2024-05-17T14:19:24.476Z

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Ein alljährliches gesellschaftliches Vereinshighlight: Der Sportlerball. Hier werden die beiden Vorstände Willi Blumenstock und Rudi Schätzl derbleckt.
Ein alljährliches gesellschaftliches Vereinshighlight: Der Sportlerball. Hier werden die beiden Vorstände Willi Blumenstock und Rudi Schätzl derbleckt. – Foto: TSV-DJK Oberdiendorf

»Deandorf« in der Oberliga: Ein Dorf im Dauer-Ausnahmezustand

Von 1988 bis 2007 war der TSV-DJK Oberdiendorf auf Bezirkseben unterwegs, sechs Jahre davon in der "Oberliga" +++ Hans Pichler, Lothar Knon und Georg Sterl erinnern sich +++

Ein oder mehrere Aufstiege werden bei kleinen Vereinen - fernab irgendwelcher monetärer Einflüsse - immer einer sog. Generation Generation zugerechnet. Nun ist es aber so, dass die Halbwertszeit solcher Ansammlungen außergewöhnlicher Spieler allein schon aus biologischen Gründen auf maximal ein Jahrzehnt begrenzt ist. Umso erstaunlicher ist die Geschichte des TSV-DJK Oberdiendorf. Der nur rund 500 Einwohner zählende Ortsteilverein von Hauzenberg schaffte es, von 1988 bis 2017 ein gewichtiges Wörtchen auf Bezirksebene mitzureden - sieben Jahre davon verbrachten Eder, Knon & Co. Verein sogar in der nicht mehr existenten Bezirksoberliga.

Wenn schon nicht eine Goldene Generation als Erklärung für diesen sportlichen Ausnahmezustand herbeigezogen werden kann, ist es schwierig, ein konkretes Geheimrezept für eine derartige Erfolgsgeschichte ausfindig zu machen - zumindest von außen betrachtet. Für Georg Sterl, der in sechs Jahren Kreisliga, drei Jahren Bezirksliga und vier Jahren Bezirksoberliga die Beine für Oberdiendorf hinhielt und den Verein inzwischen seit sechs Jahren als Vorsitzender führt, ist diese Sache allerdings glasklar: "Maßgeblich war unser unbandiger Zusammenhalt." Der Entgegnung, dass das Miteinander bei fast allen Amateurvereinen hervorragend ist, kontert der 59-Jährige sogleich: "Aber wir waren nochmal eine Stufe drüber."


Den Trainern kam eine Schlüsselrolle zu

Der einstige Manndecker führt, um seine Aussagen zu unterstreichen, auch sogleich die ein oder andere Anekdote an. In den erfolgreichsten TSV-DJK-Jahren wurde natürlich ausführlichst miteinander gefeiert - unter anderem beim alljährlichen Sportlerball. Es wurde miteinander gearbeitet - und ein Sportgelände mit Tribüne, Vereinsheim und zwei Rasenplätzen geschaffen, das durchaus als Alleinstellungsmerkmal verstanden werden darf. Und, last but not least, es wurde trainiert, trainiert und nochmal trainiert. "Wir hatten ja einige Schichtarbeiter. Hatten diese Spätschicht, trafen wir uns am Vormittag am Sportplatz und haben Gas gegeben", erinnert sich Sterl. "Entweder der Trainer war selbst dabei oder er hat uns einen Plan gegeben." Bevor überhaupt eine Nachfrage diesbezüglich möglich ist, fügt der jetzige Vereinsboss schnell hinzu: "Und da hat sich keiner Hängen lassen. Da haben wir voll durchgezogen."

Nach Station u.a. bei Bayernligist Plattling kehrte Lothar Knon zu seinem Heimatverein zurück, bei dem er von 1992 bis 1997 Spielertrainer in der Bezirksoberliga war.
Nach Station u.a. bei Bayernligist Plattling kehrte Lothar Knon zu seinem Heimatverein zurück, bei dem er von 1992 bis 1997 Spielertrainer in der Bezirksoberliga war. – Foto: Archiv Knon

Apropos: Durchziehen. Die Ligazugehörigkeiten der Bayerwälder in den 80er, 90er und 00er Jahren spricht eine eindeutige, weil sehr erfolgreiche Sprache. 1988 ist Oberdiendorf erstmals in die Bezirksliga aufgestiegen, drei Jahre später ging es ins Oberhaus, das man dann bis 1997 halten konnte. Man wuchs gemeinsam an der jeweiligen Aufgabe. Der Kern des Teams um die Gebrüder Eder blieb zusammen und entwickelte sich weiter. Die überregionalen Schlagzeilen führten zudem dazu, dass auswärtige Kicker zum TSV wechselten. Und ganz wichtig: Den jeweiligen Trainern kam als Autoritätsperson und Fachkraft eine Schlüsselrolle zu - erst Jo Ruhhammer, dann Gerhard Madl, dann Lothar Knon, der 1992 mit Landes- und Bayernliga-Erfahrung zu seinem Heimatverein als Spieler zurückkehrte und dort bis 1997 die Fäden in der Hand hielt.


Der verlorene Sohn kam als Spielertrainer zurück

Angesprochen auf diese Jahre schwelgt der 54-Jährige sogleich in Erinnerung. Anfang der 90er wurde er in Pocking sesshaft, baute dort Haus. Gleichbedeutend mit der Betonung des Privaten war das Ende seiner höherklassigen Ambitionen. Der TSV-DJK Oberdiendorf war in dieser Phase genau die richtige Station - dort konnte er sportliche Ziele ideal mit der familiären Komponente verbinden. Er erinnert sich: "Der Zusammenhalt war gewaltig. Das war ein Haufen Verrückter. Im Training waren selbst unter der Woche 20-25 Leute. Und im Hintergrund haben die Funktionäre die Strippen gezogen." Knon kommt angesichts dieses Rückblickes so richtig in Schwung: "Das war einfach eine gewaltige Zeit für ein so kleines Dorf." Nach fünf Jahren nutzte sich der Spielertrainer etwas ab, wie eigentlich üblich im Fußballgeschäft. Man trennte sich, blieb aber im Geiste irgendwie immer zusammen. "Das ganze Gefüge hat gepasst. Es war eine super Zeit."

2007 verabschiedete sich das Team um den jungen Maiko Wandl dann nach einem Relegationsdrama von der Bezirksebene. Die bitteren Pleiten damals gegen Freyung und Wildenranna, als es zwei Niederlagen in der Verlängerung setzte, an sich möchte Abteilungsleiter Hans Pichler, der dieses Amt seit 1999 inne hat, und seine Mitstreiter am Liebsten aus dem Gedächtnis streichen. Dass man allerdings so lange im Konzert der Großen mitmischen konnte, darauf ist man sehr stolz - zumal es auch jedem klar war, dass diese Zeit relativ überschaubar bleiben wird.


Die negativen Folgen der Erfolgsgeschichte

"Natürlich wurde es irgendwann zur Normalität, gegen Mauth, Freyung, Waldkirchen und Hauzenberg zu spielen", erinnert sich Pichler, der erst als Fan, später als Funktionär hautnah dabei war. "Wir haben uns aber immer wieder selber bewusst gemacht, dass jedes einzelne Spiel auf diesem Niveau etwas besonderes für unseren Verein ist." Deshalb trauere man den genannten Jahren nicht hinterher oder versuche gar mit allen Mitteln die Uhr zurückzudrehen. Vielmehr soll die Vergangenheit Basis für eine erfolgreiche Zukunft sein. Viele Dinge, die damals ihren Ursprung fanden, sind noch heute bestehend bzw. maßgeblich. Die Sportanlage beispielsweise, oder die grundsätzlich Einstellung und Herangehensweise an den Fußball im Amateurbereich nach dem Motto: "Gemeinsam trainieren, gemeinsam siegen, gemeinsam feiern."

Die Bezirksliga-Meistermannschaft 1991: (hinten v.l.)  1.Vors. Willi Blumenstock, Ernst Pilsl, Gerhard Müller, Wolfgang Kimminger, Reiner Anetzberger, Willi Blumenstock jun., Hans Ritzer, Reinhard Krieg, Franz Eder, Günter Zieringer, Franz Süss, Trainer Jo Ruhhammer, Bernhard Sigl, Eduard Bauer, 2.Vors. Rudi Schätzl, (vorne v.l.)  Josef Gründinger †, Wolfgang Wosnitza, Günter Müller, Christian Bauer, Karl-Heinz Kronawitter, Georg Sterl und Norbert Ruhhammer.
Die Bezirksliga-Meistermannschaft 1991: (hinten v.l.) 1.Vors. Willi Blumenstock, Ernst Pilsl, Gerhard Müller, Wolfgang Kimminger, Reiner Anetzberger, Willi Blumenstock jun., Hans Ritzer, Reinhard Krieg, Franz Eder, Günter Zieringer, Franz Süss, Trainer Jo Ruhhammer, Bernhard Sigl, Eduard Bauer, 2.Vors. Rudi Schätzl, (vorne v.l.) Josef Gründinger †, Wolfgang Wosnitza, Günter Müller, Christian Bauer, Karl-Heinz Kronawitter, Georg Sterl und Norbert Ruhhammer. – Foto: TSV-DJK Oberdiendorf

Einen besonderen Leistungsdruck gäbe es für die Nachfolger der Helden von einst nicht, wie Hans Pichler versichert - zumindest nicht vereinsintern. "Seit damals ist es allerdings so, dass wir - egal in welcher Liga wir sind - immer als Favoriten gelten", berichtet der 53-Jährige. "Aber wir wissen, woher wir kommen und was wir leisten können." Ein weiteres Erbe der damaligen Hochphase ist die weitum verbreitete Meinung, Oberdiendorf investiere Geld in Beine. "Das ist doch der Neid", tritt Pichler dieser Meinung entgegen. "Das stimmt überhaupt nicht. Ich weiß gar nicht, wie diese Gerüchte aufgekommen sind. Scheinbar will man unsere langjährige gute Arbeit nicht honorieren und versucht sich das Ganze anders zu erklären."

Aktuell reiht sich der TSV-DJK Oberdiendorf in der Kreisklasse ein - im Wissen, dass Früheres nicht mehr wiederholbar ist. Wenngleich die Hoffnung auf die eine Goldene Generation, die jeder Verein irgendwann einmal hat, noch kommen wird - denn eine solche hatte der Sportklub aus dem Landkreis Passau noch nicht...

Aufrufe: 023.5.2021, 12:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor