2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
– Foto: Jürgen Krüger

Das letzte Fußballspiel liegt acht Monate zurück

Mert Vargez und Vito Nicolosi haben ihr letztes A-Juniorenjahr praktisch ohne Fußball verbracht. Warum es trotzdem kein verlorenes Jahr für sie sein muss.

Das letzte Fußballspiel, das Mert Vargez und Vito Nicolosi absolviert haben, liegt acht Monate zurück. Beim 6:2 (2:0)-Erfolg der A-Junioren der SV Eidinghausen-Werste in der Bezirksliga gegen die JSG Blasheim-Lübbecke am Sonntag, 27. September 2020, stand Mert Vargez im Tor und Stürmer Vito Nicolosi erzielte drei Tore. Eine Woche später hatte die SVEW spielfrei, danach wurde der Spielbetrieb zunächst unter- später dann abgebrochen.

»Fußball ist ein wichtiger Teil meines Lebens«


Seitdem ruht der Ball. „Mir fehlt nicht nur der Sport, mir fehlen auch die Freunde. Das Zusammensein beim Training, der Wettkampf, die Zeit nach dem Spiel. Fußball ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Und ich vermisse es“, gibt der 19-jährige Mert offen zu. Der gleichaltrige Vito pflichtet ihm bei und ergänzt: „Seitdem Beginn des Lockdowns im September habe ich von meinen Mannschaftskameraden nichts mehr gehört oder gesehen.“ Und Mert lobt: „Zum Glück hat uns der Verein und unser Trainer nicht alleine gelassen.“

Die erste Zeit hatte Trainer Cagdas-Delil Turhan seinen Spielern noch Trainingspläne an die Hand gegeben und sich per Fitness-App von seinen Spielern belegen lassen, dass sie ihre individuellen Trainingspläne auch umsetzen. „Wir dachten, dass es irgendwann wieder weiter geht. Doch diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Die Werster A-Junioren trainieren immerhin dreimal pro Woche, ab September war jeder auf sich alleine gestellt. Fit gehalten haben sie sich durch selbst gestaltete Laufeinheiten plus Fitnessübungen zu Hause.

– Foto: Egon Bieber

„Das hat ganz gut geklappt, auch wenn ich natürlich nicht so fit bin wie in einer laufenden Saison“, sagt Mert. Alle zwei, drei Tage fünf, sechs Kilometer habe er nach der Arbeit auf dem Tacho gehabt. Bei Vito ist das ähnlich, er schätzt seinen momentanen Fitnesszustand bei etwa 80 Prozent ein. Mert arbeitet momentan noch im Logistikbereich, wird aber im Sommer eine Ausbildung als Industriemechaniker aufnehmen. Vito befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr als Versicherungskaufmann.

Mert glaubt nicht, dass ihm die fußballlose Zeit in seinem letzten und vielleicht wichtigsten A-Juniorenjahr individuell geschadet hat. Wohl aber dem Teamgeist. „Im Mannschaftssport ist das ein sehr wichtiger Faktor“, sagt er. Beide werden nun aus der A-Jugend entlassen und werden versuchen, den Sprung in die 1. Mannschaft (Landesliga) zu schaffen. „Das Talent ist ohne Zweifel da“, sagt ihr Trainer.


»Eines steht fest: die Jungs müssen Gas geben«


Wenn es auf Anhieb nicht klappen sollte, so versuchen sie es über das Sprungbrett der 2. Mannschaft (U 23), die in der Mindener Kreisliga A spielt. Mert und Vito hoffen, dass die Kluft zwischen Junioren und Senioren aufgrund der langen Unterbrechung nicht größer geworden ist. Ihr Trainer beruhigt. „Die Seniorenspielen stehen ja vor dem gleichen Problem. Auch sie konnten nicht trainieren oder spielen“, sagt der in Löhne-Mennighüffen lebende Turhan. Klar würden die Automatismen fehlen, das Spielverständnis, die Laufwege – aber, in ein paar Monaten könnten die Defizite aufgeholt sein.

„Eines steht fest: die Jungs müssen Gas geben. Ob sie dann 1:1 wieder hergestellt sind, kann ich aktuell nicht beurteilen.“ Dazu gibt der B-Lizenzinhaber noch weitere sportfachliche Einschätzungen ab: „Ich denke, dass den Jungs die Jugendzeit in ihrer Entwicklung fehlen wird. Das ist natürlich schade. Keine Laufeinheit der Welt kann fehlende Spielpraxis ersetzen, keine Zoom-Einheit ersetzt eine praktische Stabilisationseinheit. Das Training mit taktischen Abläufen kann man online nicht wettmachen, genauso wenig lassen sich am Bildschirm Spielzüge einstudieren.

In welchen Fitnesszustand sich seine Mannschaft befindet, wird Cagdas-Delil Turhan herausfinden, denn nach den ersten Lockerungen seit Pfingstsonntag möchte er seine „alte“ A-Jugend so schnell wie möglich zusammentrommeln. Neben Training soll es auch einen ordentlich Saisonabschluss geben. Sollte die Inzidenz im Kreis Minden-Lübbecke noch drei weitere Tage stabil unter 50 liegen, dann stünden in der kommenden Woche die Aufhebung der Beschränkungen draußen auf Sportanlagen im öffentlichen Raum an. Mert Vargez und Vito Nicolosi sind jetzt schon „heiß wie Frittenfett“. Und auch Trainer Cagdas-Delil Turhan kann es kaum erwarte, endlich wieder auf dem Fußballplatz zu stehen. „Das wird spannend“, sagt er.

Aufrufe: 026.5.2021, 06:00 Uhr
Jürgen KrügerAutor