2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Mit kurzer Unterbrechung seit sieben Jahren für Hankofen am Ball - und das mit 25: Tobias Beck ist eine zentrale Figur beim Bayernligisten.
Mit kurzer Unterbrechung seit sieben Jahren für Hankofen am Ball - und das mit 25: Tobias Beck ist eine zentrale Figur beim Bayernligisten. – Foto: Paul Hofer

»...dann würde es aber so richtig brennen«

Wintergespräch SpVgg Hankofen-Hailing (1): Mit Trainer Gerry Huber, Tobias Beck, Teammanager Richard Maierhofer und Abteilungsleiter Georg Maierhofer

Im Gäuboden nichts Neues - déjà-vu in Hankofen: Es sollte eine weniger nervenaufreibende Saison in der Bayernliga Süd werden, doch es deutet wieder einmal alles auf ein Herzschlagfinale hin. Wie sehen die Verantwortlichen die Lage? FuPa hat sich zum Wintergespräch mit den Protagonisten der SpVgg getroffen. Im ersten Teil analysieren wir, warum sich die erhoffte Verpflichtung eines Defensivspielers zerschlagen hat, werfen einen Blick auf den bemerkenswerten Saisonverlauf, Stehaufmännchen-Qualitäten, Turbulenzen abseits des Platzes und warum der Dorfklub stolz darauf ist, in der Allianz-Arena Erwähnung gefunden zu haben.
FuPa: Anfang Dezember haben wir darüber berichtet, dass ihr in der Defensive auf einen personellen Engpass zusteuert und daher nach einem Verteidiger fahndet. Noch immer gibt`s dazu keine Vollzugsmeldung. Herrscht Panik in Hankofen?
Richard Maierhofer: Nein, das Wort Panik kennen wir hier in Hankofen auf dem Dorf nicht. Natürlich werden wir im Moment von vielen Seiten darauf angesprochen, aber damit gehen wir ganz entspannt um. Regional gibt es leider nur eine beschränkte Auswahl an Spielern und im Winter ist das Ganze natürlich noch viel schwieriger. Es hätte eine Lösung sein sollen, die uns sofort weiterhilft. Und das zu realisieren, ist eben in der Winterpause nicht ganz einfach. Wir waren mit einem interessanten Spieler in Kontakt, doch für ihn ist momentan der Aufwand für die Bayernliga zu hoch. Somit müssen und werden wir es mit den Akteuren, die uns zur Verfügung stehen, auch hinkriegen. Wenn alle Stricke reißen, muss eben Tobi (Beck, Anm.d.Red.) hinten ran. (schmunzelt) Bei Matthias Lazar, der in dieser Saison noch kein einziges Match bestreiten konnte, sieht es derzeit recht gut aus.

Warum die extrem lange Ausfallzeit?
Richard Maierhofer: Matthias hat gegen Ende der vergangenen Saison nur mit noch mit Hilfe von Schmerzmitteln auflaufen können. Er hat sich praktisch für die Mannschaft aufgeopfert. Eine Woche nach Saisonende musste er sich dann operieren lassen: Leistenbruch an beiden Beinen! Vier Wochen später ist er wieder ins Training eingestiegen, was letzten Endes zu früh war. Er hatte immer wieder Probleme, dazu kam auch noch eine Schambeinentzündung. Infolgedessen musste er lange Zeit komplett pausieren. Seit Anfang Dezember absolviert er nun wieder individuelles Training. Wir gehen im Moment davon aus, dass er in der Frühjahrsrunde voll einsatzfähig sein wird.
Richard Maierhofer (mi.) hat immensen Anteil daran, dass Bayernliga-Fußball in Hankofen möglich ist.
Richard Maierhofer (mi.) hat immensen Anteil daran, dass Bayernliga-Fußball in Hankofen möglich ist. – Foto: Paul Hofer



Eine etwas weniger nervenaufreibende Saison hätte es werden sollen, nun sieht`s aber wieder nach einer dramatischen Frühjahrsrunde aus. Auffällig ist, dass ihr letzte Saison einen starken Start hattet, Richtung Winterpause euch dann aber offensichtlich die Körner ausgingen. In der laufenden Spielzeit ist es genau umgekehrt. Wie erklärt ihr euch das?
Richard Maierhofer: Große Umstellungen gab`s im Sommer nicht, weil wir ja gar nicht so viele Neuzugänge integrieren mussten. Aber es war eben so, dass sich das Fehlen unseres Kapitäns 'Laser' (Matthias Lazar, Anm.d.Red.) negativ ausgewirkt hat. Wir sind auch dadurch sehr schwer in die Saison reingekommen. Ein Sieg aus den ersten neun Partien, das war definitiv zu wenig. Wir haben versucht, an Stellschrauben zu drehen. Tobi Beck haben wir beispielsweise in den letzten Spielen vor der Winterpause in die Innenverteidigung beordert, mit dem Ergebnis, dass wir im Spielaufbau wieder viel ruhiger agiert haben.

Tobias Beck: Wir mussten verletzungsbedingt auf einige arrivierte Kräfte verzichten. Hintenan stehen viele junge Spieler, die aber ihre Zeit brauchen. Es war wichtig, dass wir uns zum Schluss noch einmal zusammengerauft haben und Punkte eingefahren haben. Denn wenn wir diese Zähler nicht geholt hätten, dann würde es aber so richtig brennen.

Gerald Huber: Klar, wir hatten mit der ein oder anderen Verletzung zu kämpfen. Mitentscheidend für unseren schwachen Start war aber dieses Mal die Anzahl an Urlaubern. Es waren einfach zu viele! Es fehlte dann auch an der Trainingsqualität. In den letzten zwei, drei Monaten hat sich das dann alles wieder einigermaßen reguliert und in den Übungseinheiten war wieder der Zug drin, den wir brauchen. Kurzum: Die vielen Urlauber und Verletzten haben uns dazu gezwungen, dass wir am Anfang, viel mehr als uns lieb war, experimentieren mussten und keine Konstanz reingebracht haben.

Huber: »Und dann kann Donaustauf holen, wen sie wollen.«

Von vielen abgeschrieben, habt ihr aber dann wieder einmal Stehaufmännchen-Qualitäten bewiesen.
Gerald Huber: Kurz vor der Winterpause hat die Mannschaft ihr wahres Gesicht gezeigt. Insgesamt gesehen wäre viel mehr drin gewesen. Die Weiterentwicklung der Mannschaft hat drei Monate länger gedauert als ich gedacht habe, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir gut aus der Winterpause starten werden. Gerade weil in den letzten Spielen vorm Winter ein klarer Aufwärtstrend erkennbar war. Und dann kann Donaustauf holen, wen sie wollen. Wir haben trotzdem eine Chance gegen sie.

Psychologisch extrem wichtig, mit einer Serie von vier ungeschlagenen Spielen in die Winterpause gegangen zu sein.
Georg Maierhofer: Absolut. Nur schade, dass das Spiel in Donaustauf zum Schluss ausgefallen ist. Wir waren gut drauf - und wenn wird die Partie gewonnen hätten, hätten wir über dem Strich überwintert und alles wäre gut. Es ist eine verdammt enge Kiste.

Zu den Verletzten und den Urlaubern kam zu allem Überfluß im August noch der für Außenstehende völlig überraschende wie abrupte Abgang eures letztjährigen Topscorers Tobias Lermer. Wie hat sich das auf die Mannschaft ausgewirkt?
Richard Maierhofer: Sportlich fehlt er uns mit Sicherheit, obwohl er zu Saisonbeginn auch nicht die Leistungen gebracht hat, zu denen er fähig ist. Aber er wollte einfach nicht mehr. Wir hatten noch versucht, eine Lösung zu finden, er hat sich aber dafür entschieden, in Hankofen einen Schlussstrich zu ziehen. Von diesem Zeitpunkt an war die Sache dann für uns auch abgehakt.

Es gab praktisch nicht den einen bestimmten Grund. Er war über einen längeren Zeitraum einfach unzufrieden?
Richard Maierhofer: Genau, so kann man das sagen.

In der Mannschaft ist das sicher auch nicht unbedingt toll angekommen.
Tobias Beck: Ich äußere mich zu der Sache ungern, weil Tobi trotz allem immer noch ein Kumpel von uns ist. Zwischen den Verantwortlichen und Tobi ist das geklärt worden, bei dem will ich es auch belassen, alles andere wäre reine Spekulation.

Auch abseits des Platzes gab`s Turbulenzen. Hauptsponsor DEFSports hat sich noch während der Herbstrunde zurückgezogen. Kam das für euch aus heiterem Himmel?
Georg Maierhofer: Die Zusammenarbeit mit DEFSports kam ja nur durch den persönlichen Bezug zu Thomas Groß zustande (lebt in Hankofen, Anm.d.Red.). Als er dann nicht mehr Geschäftsführer war, haben wir schon damit gerechnet, dass das Unternehmen wahrscheinlich auf uns zukommt und uns eröffnet, dass das Interesse, Hankofen weiter zu sponsern, nicht sehr groß ist. Daraufhin habe ich das Trikotsponsoring übernommen. Wir sind auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor, der Interesse an uns zeigt. In der Übergangsphase - diese und nächste Saison - mache ich es eben, damit dem Verein keine finanziellen Einbußen entstehen.
Abteilungsleiter, 2. Vorstand, Sponsor: Georg Maierhofer.
Abteilungsleiter, 2. Vorstand, Sponsor: Georg Maierhofer. – Foto: Paul Hofer


Auffällig auch: Ihr zeigt zwei Gesichter - zuhause hui, auswärts pfui.
Tobias Beck
: Ich kann mir diese zwei Gesichter ehrlich gesagt auch nicht erlären. Es war auch bei den Heimspielen des Öfteren so, dass wir anscheinend das Gefühl brauchen, jetzt ist es eh schon Wurst. Da hat keiner mehr mit uns gerechnet. Es ist schon komisch, aber für uns Spieler ist das auch nicht einfach. Und auch für Gerry draußen an der Seitenlinie ist das enorm schwierig. (grinst)

Georg Maierhofer: Wir hatten in der Herbstrunde sehr viele heiße Duelle zuhause. Da ist natürlich für die Zuschauer wichtig, die Fans wollen Emotionen sehen - und die haben wir ihnen zur Genüge geliefert.

Richard Maierhofer: Unsere Heimbilanz ist richtig gut, an der Auswärtsbilanz müssen wir arbeiten, das wissen wir. Spricht aber auch für die Mentalität des Teams, nach Rückschlägen zurückzukommen.

Tobias Beck: Ich denke, das hat auch ganz viel mit der letzten Saison zu tun. Wir wissen, bei uns ist immer etwas möglich. Das hat uns der Sieg in Dachau (letzter Spieltag 18/19, Anm.d.Red.) und der damit verbunden Klassenerhalt gelehrt. Auch wenn wir in der 90. Minute das 2:3 bekommen, steht bei uns keiner drin und gibt auf. Nein, wir haben noch einen Angriff. Das ist unsere Philosophie und unsere große Stärke.

UEFA Regions Cup: Viel Aufwand, viel Ehr - viel Ertrag?

Für einen Verein wie Hankofen ist auch das Drumherum in der Bayernliga eine gewaltige Aufgabe. Trotzdem habt ihr euch mit dem 'UEFA Regions Cup' zusätzlich ein großes Projekt aufgehalst. Warum?
Richard Maierhofer
: Für uns war das eine gute Erfahrung, mal zu sehen, was da alles gefordert ist. Es war zweifelsohne auch eine Belastung, aber es hat sich rentiert und wir haben es gerne gemacht.

Georg Maierhofer: Die Idee entstand in der letzten Saison, als zum Eröffnungsspiel gegen die Junglöwen auch BFV-Präsident Dr. Rainer Koch da war und wir den Wunsch geäußert hatten, mal ein Jugend-Länderspiel austragen zu dürfen. Es wurde dann der 'Regions Cup', der für uns eine gute Plattform war, wo wir uns von unserer besten Seite präsentieren konnten, auch wenn zuschauermäßig nicht so viel los war. Aber: Welcher Verein bekommt schon kostenlos Werbung in der Allianz-Arena? Denn bei einem Bayern-Spiel wurde der 'Regions Cup' mit Verweis auf die Spielorte per durchlaufender Bandenwerbung angekündigt. Wir können uns durchaus vorstellen, wieder einmal so ein Event in Hankofen auf die Beine zu stellen.

Das Gespräch führte Mathias Willmerdinger. Im zweiten Teil geht`s um die Motivation im ständigen sportlichen Überlebenskampf und wir werfen einen Blick auf die lokale Konkurrenz und den umkämpften Spielermarkt in Niederbayern.

Aufrufe: 030.1.2020, 13:01 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor