2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
"Ich habe so vielen Leuten zu danken": der 18-Jährige Danny Blume (rechts) nach seinem goldenen Treffer für Prenzlau II. Foto: Verein
"Ich habe so vielen Leuten zu danken": der 18-Jährige Danny Blume (rechts) nach seinem goldenen Treffer für Prenzlau II. Foto: Verein

Danny Blume schreibt ein Pokalmärchen für Prenzlau

MIT GALERIE: In seinem allerersten Einsatz in einem Männerteam köpft der 18-Jährige die SC-Blau-Weiß-Reserve gegen den Schönower SV ins Finale.

Es gibt Geschichten, die kann man nicht erfinden: 107 Minuten sind in Prenzlau gegen den Schönower SV gespielt, da kommt Danny Blume für die Reserve des SC Blau-Weiß zu seinem allerersten Einsatz in einem Männerteam. 12 Minuten später köpft der 18-Jährige Energie Prenzlau ins Uckermarkpokal-Finale.

Aber von vorn: Insgesamt ging Prenzlaus Reserve dreimal in Führung, profitierte allerdings von einer 75-minütigen Überzahl nach einer tätlichen Entgleisung von Wojciech Piotr Szczupakiewicz (45.). Ein Halbfinale mit nahezu allem, was ein spannendes und dramatisches Pokalspiel braucht – positiv, wie leider auch negativ. Bereits die Ansetzung dieser Partie darf ohne Frage als brisant gelten. Schönow zu Gast in Prenzlau, so lautete auch die Final-Ansetzung des Vorjahres, allerdings siegte damals die erste Mannschaft der Kreisstädter deutlich (4:0, 1. Mai 2016).

Zum Ostersamstag hingegen hatte sich deren zweite Vertretung für den anstehenden Kampf um den Finaleinzug qualifiziert, was wiederum bereits im Vorfeld Stoff für einige Diskussionen bot – wir kommen darauf zurück.

Das Gästeteam kam als aktuell Achter der Landesklasse-Nord zum derzeit Zwölften der Uckermarkliga an den Uckersee und galt bereits ob des Liga-Unterschiedes als klarer Favorit. Beide Teams aber konnten im laufenden Pokalwettbewerb bereits durchaus überraschen: Schönow gelangen Siege gegen Eintracht Haßleben, VfB Gramzow und den Angermünder FC, während Prenzlau den Tantower SV, Einheit Grünow, Germania Lychen und den Heinersdorfer SV aus dem Rennen warf.

Dementsprechend trumpften die Gäste auch von Beginn an auf. Prenzlau griff zwar früh an, schob die Abwehr hoch, im Angriffszentrum aber gelang trotz gefährlicher Hereingaben zunächst wenig. Auf der anderen Seite aber brannte es in Minute neun bereits lichterloh. SC-Schlussmann Nico Hannemann war nach einem Konter über links bereits geschlagen, Wellington Schäfer rettete in letzter Sekunde quasi auf der Torlinie.

Schönow probierte es weiter sehr engagiert, die nächste Torchance aber erarbeite sich Jeromé Schulz für die Platzherren nach einem langen Ball. Aus seinem Pressschlag mit dem sehr aufmerksamen SV-Torwart Roland Galinski jedoch ging der Goalie als Sieger hervor (16.). Das Spiel lebte insbesondere von pfeilschnellen Konteraktionen auf beiden Seiten.

Schönows Angreifer Aboozar Hassanzada konnte die bis dahin beste Möglichkeit der Gäste nicht verwerten, allein vor Hannemann verzog der 18-Jährige knapp links am Kasten vorbei (18.). Es ging auf und ab, eine ebenso unterhaltsame wie ausgeglichene Partie, bei der einerseits der Klassenunterschied pro Schönow kaum sichtbar wurde, anderseits das legitime Auffüllen aus Prenzlaus Landesligaauswahl gewiss mithalf.

Zählbares notierten die 85 Zuseher dann in der 27. Minute. Marcel Blume servierte von außen toll in die Mitte, wo Prenzlaus Kapitän Marcus Schröder routiniert abschloss – 1:0. Lange aber mussten die SV-Anhänger nicht warten, kaum sieben Minuten später egalisierte Schönow völlig verdient. Nach einem Freistoß von rechts nickte Bartosz Tatarczuk sicher zum 1:1 ein (34.). Alles sah nach einem leistungsgerechten Remis zur Halbzeit aus, quasi mit dem Pausenpfiff aber eskalierte die bislang durchaus fair geführte Partie erstmals. Für ein klares aber eher taktisches Foulspiel von Prenzlaus Spielführer Marcus Schröder gab's verdient ebenso den Gelben Karton wie auch gegen Jaroslaw Filiks fürs verbale Nachtreten – sprich: Meckern.

Schlimm genug, aber plötzlich lag der Sünder (Schröder) schmerzverzerrt im Gras. Der durchweg besonnene Referee Niklas Wiese aus Vierraden ahndete die Attacke von Schönows Stürmer Wojciech Piotr Szczupakiewicz sofort und verwies den 30-Jährigen wegen dessen üblen Nachtretens direkt des Feldes (Rot, 45.).

Das war einer der Knackpunkte in der Partie, Schönows Angreifer aber entschuldigte sich später in der Kabine. Abpfiff – Halbzeit und nicht nur die Zuschauer hatten im strömenden Regen ausreichend Gesprächs- und Diskussionsstoff während der Pause.

Mit dem Wechsel ersetzte Prenzlaus Trainer Andreas Lemcke den offenbar angeschlagenen Denny Zabel auf der rechten Seite, Andy Schwarz rückte für ihn in die Defensive nach. Etwas erstaunlich allerdings: Die Schönower Trainercrew sah angesichts der nun folgenden mindestens 45-minütigen Unterzahl keinen Grund für personelle Umstellungen. Und Prenzlau kam besser aus der Kabine. Noch-A-Junior Ricardo Ludwig tobte wie entfesselt über die rechte Außenbahn und schaffte eine Hereingabe in die Mitte. Verteidiger Wellington Schäfer eilte mit und probierte sich per Kopf – Pfosten (46.).

In einer entsprechenden Liga-Partie wäre das Duell vermutlich friedlich unentschieden geendet, der Pokal aber verlangt zwingend einen Gewinner. Das Match wogte weiter hin und her, auf beiden Seiten stimmten Wille und Einstellung, aber wirkliche Vorteile blieben verborgen. Die Gäste als Favorit in Unterzahl probierten wenig, deutlich mehr fiel den Gastgebern aber auch nicht ein – ein intensives, aber weiter ausgeglichenes Pokal-Halbfinale.

Da helfen manchmal Standards, Spezialist dafür auf Energie-Seite: Marcel Blume. Von der rechten Seite zog der 22-Jährige das Leder mit links butterweich vor den Galinski-Kasten, Jaroslaw Filiks reagierte am schnellsten und markierte die zweite Führung für sein Team zum 2:1 (62.). Vorteil Prenzlau? Denkste!

Keine fünf Minuten lief die Partie wieder, da kassierten die Gastgeber den nächsten Ausgleich. Wieder ein Freistoß, die SC-Verteidigung konnte vor dem eigenen Tor nicht wirklich klären. Dariusz Szmulski setzte nach und schob zum abermals verdienten 2:2-Ausgleich ein (67.). Was für eine Partie, und wieder war längst noch nichts entschieden.

Schönow drehte auf, gewann mehr und mehr Feldvorteile und schaffte auch einzelne Torabschlüsse – es blieb aber zunächst beim 2:2. SC-Rückhalt Nico Hannemann musste abermals aus höchster Not retten, mit der nächsten Glanztat hielt der 23-jährige Torwächter nach einem Schuss von halb-rechts das Remis fest. Der unermüdliche Jeromé Schulz hatte die Chance zur Entscheidung, diesmal ging sein Kopfball rechts am Schönower Kasten vorbei – sehr knapp (90.). Kurzum, es blieb beim 2:2 nach den regulären 90 Minuten, so wirklich hatte hier bislang keiner einen Sieg verdient. Verlängerung, noch einmal 30 Minuten, die Gäste weiterhin in Unterzahl.

Inzwischen sickerte das Last-Minute-Resultat der parallel ausgetragenen Halbfinalpartie in Schmölln durch – der Kreisligist stand bereits als Finalist und damit als Gegner des Siegers der Partie im Uckerstadion fest.

Zurück nach Prenzlau, denn hier war noch längst nicht Feierabend – wieder starteten die Gastgeber besser, auch in diesen dritten Abschnitt. Und wieder verpasste Jeromé Schulz nur um Haaresbreite (99.), auch der Schuss vom eingewechselten Lukas Theel schrammte nur knapp am Galinski-Gehäuse vorbei (101.).

Abermals Pause, noch einmal Seitenwechsel. Nach dem Wiederanpfiff schienen die Vorzeichen deutlich: offensichtlich wollte sich Schönow – dezimiert und mit den Kräften längst am Limit – ins Elfmeterschießen retten, verständlich. Prenzlau hingegen suchte die spielerische Entscheidung, viel Zeit aber blieb nicht mehr. SC-Coach Andreas Lemcke wechselte noch einmal. Mit einem goldenen Händchen, wie sich sehr bald herausstellen sollte

Am Montag feierte er noch ausgelassen seinen 18. Geburtstag beim Mannschaftsabend der A-Junioren, nun stand er aufgeregt an der Seitenlinie: Danny Blume betrat in Minute 108 den Rasen zu seinem allerersten Einsatz in einem Männer-Team, er kam für Sebastian Turowski und übernahm prompt die Stürmeraufgaben. Derweil drückten die Platzherren weiter nach vorn. Marcel Blume – insgesamt Prenzlaus Bester an diesem Nachmittag – passte auf der rechten Seite noch einmal auf Lukas Theel, wieder jedoch blieb Roland Galinski Sieger.

Nächste Chance: Jeromé Schulze bereitete abermals über rechts vor, der großgewachsene Danny Blume aber verzog nur um Haaresbreite (119.). Noch immer nicht vorbei, eine Chance sollte noch gehen. Wieder Marcel Blume über rechts, sein knapp fünf Jahre jüngerer und fast zwei Köpfe größerer Bruder Danny lauerte bereits in der Mitte. Direkte Freistoßflanke – Kopfball – unhaltbar und drin!

Es gibt so Geschichten, die kann man nicht erfinden, so richtig begriffen hatte sie zunächst auch kaum einer im weiten Rund. Prenzlaus Zweite im Finale dank eben auch einer solch herrlichen Story. "Das war die beste Woche, die ich je hatte", wird der Goalgetter später sagen. "Ich habe so vielen Leuten zu danken".

Für Schönow war sicherlich mehr drin. Und ja, Prenzlau hat die Mannschaft aufgefüllt, aber auch dafür gibt es Regeln. Genauso wie für eine Tätlichkeit und einen Reserveplatz im Kreispokal. Diesbezüglich gab es bereits im Vorfeld unsachliche Entgleisungen. Allerdings waren sowohl die generelle Spielberechtigung des Schönower SV als auch die aller eingesetzten Spieler des SC Prenzlau komplett regelkonform.

>>>Alle Daten und Fakten zum Spiel sowie die Wahl zum Mann des Tages findet Ihr im ausführlichen Liveticker zum Spiel!

Aufrufe: 018.4.2017, 07:33 Uhr
Ulrike SchwahnAutor