es nicht zu den Profis schaffen, erster Ansprechpartner sind. Wir profitieren vom SC.

BZ: Würden Sie im Notfall wieder als Spieler einspringen?
Bührer: Nein! Wir haben einen 21-Mann-Kader – das genügt.

BZ: Die erste Station als Trainer direkt in der Oberliga. Macht das den Einstieg schwieriger?
Bührer: Ob Landes-, Bezirks- oder Kreisliga, je weiter man runter geht, umso mehr Aufgaben kommen auf einen Trainer zu, man muss sich um viel mehr Sachen kümmern, die außerhalb des Sportlichen liegen. Beim BSC habe ich die Möglichkeit, mich nur ums Sportliche zu kümmern und bekomme jede Menge Hilfe von Außen – ob vom Präsidenten, sportlichen Leiter oder weitere Ehrenämtlern. Das ist sehr angenehm. Gleichzeitig ist es so, dass es bei uns mehr ins Leistungsspezifische geht. Ich könnte es gar nicht abhaben, wenn ein Spieler sich vom Training abmeldet, weil er noch zum Friseur muss. Der Kreisligatrainer muss damit leben. Mir würde es schwerfallen.

Dennis Bührer (35) stammt aus Freiamt, arbeitet als Lehrer, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als Fußballer feierte er im Sommer 2011 mit Dynamo Dresden seinen größten sportlichen Erfolg: den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Nach sieben Jahren als Spieler beim Bahlinger SC tritt er nun dort seine erste Trainerstelle an.
Aufrufe: 09.8.2018, 20:15 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor