2024-05-28T14:20:16.138Z

Ligabericht
Bärenstarke Vorstellung: Lennart Wulftange (Mitte)
Bärenstarke Vorstellung: Lennart Wulftange (Mitte) – Foto: Karl-Heinz Rickelmann

Das Prunkstück glänzt - die Nadeln stechen

Verdienter Wallenhorster 2:0-Erfolg gegen Lüstringen +++ Wille und Cleverness entscheiden

Es hatte den Charme eines DFB-Pokalspiels: Mit einem verdienten 2:0-Heimerfolg gegen den Topfavoriten SC Lüstringen machte der TSV Wallenhorst seinen Traumstart in die neue Bezirksliga-Saison perfekt. Trotz deutlich geringeren Ballbesitzanteilen verdiente sich das Team von Holger Karp den Coup gegen den SCL.

Im Vergleich zum Auswärtssieg in Georgsmarienhütte veränderte Karp seine Startelf auf der rechten Seite komplett: Für David Wilke und Mario Bonilla begannen Nils Beckmann und Lukas Borgelt. Gästetrainer Oliver Villar musste auf den gesperrten Nikola Milosevic verzichten und ließ auch ansonsten neues Personal auflaufen: Drei weitere Veränderungen gab es gegenüber der schwachen ersten Halbzeit gegen den SV Bad Laer (3:3).

Von Beginn an zeichnete sich das erwartete Bild ab: Der Favorit aus Lüstringen übernahm die Spielkontrolle, konnte sich in der Startphase jedoch keine großen Chancen herausspielen. Einzig Alexander Meyers Versuch aus spitzem Winkel ließ den Wallenhorster Puls kurz in die Höhe schnellen (6.). Anders die Roten: Nach einer Ecke scheiterte Nico Röwekamp per Kopfball am glänzend aufgelegten Luis Böhm, den zweiten Ball setzte Lukas Borgelt aus acht Metern über die Latte (15.).

Dass der SCL aus seinem prozentualen Überschuss an Ballbesitz wenig Brauchbares entstehen lassen konnte, war bis zur Halbzeitpause der Leistung des Wallenhorster Defensivverbundes geschuldet. Die Innenverteidigung mit Nico Röwekamp und Lukas Reineke ließ lediglich zwei harmlose Halbchancen von Jetfat Abrashi (23.) und Jeffrey Weber (28.) zu. Das neue Prunkstück des Wallenhorster Spiels wurde komplettiert von den unermüdlich ackernden Lennart Wulftange und Markus Lopes Victorio auf der Sechs, welche den Aktionsradius von Regisseur Ali Ahmet zwar nicht unterbinden, aber doch stark einschränken konnten.

Und offensiv? Dort stachen die Wallenhorster Nadeln erst im zweiten Durchgang. Nachdem Simon Bartke einen Hundertprozenter kurz vor dem Pausenpfiff des sicheren Schiedsrichters Jan-Niklas van der Kamp vergab, belohnte Lennart Wulftange sich und sein Team direkt nach Wiederbeginn: Nach einem eigentlich schon verteidigten Ball setzte der TSV nach, Wulftanges Schuss aus 22 Metern wurde unhaltbar für Böhm zur Führung abgefälscht (48.). Nicht nur durch das Tor bewies Wulftange, dass er für das taktische Konstrukt von Trainer Karp auf dem Weg ist, unverzichtbar zu werden.

Nach dem Gegentreffer entwickelten die Gäste zunehmenden Druck – und wurden torgefährlicher: Sercan Cams Freistoß von der rechten Bahn rettete Nils Beckmann im allerletzten Moment, die folgenden Ecke stellte die erste Herausforderung für Lennart Süllow dar, der einen verdeckten Schuss aus dem kurzen Eck holen konnte (53.). Abrashis Kopfball fünf Zeigerumdrehungen später verfehlte den Torwinkel knapp. Mit zunehmender Spieldauer wurde das Spiel immer zerfahrener, durch viele kleine Fouls und Eckstöße kam kein wirklicher Spielfluss zustande. Bis zur achtzigsten Spielminute konnte sich keine Mannschaft eine wirklich nennenswerte Gelegenheit herausspielen. Der deutlich höhere Ballbesitzanteil der Gäste wurde von der Zweikampfstärke und taktischen Cleverness des TSV unschädlich gemacht.

Das Wallenhorster Trainerteam zeigte mit seinen Einwechslungen ein goldenes Händchen: David Wilke sorgte für entscheidend neuen Schwung auf der rechten Außenbahn und belohnte sich um ein Haar mit dem 2:0: Sein Schuss von der Strafraumlinie wurde von Marius Nolte auf der Linie gerettet (85.). Mit Vincent Brüwer sorgte der zweite „Neue“ für die Entscheidung nach einem klassischen Konter und besiegelte somit eine unerwartete und hochverdiente Überraschung an der Kaisereiche.

Die in dieser Form noch nicht gekannte Leidenschaft und der taktische Reifeprozess sind das neue Faustpfand des TSV Wallenhorst, der sich durch den verlustpunktfreien Start selbst den Druck von den Schultern nehmen konnte und nun unbeschwert zum nächsten Auswärtsspiel nach Lechtingen reisen darf. Die individuelle Klasse, die durch die Abgänge vieler letztjähriger Stammspieler verloren ging, ist zwar nicht in Gänze aufzufangen – doch der neue Weg, den das Trainerteam mit jungen Spielern und einer enormen Bereitschaft, die Grundtugenden über neunzig Minuten auszuleben, zu gehen bereit ist, scheint erste Früchte zu tragen. Nach zwei Spielen steht die Maximalausbeute von sechs Zählern zu Buche – sechs Zählern, die den Grundstein bilden können, schnell ruhige Fahrwasser zu erreichen und sich nicht mit unteren Tabellenregionen beschäftigen zu müssen.

Aufrufe: 021.9.2020, 17:33 Uhr
Dennis KurthAutor