2024-05-24T11:28:31.627Z

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Tor für die Falken: Die Handicap-Mannschaft aus Bergrath hatte sichtlich Freude am Turnier auf eigener Anlage. Foto: Tobias Röber
Tor für die Falken: Die Handicap-Mannschaft aus Bergrath hatte sichtlich Freude am Turnier auf eigener Anlage. Foto: Tobias Röber
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Das etwas andere Fußballteam

Seit mehr als vier Jahren gibt es bei Falke Bergrath eine Handicap-Mannschaft, die jetzt auch in einer Liga spielt

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„Sechs Wochen Ferien sind vorüber. Jetzt will ich wieder Bewegung sehen!“ Markus Muhr gibt zu Beginn der Trainingseinheit klare und deutliche Anweisungen. Unmittelbar darauf steht zunächst das Aufwärmen mit Dehnübungen auf dem Programm. Danach folgen Ballführung, Passspiel, Zweikampfverhalten mit Torschuss und, natürlich, das abschließende Spiel auf zwei Tore. Gewöhnliche Übungen für ein außergewöhnliches Fußballteam. Gemeinsam mit seiner Frau Arni trainiert Markus Muhr seit inzwischen mehr als vier Jahren die Handicap-Mannschaft des SV Falke Bergrath. In ihr trainieren und spielen 15 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Alter von sieben bis 25 Jahren mit und ohne Förderbedarf.

Jeden Freitagnachmittag treffen sich die Spielerinnen und Spieler im Willi-Bertram-Stadion, um ihre Koordination und die Fertigkeiten am Ball zu verbessern. Mit Beginn der Saison 2018/2019 hat sich nun einiges verändert: Seit dem 1. August ist die Handicap-Mannschaft der Falken im Rahmen der FVM-Liga inklusiv in den offiziellen Spielbetrieb des Fußballverbands Mittelrhein integriert. Am vergangenen Sonntag wurde der erste Spieltag der U17-Altersklasse in Turnierform auf dem Kunstrasenplatz in Bergrath ausgetragen. Dabei maßen sich die Falken mit den Mannschaften des VfB 08 Aachen, des ASV Sankt Augustin sowie mit drei Teams des gemeinnützigen Vereins „Tabalingo“ aus Stolberg. Durchaus erfolgreich: Gegen Aachen und Tabalingo III gelangen 1:0-Siege, vom ASV Sankt Augustin trennten sich die Falken mit einem 1:1-Unentschieden, gegen Tabalingo I und II unterlag Bergrath jeweils knapp mit 0:1.

Das Fazit von Falkes Jugendleiter Norbert Wergen war positiv. Resonanz und Stimmung seien großartig gewesen. Sein Dank ging auch an die Schiedsrichter Ruth Butzen, Nikolaus André und Klaus Frohn, die mit der Leitung der Partien keinerlei Schwierigkeiten hatten. Der Spaß stand eindeutig im Vordergrund. Im Wechsel wird dieses Turnier nun künftig bei den teilnehmenden Vereinen ausgerichtet.

Im Tor der Falken stellte Maximilian Muhr sein Können unter Beweis. Der Sohn von Arni und Markus Muhr ist ein Spieler mit Handicap und ist in gewisser Weise der Initiator der Bergrather Handicap-Mannschaft. Denn als seine Schwestern Angelina und Annalena begannen, bei den Falken Vereinsfußball zu spielen, wollte der Bruder nicht nachstehen. „Es bestand jedoch keine Chance, dass Maximilian in einer regulären Mannschaft würde spielen können“, denkt Markus Muhr zurück. Da beide Eltern die damaligen D- und aktuellen B-Juniorinnen der Falken trainierten beziehungsweise trainieren, war der Weg zum inzwischen ehemaligen Jugendleiter Norbert Wergen (heute stellvertretender Jugendleiter) aber nicht weit. „Wir sind mit der Idee, eine Handicap-Mannschaft zu gründen, an ihn und die weiteren Verantwortlichen der Falken herangetreten und haben sofort Unterstützung gefunden“, berichtet Arni Muhr. Innerhalb kürzester Zeit waren zahlreiche Fragen, etwa in Sachen Versicherung, geklärt und der Aufbau der Mannschaft konnte beginnen. „Wir haben die Idee unter anderem an der Regenbogenschule in Stolberg vorgestellt, sind an weitere Schulen gegangen und haben darüber hinaus das Jugendamt in Eschweiler über unser Vorhaben informiert“, so die Trainerin. Mundpropaganda und die Sozialen Medien taten ihr übriges, so dass bald ausreichend Spieler zur Verfügung standen. Wobei das „Einzugsgebiet“ von Eschweiler bis in das belgische Eynatten reicht.

Natürlich sei es zu Beginn des Projekts auch notwendig gewesen, Hemmschwellen abzubauen. „Manche Eltern tun sich schwer, sich einzugestehen, dass ihr Kind ein Handicap aufweist“, bringt es Markus Muhr auf den Punkt. Doch eventuelle Hindernisse und Bedenken konnten schnell überwunden werden. „In dieser Mannschaft steht nicht die Leistung im Vordergrund, sondern der Spaß. Die Spieler sollen ohne Druck und Überforderung etwas lernen. Aber natürlich gibt es klare Regeln und Ehrgeiz ist keinesfalls verboten, sondern gewünscht und absolut vorhanden“, stellt Arni Muhr, die bei den Falken auch als Jugendschutzbeauftragte fungiert, klar. Die Mannschaft um die Gründungsmitglieder und „Urgesteine“ Maximilian, Luca sowie Ricarda und Claudia aus Eynatten ist im Verein vollständig integriert und akzeptiert. „Bei nahezu allen Spielern konnten und können wir Fortschritte in der Koordination, den Bewegungsabläufen und nicht zuletzt in Sachen Selbstbewusstsein feststellen“, so das einhellige Zwischenfazit von Arni und Markus Muhr, die in ihren Ämtern als Trainerin und Trainer tatkräftig von den Töchtern Annalena und Angelina unterstützt werden. Und so haben alle Teilnehmer am Projekt „Handicap-Mannschaft“ beim SV Falke Bergrath noch einiges vor: Kurzfristig die weitere Teilnahme an der Premierensaison der FVM-Liga inklusiv in der Altersklasse U17. Mittelfristig soll dann eine „Ü17“-Mannschaft für Jugendliche und Erwachsene das Angebot erweitern. Verstärkungen sind jederzeit herzlich willkommen. Trainiert wird im Willi-Bertram-Stadion an jedem Freitagnachmittag außerhalb der Ferien von 15 Uhr bis 16.30 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Falken unter www.falke-bergrath.de.

Seit mehr als vier Jahren aktiv und nun offiziell in den Spielbetrieb des Fußballverbands Mittelrhein integriert: Die Handicap-Mannschaft des SV Falke Bergrath mit dem Trainerduo Arni (links) und Markus Muhr (rechts) macht einen Teil der neu ins Leben gerufenen Liga inklusiv aus. Foto: Andreas Röchter

Die neue FVM-Liga inklusiv

Die Liga inklusiv des Fußballverbands Mittelrhein soll eine Spielklasse für alle sein. In den Mannschaften spielen Mädchen und Jungen, Frauen und Männer sowie Spieler mit und ohne Handicap oder Förderbedarf gemeinsam. Ein Team hat dabei jeweils sechs Spieler plus Torwart auf dem Feld, wobei immer drei Aktive mit einem Handicap auf dem Platz stehen müssen. Offiziell hat die FVM-Liga inklusiv, die aus der vor gut 15 Monaten gegründeten Fußballliga inklusiv hervorgegangen ist, ihren Spielbetrieb am 1. August aufgenommen. In Zukunft soll es insgesamt drei Staffeln geben: eine für Kinder unter 13 Jahren (U13), eine für Jugendliche unter 17 Jahren (U17) und eine für Jugendliche und Erwachsene ab und über 17 Jahren (Ü17). In die erste Spielzeit startete die FVM-Liga inklusiv mit den Altersklassen U17 und Ü17. Es gelten die gleichen Spielregeln wie bei einem Fußballspiel, bei dem kein Spieler ein Handicap aufweist.

„Manche Eltern tun sich schwer, sich einzugestehen, dass ihr Kind ein Handicap aufweist.“

Markus Muhr,

Trainer der Handicap-Mannschaft

Aufrufe: 06.9.2018, 12:00 Uhr
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