2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
Petr Dvorak (links) und Antonin Dvorak sidn weiter erfolgreich. Montage: FuPa
Petr Dvorak (links) und Antonin Dvorak sidn weiter erfolgreich. Montage: FuPa

Den Jungen helfen, die Alten motivieren

Die Dvorak-Brüder gehen inzwischen getrennte Wege, doch der Erfolg ist ihnen geblieben

Neigt sich das Fußballjahr dem Ende zu, dann erzählt man sich gerne Geschichten. Große und kleine, wahre und vielleicht auch phantasievolle. Wir haben die Geschichte von zwei Brüdern, die jeder im Fußball-Landkreis kennt, weil sie die Szene viele Jahre geprägt haben. Auch die Lieblingsklamotten waren immer wieder mal dieselben: Gemeinsam in Rot und Blau beim FC Bad Kötzting, in Rot und Weiß bei Jahn Regensburg oder zuletzt in Gelb und Schwarz beim FC Zandt.

Seit dieser Saison gehen Antonin und Petr Dvorak wieder getrennte sportliche Wege: Antonin Dvorak ist jetzt Spielertrainer beim Stachesrieder SV, Bruder Petr übernahm von Dvorak dem Älteren das Zepter beim FC Zandt. Und wo Dvorak drauf steht, ist der Erfolg drin: Während sich der FC Zandt als Bezirksliga-Primus anschickt, die Landesliga zu erklimmen, klopft der Stachesrieder SV ganz schüchtern ans Tor zur Kreisliga. Dritter sind die Schützlinge von Antonin Dvorak zur Winterpause und stehen damit besser da als erwartet, sagt der 39-Jährige: ,,Für uns ist die Saison bisher gut gelaufen, wir sind nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer. Ein paar Punkte haben wir allerdings liegen lassen, weil wir eine junge und unerfahrene Mannschaft haben."

Kein klarer "Kreisliga-Auftrag"

Einen klaren Kreisliga-Auftrag habe ihm die Vereinsspitze um Abteilungsleiter Thomas Hartl bei seinem Amtsantritt im Sommer aber nicht erteilt, sagt Antonin Dvorak: ,,Über den Aufstieg ist nicht gesprochen worden. Vom Verein ist vorgegeben worden, uns als Mannschaft neu zu orientieren." Antonin Dvorak erschien dafür wohl der richtige Mann, der unter anderem die Viererkette eingeführt hat. Und weil die Neuorientierung bislang bestens geklappt hat, lässt sich der Routinier schon mal zu einer Kampfansage ans Spitzenduo Schorndorf und Pösing hinreißen: ,,Wir möchten uns dort oben halten und so spielen, dass wir den ersten Platz attackieren können."

Dass Antonin Dvorak überhaupt im Hohenbogenwinkel gelandet ist, liegt daran, dass sich nicht nur der Stachesrieder SV, sondern auch Dvorak selber neu orientieren wollte nach fünf Jahren FC Zandt. Berufliche Kontakte zu Stachesrieds Vorstandsmitglied Ronald Seidl hätten den Weg geebnet, erzählt Dvorak, der als Physiotherapeut arbeitet. ,,Es waren fünf schöne Jahre in Zandt. Aber irgendwann sucht man eine neue Herausforderung. Und mir macht\'s bisher viel Spaß." Kontrast zum bisherigen Trainerjob sei Stachesried schon, gibt Antonin Dvorak zu: ,,Zandt ist eine spezifische Mannschaft mit vielen älteren, meist tschechischen Spielern. In Stachesried arbeite ich mit jungen Spielern aus der Umgebung, die fast alle im Verein groß geworden sind. Das ist etwas ganz anderes als in Zandt."

Gibt es Tipps für den kleinen Bruder?

Hier fertige Spieler mit fast durchwegs höherklassiger Erfahrung, dort junge Rohdiamanten. Eine große Umstellung für Antonin Dvorak in der Trainingsarbeit? - ,,Einige Spieler waren erst 19 Jahre, als ich gekommen bin. Denen musst du natürlich mehr erklären als erfahrenen Spielern." Es sei aber kein Problem, wenn mal ein Ball nicht gehorcht, lacht Antonin Dvorak, dessen Markenzeichen ja stets die filigrane Ballbehandlung war: ,,Das passiert auch einem erfahrenen Spieler. Wichtig ist, dass jeder hundert Prozent gibt." Und inwieweit verfolgt Antonin Dvorak, wie es bei seinem Ex-Klub läuft, gibt es Tipps für den kleinen Bruder? - ,,Natürlich rede ich mit meinem Bruder über Fußball, aber es ist nicht so, dass ich aus der Ferne seine Mannschaft betreuen will. Er macht seine Arbeit ja gut, wie man sieht."

Platz eins und schon 20 Saisontore sind der Beweis. Kein Anlass also, in Stachesried um Hilfe zu ersuchen, findet auch Petr Dvorak: ,,Natürlich unterhalten wir uns über Fußball, wenn wir telefonieren. Wie es in Zandt läuft und in Stachesried. Aber in Zandt treffen wir Drei die Entscheidungen." Dvorak, Teammanager und Strippenzieher Jürgen Kellner und Abteilungsleiter Helmut Feldbauer. Dass er die Projektleitung von seinem Bruder übernehmen sollte, der Zandt von der Kreisklasse in die Bezirksliga geführt hat, das überraschte zunächst auch Petr Dvorak.,,Antonin wollte sich verändern, weil er vielleicht auch eine neue Motivation gebraucht hat und mit seinen 39 Jahren nicht mehr so hochklassig spielen wollte. Da hat mich Jürgen Kellner gefragt, ob ich nicht die Rolle des Spielertrainers übernehmen möchte."

Das Angebot lag voriges Jahr quasi schon unterm Christbaum, doch weil Petr Dvorak nicht mehr ans Christkind glaubt, nahm er die Sache zunächst nicht so ernst. ,,Ich habe schon um Weihnachten rum mit meinem Bruder gesprochen, dass er für sich entschieden hat, weg zu gehen. Er hat im Spaß gesagt, mach\'s doch du. Aber ich war im Kopf ja noch Spieler. Ich habe zwei oder drei Wochen überlegt und dann zugesagt. Die Entscheidung war für mich doppelt schwer: Erstens, weil Antonin in Zandt sehr erfolgreich war, und zweitens, weil er mein Bruder ist."

Velkoborsky schließt die Lücke

Zwei Jahre läuft der Kontrakt vorerst, sagt Petr Dvorak, dann müsse man weitersehen. Bislang jedenfalls tauge ihm der Trainerjob: ,,Am Anfang hatte ich großen Respekt vor dieser Rolle, das war ja ganz neu für mich. Aber der Erfolg ist da, dann macht es natürlich auch Spaß. Ich sehe den Fußball jetzt mit ganz anderen Augen, mein Blick hat sich verändert. Das war auch für mich persönlich ein Schritt nach vorn." Akzeptanzprobleme in der Mannschaft hat der 36-jährige Torjäger nicht festgestellt nach seiner Beförderung vom Mitspieler zum Chef: ,,Die Spieler haben Antonin respektiert und respektieren mich. Wir kennen uns lange, da gibt es keine Probleme." Auch einer wie Jan Velkoborsky ordne sich unter, mische sich nicht in die Trainingsgestaltung ein, sagt Petr Dvorak über den Ex-Coach des FC Bad Kötzting: ,,Er war früher ja Profi und weiß, was seine Aufgabe ist. Er ist schließlich als Spieler nach Zandt gekommen." Velkoborsky war einer der Spieler, die die Lücken der Sommer-Abgänge schließen halfen. Die offizielle Losung vor der Saison war die Konsolidierung, die zumindest in einen einstelligen Tabellenplatz münden sollte. ,,Wir haben vier Stammspieler verloren. Antonin weg, Raul Crisan weg, Martin Schuster weg, Andreas Bauer weg. Diese Spieler galt es erst einmal gleichwertig zu ersetzen, das war eine schwierige Aufgabe."

Doch hat der Klub beste Argumente, für den Fußball-Standort Zandt zu werben, und steht mit sechs Neuen jetzt doch wieder an der Schwelle zur Landesliga. Dieses Ziel spricht Petr Dvorak aber nur ungern aus: ,,Nach den personellen Änderungen im Sommer haben wir nicht erwartet, dass wir ganz oben mitspielen können, deshalb ist das für uns eine schöne Überraschung. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das ist unser Ziel. Uns interessiert immer nur das nächste Spiel, was am Ende der Saison passiert, wird man dann sehen."

"Schon ein bisschen älter, aber immer noch ehrgeizig"

Also anders gefragt: Wäre Petr Dvorak auch mit Platz zwei oder - wenngleich angesichts des komfortablen Vorsprungs unwahrscheinlich - mit Platz drei zufrieden? - ,,So etwas ist nicht in unseren Köpfen drin. Wir sind zwar schon ein bisschen älter, aber immer noch ehrgeizig." Angenommen, das heißt ,,nein", wie lange hält der einzige Verfolger SC Regensburg durch? - ,,Die werden ganz sicher bis zum Ende um den Aufstieg kämpfen, ihre Ergebnisse sind total konstant. Die sind stark und vor allem stabil." Sollte Zandt das Wettrennen gewinnen, könnte sich Petr Dvorak auf ein Wiedersehen mit zumindest einem seiner Ex-Klubs in der Landesliga freuen. Doch der 36-Jährige wiegelt ab, sieht Bad Kötzting und Vilzing künftig in der Bayernliga: ,,Natürlich wären das besondere Spiele, aber nur einen Tag vorher und einen Tag nachher. Aber ich habe nicht den Ehrgeiz, gegen meine Ex-Vereine etwas Besonderes zeigen zu müssen. Ich glaube ohnehin, dass beide aufsteigen."

Für Petr Dvorak zählt jetzt der FC Zandt, für den er in den gut vier Jahren schon mehr als hundert Tore gemacht hat. Mit der Kritik an der Zandter Transferpolitik könne er indes leben, sagt der 36-Jährige: ,,Natürlich gibt es Stammzuschauer, die lieber mehr einheimische Spieler sehen würden. Aber seit ich hier bin, waren immer mindestens vier tschechische Spieler da, inzwischen sind auch welche aus Ungarn und Rumänien dazu gekommen. Für mich spielt es überhaupt keine Rolle, welche Nationalitäten ich in meiner Mannschaft habe, von mir aus kommt einer aus der Schweiz oder aus Armenien. Entscheidend sind Charakter und Qualität. Ich tue als Trainer alles, damit wir Erfolg haben."

Aufrufe: 023.11.2013, 06:00 Uhr
Jürgen ZiereisAutor