2024-04-30T13:48:59.170Z

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Sie feuerten den TSV Friedberg im Derby gegen den BC Rinnenthal an, die Asylbewerbver des TSV Friedberg. Und mitten drin ihr Betreuer, Jürgen Pfennig (Dritter von links). 		F.: Peter Kleist
Sie feuerten den TSV Friedberg im Derby gegen den BC Rinnenthal an, die Asylbewerbver des TSV Friedberg. Und mitten drin ihr Betreuer, Jürgen Pfennig (Dritter von links). F.: Peter Kleist

»Das sind alles nette Kerle«

Die Mannschaft des TSV Friedberg III besteht aus Asylbewerbern aus dem Senegal und Syrien - und die sagten nun bei zwei Vereinen Danke

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Es war eine nette Aktion der Asylbewerber, die auf dem Autefa-Gelände in Friedberg untergebracht sind: Mit einem großen Transparent sagten sie während der Halbzeitpause beim Kreisligaspiel zwischen dem BC Rinnenthal und dem TSV Friedberg „Danke“.

„Danke BCR + TSV“ stand auf dem großen Transparent, das vor dem BCR-Sportheim gezeigt wurde. „Das mit dem Transparent war meine Idee, schließlich helfen uns die beiden Vereine, seit die Flüchtlinge in Friedberg sind – und meine Jungs haben sofort begeistert mitgemacht“, erklärte Jürgen Pfennig. Der 56 Jahre alte Versicherungskaufmann betreut die Asylbewerber aus dem Senegal und Syrien, seit sie Ende 2014 nach Friedberg gekommen sind. Und mittlerweile ist er auch ihr Fußballtrainer – gemeinsam mit seinem Co. Klaus Lohmann. „Wir haben schon im Winter angefangen, beim BCR in der Halle in Eurasburg ein bisschen zu kicken, seit dem Frühjahr durften wir dann beim TSV in den Kraftraum und in die Halle – und seit Juni trainieren wir regelmäßig im Freien beim TSV und auch bei der BCR-AH“, so Pfennig. Zudem haben die Asylbewerber Fußballschuhe vom BCR und TSV gespendet bekommen.

Pfennig ist fußballerisch „vom Fach“, war AH-Leiter und Jugendtrainer beim BCR und trainiert nun also die Truppe, die aus Senegalesen und Syrern besteht. „Uns ist natürlich im Juli der Ramadan ein bisschen in die Quere gekommen – da konnten wir nicht trainieren. Und das merken wir auch, denn in den Spielen geht uns noch ein bisschen die Kraft aus – aber das wird sich ändern“, ist Pfennig überzeugt. Der TSV III ist übrigens die einzige Fußballmannschaft in Bayern, die nur aus Asylbewerbern besteht – und bundesweit „gibt es nur zwei solcher Teams“, erklärt Pfennig.

Am Wochenende stand der erste „offizielle“ Auftritt an – in der Reserverunde spielte man beim BC Aresing II und verlor mit 2:5. „Zur Pause stand’s aber noch 2:2“, betont Pfennig. Er und seine Spieler machten in Aresing erstmals auch eine negative Erfahrung mit rassistischen Äußerungen. „Das habe ich dann auch dem Verband gemeldet“, so Pfennig, der mit seinen Akteuren bislang nur gute Erfahrungen sammeln konnte. „Das sind alles ganz nette Kerle, höflich, zuvorkommend, und es ist wirklich ein angenehmes Arbeiten mit ihnen“, erklärt der 56-Jährige. Allerdings ist es nicht immer ganz leicht, denn gerade was Zeitgefühl und Pünktlichkeit betreffe, gebe es manchmal kleinere Probleme. „Du musst die vor dem Spiel schon eine Stunde vor Treffpunkt zusammentrommeln. Sie kicken unwahrscheinlich gern, aber selbst wenn du ihnen am Tag vorher sagst, dass morgen gespielt wird, kann es sein, dass mal ein paar nicht da sind“, erzählt Pfennig.


Ein Dankeschön der besonderen Art hatten die Friedberger Asylbewerber für den TSV Friedberg und den BC Rinnenthal parat. Von diesen beiden Klubs werden sie besonders unterstützt. F.: Peter Kleist

Verständigt wird sich mittlerweile auf Deutsch und Englisch – Französisch kann Pfennig nicht. „Das klappt mittlerweile ganz gut, die bemühen sich sehr“, weiß der Versicherungskaufmann. Pfennig organisiert auch das nötige Equipment und hilft bei den Behördengängen. „Die Autefa stiftete Trainingsanzüge. Von der Sportarena gibt es neue Schuhe zum Sonderpreis, dafür muss der jeweilige Empfänger dann aber auch zehn Euro bezahlen. Wir wollen, dass sie das wertschätzen, und das tun sie auch“, erklärt er. Fußballschuhe könne man jedenfalls immer gebrauchen, und man sei für Spenden aller Art dankbar.

Die Integration der Flüchtlinge sei bislang problemlos verlaufen, und Pfennig hofft, dass das auch so weitergeht. „Mein Wunsch wäre es, dass es der eine oder andere schafft, in die erste Mannschaft des TSV zu kommen – und dass vielleicht auch mal einer vom TSV II bei uns spielt“, sagt er. Mit Djibrie Sene ist einem der Sprung nach oben schon gelungen.

Mehr als angetan ist auch Fußball-Abteilungsleiter Marcus Mendel: „Das klappt echt bestens mit den Asylbewerbern, alles läuft reibungslos.“ Am Sonntag steht auf dem TSV-Gelände dann ein großes Willkommensfest an – da spielen alle drei TSV-Teams zu Hause. „Und dann werden die Asylbewerber afrikanisch und syrisch kochen, wir haben zwei, drei gelernte Köche dabei. Und da kann dann jeder kommen“, so Pfennig. Der würde sich wünschen, dass noch ein bisschen mehr junge Leute zu den Senegalesen und Syrern kommen – und vielleicht den einen oder anderen, der ihn bei Auswärtsfahrten unterstützt.

Doch eines ist auch Jürgen Pfennig klar: Seine Mannschaft wird so nicht auf Dauer Bestand haben. „Wir haben ihnen auch klar gesagt, dass wohl nur wenige werden bleiben dürfen. Das hat ihnen schon ein bisschen einen Knacks gegeben, aber wir hoffen auch auf ein Wunder“, meint Pfennig. Diejenigen, deren Antrag positiv beschieden wird, dürften dann aber jedenfalls gut integriert sein, da ist sich Jürgen Pfennig sicher.

Aufrufe: 019.8.2015, 13:47 Uhr
Friedberger Allgemeine / Peter KleistAutor