2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Nicole Seidl

Das Kreuz mit den Verletzungen

Was macht eigentlich Sebastian Hofmann?

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Sinsheim. Wahrscheinlich hätte Sebastian Hofmann als Leichtathlet oder Fechter ebenfalls eine erfolgreiche Karriere hingelegt. Unter Umständen sogar erfolgreicher im Vergleich zu seiner Fußball-Laufbahn, die den gebürtigen Sinsheimer immerhin zu 24 Zweitliga-Einsätzen führte.

Anfang der 1990er Jahre mischte der leichtfüßige Offensivspieler zusammen mit seinem ein Jahr älteren Vereinskollegen beim SV Rohrbach/S., Marc Welker, die Nachwuchsmannschaften in ganz Nordbaden auf. Der größte Erfolg war der Gewinn der Badischen Meisterschaft, damals in einer Spielgemeinschaft mit der SG Kirchardt. "Das war die Krönung unserer jungen Jahre", ist Hofmann dieser Erfolg fast 30 Jahre später genauso wichtig wie sein erster Profivertrag.

Dabei war anfangs nicht klar, in welcher Sportart das Allround-Talent seine gesamte Freizeit fürs Training stecken sollte. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr sorgte "Basti" im Fechten für Furore, heimste im Degen sowie Florett den Badischen Meistertitel ein. Er sagt: "Das ist eine sehr stressige Zeit gewesen, aber gerade als es auf die weiterführende Schule ging, stellte sich die Frage nicht wirklich für mich. Fußball war und ist schon immer meine Leidenschaft, deshalb musste das Fechten zurückstecken."

Während er in der Jugend des Karlsruher SC Fuß fasste und es schnurstracks auf eine Profikarriere zuging, machte er im Sinsheimer Wilhelmi-Gymnasium sein Abitur und gleichzeitig die Leichtathletik-Abteilung des TV Sinsheim auf sich aufmerksam. "Die haben immer wieder angefragt, ob ich dort nicht anfangen möchte", erzählt Hofmann, der zu Schulzeiten ohne spezifisches Training 2,05 Meter im Hochsprung über die Latte flog.

Diese Idee hat er allerdings auch zügig abgehakt, es sollte der Fußball sein. Nach einem kurzen Abstecher zum SV Sandhausen führte ihn sein Weg zurück zum KSC und nach der Jugendzeit klopfte die mittlerweile in der Regionalliga angekommene TSG Hoffenheim bei ihm an. Als 18-Jähriger durfte der Linksfuß bei den Profis unter Hansi Flick mittrainieren und kam an den Wochenenden hauptsächlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz.

Im Spätjahr 2003 vermasselte ihm sein Körper den ersten großen Höhepunkt. Statt auf dem Rasen beim historischen DFB-Pokalsieg im Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen zu stehen, saß er dick eingepackt mit einer Grippe auf der Tribüne. In den folgenden Jahren erlitt er stets zu den ungünstigsten Zeitpunkten schlimme Verletzungen.

Vorher stand jedoch die Entscheidung, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, fest. Ein Wadenbeinbruch 2006 warf ihn so weit zurück, dass es den Anschein hatte, nie wieder schmerzfreien Hochleistungssport betreiben zu können. Im Frühjahr 2007 schrieb sich Hofmann in der Heidelberger Universität für ein Sportwissenschaftsstudium ein. Die Wohngemeinschaft mit seinen beiden Kumpels Marc und Oliver Söder aus Mühlbach war schon angemietet und der Umzug stand unmittelbar bevor.

Hofmann denkt an die entscheidende Woche im Mai 2007 zurück. "Damals spielte ich beim VfB Stuttgart in der U23, wir hatten die letzte Trainingswoche der Saison und genau in selbiger konnte ich zum ersten Mal seit rund einem Jahr schmerzfrei Fußball spielen. Rainer Adrion war damals mein Trainer und auf seine Initiative bot der VfB mir einen neuen Vertrag an. Da wusste ich, dass ich es doch noch einmal versuchen würde."

Es wurde also nichts mit der studierenden Fußball-Kumpels-WG, "Basti" biss die Zähne zusammen und startete in Stuttgart richtig durch. Für die U23 schoss er sieben Tore in den ersten acht Drittliga-Saisonspielen, der Schritt in die Bundesliga-Mannschaft lag auf der Hand. Der damalige Trainer Armin Veh ließ Hofmann im Abschlusstraining vor einem Spieltag in der Stammelf für den verletzten Mario Gomez auflaufen. Das Ende des Trainings erlebte er allerdings nicht mehr auf dem Rasen. "Ich habe mir einen Innenbandriss im Knie zugezogen", erzählt er von seinem denkbar knapp verpassten Bundesliga-Debüt.

Im Jahr darauf unter Markus Babbel gab es die gleiche Voraussetzung vor einem Spieltag, die Startelf am Tag winkte. Dieses Mal brach sich Hofmann den Mittelfuß und fiel wieder lange Zeit aus. So viel Pech ist kaum zu fassen, Hofmann bläst heute deswegen aber kein Trübsal: "Stuttgart war insgesamt eine traumhafte Zeit für mich, ich habe dort sehr gerne gelebt und wenn ich nicht dort gewesen wäre, hätte ich meine Frau Julia nicht kennenlernen können." Zusammen hat das paar zwei Kinder, Livia (10 Jahre) und Rafael (8).

Nach so vielen schweren Verletzungen und als nicht mehr ganz junger Profi, war die Tür nach oben langsam zu für den Sinsheimer, der noch bis 2010 beim VfB in der U23 als Führungsspieler blieb und dann zum FC Ingolstadt in die 2. Liga wechselte. Rein sportlich betrachtet hatte er dort seine erfolgreichste Zeit mit 24 Einsätzen und vier Toren. In diesem Jahr lief er mit Ingolstadt im DFB-Pokal bei der TSG Hoffenheim auf und ist bis heute der einzige gebürtige und in seinen Jugendjahren in Sinsheim lebende Fußballer, der das in einem Pflichtspiel tat. Doch dabei, man kann es leider erahnen, verletzte er sich erneut schwer. Es folgten zwei Jahre beim SSV Jahn Regensburg inklusive Syndesmosebandriss und Ellbogenbruch, ehe er seine Profikarriere beendete und seine Fußballzeit beim FC Nöttingen in der Ober- und Regionalliga sowie beim GSV Maichingen in der Landesliga ausklingen ließ.

Heute wohnt die vierköpfige Familie Hofmann in Remseck bei Ludwigsburg. Der 37-jährige Familienvater arbeitet als Marketing Manager bei Syntegon und unterstützt Robert Schneider sowie dessen Spielerberatungsagentur Avantgarde. "Mittlerweile reizt es mich sehr, ins Vereinsleben zu gehen", verrät Hofmann, der den Übergang vom Profifußballer in den Beruf bravourös gemeistert hat.

Die knapp entgangenen Bundesliga-Einsätze vermisst er nicht und sagt: "Ich weiß, dass ich es draufhatte und auch eingesetzt worden wäre. Wer weiß, wie es ansonsten gekommen wäre, wenn ich eventuell Stuttgart verlassen hätte, als ich 2008 ein Angebot von Hansa Rostock hatte. Dann hätte ich meine Frau nicht kennengelernt und wir hätten keine zwei Kinder zusammen. Also ist es so, wie es jetzt ist, perfekt."

Aufrufe: 023.5.2021, 12:30 Uhr
red.Autor